Leopardenblut (German Edition)
vor. Der von ihr kreierte Fehler war zwar einzigartig, aber nicht so schlimm, um normale Mediale zu einer Nachfrage zu bewegen. Sie hatte sich auf ihre Arroganz verlassen und darauf, dass niemand von ihnen Gestaltwandler für gefährlich genug hielt, um sich mit ihnen zu beschäftigen, wie sie es bei jedem anderen Feind getan hätten.
Nach diesem kleinen Erfolg entspannte Sascha sich ein wenig. Sie spürte die überwältigende Versuchung, zurückzugehen und alle Schilde beiseitezuschieben, um Lucas’ Seele zu küssen. Sie brauchte eine Berührung und wusste, ihr Geliebter hätte trotz seines unabhängigen Wesens nichts dagegen.
Er gehörte zu ihr, so wie sie zu ihm gehörte.
Dennoch wäre es selbstsüchtig, ihn auf diese Weise einer Gefahr auszusetzen. Ein medialer Eindringling könnte ihm Schaden zufügen, wenn ihre Schilde zusammenbrachen. Lucas durfte nicht sterben. Das würde sie nie zulassen.
Etwas machte sich an ihren äußeren Schilden bemerkbar. Eigentlich waren es keine Schilde, sondern ein Frühwarnsystem, das sie sich heimlich zugelegt hatte. Aufgeregt schaute sie nach. Um Gottes willen! Warum hatte sie nicht bedacht, dass sie mit Sicherheit als Erstes dieses Bewusstsein anziehen würde?
Sascha.
Mutter. Entschuldige bitte, dass ich nicht zurückgerufen habe – ich war sehr beschäftigt. Sascha antwortete auf telepathische Weise, da sie ja nicht offiziell im Medialnet war. Hoffentlich war ihre Mutter zu abgelenkt von der Suche nach dem Mörder und der Störung der Laurens, um sie zu fragen, was sie denn getan hatte.
Einer deiner Schilde hat einen Riss. Du solltest ihn schließen, bevor irgendjemand die Gelegenheit ausnutzt, um einen Virus einzuschleusen.
Natürlich machte sich Nikita Sorgen wegen Viren. Vielen Dank.
Irgendetwas stimmt nicht mit dir. Vielleicht wäre der Besuch bei einem Mediziner angebracht.
Die Angst und das Gefühl des Verrats legten sich wie eine eiskalte Hand um Saschas Kehle. Nikita musste wissen, was mit ihrer Tochter nicht stimmte. Sie hatte es sicher schon bemerkt, bevor Sascha alt genug gewesen war, um es zu verstecken. Trotzdem gab sie ihr einen Rat, der zu ihrer Entdeckung führen konnte. Hatte sie schon einen Verdacht, wie sehr sich ihre Tochter von den akzeptierten Wegen entfernt hatte?
Meinst du, das ist wirklich nötig?, fragte sie. Es scheint mir nicht so bedeutend zu sein.
Man hat mir als Vorstand der Duncan-Familie mitgeteilt, dass du seit deiner Volljährigkeit nicht mehr zur Untersuchung erschienen bist. Nikitas Stimme hatte sich nicht verändert, aber Sascha meinte, eine Drohung darin zu hören. Es wäre vielleicht klug, sich untersuchen zu lassen, bevor sie dich dazu auffordern.
Die Erleichterung drückte sie fast zu Boden. Was immer sie auch vorhatte, zumindest wollte Nikita sie nicht an die Behörden verraten. Das war zwar nicht besonders viel, aber immerhin etwas. Ich werde mich sobald wie möglich bei ihnen vorstellen.
Du hast schon eine ganze Weile nichts mehr über das DarkRiver-Projekt berichtet. Nikita schwieg einen Moment. Ich muss jetzt gehen. Irgendetwas ist gerade an den beiden Hauptknotenpunkten passiert. Der Datenverkehr ist schon fast zum Erliegen gekommen. Mit diesen Worten verschwand Nikitas Bewusstsein so schnell, wie es gekommen war.
Sascha spürte, wie sich die Information im Netz verbreitete und stieß einen Seufzer aus. Sienna und Judd hatten es geschafft. Jeder im Medialnet befindliche Mediale würde nun zu diesen Punkten eilen und versuchen, die Störung zu beheben, bevor völliges Chaos ausbrach.
Wahrscheinlich hatten sie es schon repariert, aber es würde noch Stunden dauern, bis sie den Rückstand bearbeitet hatten. In dem ganzen Aufruhr würde hoffentlich niemand ihr eigenartiges Auftreten wahrnehme n … ausgenommen dieser eine gefährliche Mediale.
Sie dachte all das mit dem verborgenen Teil ihres Selbst, der wie ein schillernder Regenbogen hinter undurchdringlichen Mauern wartete. Nach außen hin war sie kalt und kontrolliert, schützte sich vor Entdeckung, auch wenn selbst Mediale sich in ihrer Position sicher gefühlt hätten.
Eine Ahnung von Grausamkeit streifte sie. All ihre Sinne schrien auf und sie spürte, wie ein Knurren in ihrer Kehle aufstieg. Lucas war ein Alphatier, er war zu stark. Es hätte nicht so deutlich werden sollen, aber nun musste sie es nutzen. Schnell verband sie den Zorn mit den Gedanken, die ins Netz fluteten. Die Frauen hatten ebenfalls Zorn gespürt. Wut war ein Zeichen von
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