Leopardenblut (German Edition)
Versuchung auf Hoffnung nachzugeben. Sie ging zu Lucas und sah ihm in die Augen. „Du musst das nicht machen“, sagte sie noch einmal flehend.
„Doch, das muss ich. Ich gehöre dir.“ Er legte sein ganzes Herz in seinen Kuss.
Und ihres zerbrach.
„Fangen wir an“, flüsterte sie, denn sie konnte es nicht länger ertragen. Wenn sie nur einen Augenblick darüber nachdenken würde, was sie gerade im Begriff war zu tun, würde sie vielleicht davor zurückschrecken, würde Brenna vielleicht den Qualen und dem Tod überlassen, nachdem ihr Verstand mit Gewalt aufgebrochen und weggeworfen worden war. Allein der Gedanke an eine solche Möglichkeit ließ Sascha um ihre Seele fürchten.
Sie spürte, wie Lucas sie in seinem Kopf willkommen hieß. Obwohl er kein Medialer war, fühlte es sich fast so an, als würde er die Schilde herunternehmen. Für ihre Zwecke musste sie nicht ganz hineingehen. Sie schuf eine oberflächliche Verbindung, die es ihr erlaubte, ihm Informationen weiterzugeben und gleichzeitig seine Witterung auszustrahlen.
Das würde den Eindruck eines Gestaltwandlergehirns verstärken, den sie mithilfe von Rinas Denkstrukturen hervorrufen wollte. Die Gehirne der Gestaltwandler unterschieden sich so deutlich von denen der Medialen, dass eine Verwechslung eigentlich unmöglich war. Dennoch konnte Sascha vielleicht den Mörder lange genug irreführen, um ihn zu entlarven.
„Stell dich nicht unnötig bloß.“
Sascha nickte. Sie musste sich so oder so vom Medialnet trennen, aber sie wollte ihnen nicht zeigen, wie stark ihre empathischen Fähigkeiten waren. Falls es noch andere wie sie gab, würden diese dadurch weiterhin geschützt sein. „Wenn ihn der Köder nahe genug heranlockt, brauche ich das nicht. Aber wenn er vorsichtig ist, muss ich ihm ein interessanteres Opfer bieten.“
In Lucas’ Augen flammte Widerspruch auf, aber er versuchte nicht, sie davon abzuhalten. Das Alphatier in ihm hatte begriffen, dass er sie nicht herumkommandieren konnte. „Komm zu mir zurück, Sascha. Versprich mir, dass du die Verbindung eingehst.“
Brennas Schreie hallten immer noch in ihrem Kopf, sie musste sich beeilen. „Versprochen.“ Sie beugte sich vor, gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mund und hätte nur zu gerne noch eine Stunde, einen Augenblick, ein ganzes Leben mit ihrem Liebsten gehabt. „Danke, dass du mir das Leben gezeigt hast.“
Seine Hand lag auf ihrem Nacken und in den Jägeraugen stand sein brennendes Verlangen. „Zeig mir deinen Dank, indem du am Leben bleibst. Halte dein Versprechen.“
Geh die Verbindung ein.
Sascha zwang sich zu einem Nicken. „Fangen wir an.“ Sie zog ihn zum Sofa. Er ließ sich darauf fallen und streckte sich der Länge nach aus. Ohne Widerspruch kletterte sie auf ihn, legte den Kopf an seine Brust und die Arme um seinen muskulösen Oberkörper.
Sie hörte seinen Herzschlag und spürte seine Lebendigkeit unter dem grauen Baumwoll-T-Shirt. Wie konnte er erwarten, dass sie ihm das nahm? Wie konnte er sein Rudel dazu zwingen, ohne ihn weiterzumachen? Sie war dieses Opfer nicht wert. Sie gehörte einer Rasse an, die schon vor hundert Jahren ihre Menschlichkeit abgelegt hatte.
„Bist du bereit?“ Eine sanfte Hand strich über ihr offenes Haar.
Sie würde nie dazu bereit sein, sie beide zu töten. Aber die Alternative war noch schrecklicher. „Ja. Judd und Sienna werden gleich mit der Ablenkung anfangen.“ Sie holte tief Atem, schloss die Augen und fand ihn.
Lucas’ Flamme war ein warmes, reines Licht. Er öffnete ihr jeden Winkel seines Verstandes, aber sie ging nicht hinein, konnte es jetzt nicht ertragen. Vielleicht hätte es sie zerstört, zu sehen, wie viel er für sie empfand. Stattdessen verschmolz sie mit der obersten Schicht seines Bewusstseins, bis seine Gedanken so fein in ihr widerhallten, dass ihre Denkstrukturen nach außen anders erschienen, sich aber nicht vollständig veränderten.
Unter Lucas’ beruhigendem Herzschlag öffnete sie ihr geistiges Auge. Sie befand sich immer noch geschützt hinter ihren Schilden, konnte sich immer noch zurückziehen, ohne sich zu verraten.
Brennas Schreie vibrierten in ihrem Kopf.
Sie konnte sich unmöglich zurückziehen. Zunächst vergewisserte sie sich, dass der heilende, strahlend helle Regenbogen in ihrem Geist gut verborgen war. Dann brachte sie einen Riss in ihren Schilden an, der möglichst natürlich aussah. Ihr Plan war relativ einfac h … vorausgesetzt, man war eine kardinale E-Mediale, die
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