Leopardenblut (German Edition)
außergewöhnlichen Gestaltwandlern, deren Liebe und deren Leben ihm so brutal entrissen worden waren. Doch er war nicht daran zerbrochen. Carlo und Shayla hatten gekämpft und waren ebenso mutig gestorben, wie sie gelebt hatten. Sie hatten es nicht für sich getan, sondern für ihren Sohn. Für ihn.
„Ich werde euch nicht enttäuschen.“ Er wischte die Tränen des Jungen weg, der beinahe mit seinen Eltern gestorben war. Nur der Rachedurst hatte ihn noch am Leben erhalten, als ihn schon alle anderen aufgegeben hatten.
Dieser blutige Tag und die Tage und Nächte, die ihm später folgten, hatten Lucas geformt. Sie hatten Narben hinterlassen und ihn stark gemacht. Keiner würde diejenigen verletzen, die Lucas nahestanden. Keiner würde ihm nehmen, was ihm gehörte. Er hatte bewiesen, dass er jeden tötete, der es versuchte. Jeden .
Schon beim Aufwachen hatte Sascha sich eigenartig gefühlt. Aus Angst, die Gestaltwandler würden die seltsame Traurigkeit bemerken, die sie niederdrückte, hatte sie ihr Treffen mit den DarkRiver-Leoparden abgesagt und sich lieber eine Aufgabe im Duncan-Hauptquartier gesucht. Dabei versuchte sie möglichst unsichtbar zu bleiben, damit Enrique sie nicht aufspürte.
Sie war erleichtert, als sie den forschenden Augen der anderen Medialen endlich entkommen und nach Hause gehen konnte. Die düstere Schwere in ihr war während des Tages noch stärker geworden und saß nun als stechender Schmerz in ihrem Herzen. Da sie nicht sicher war, ob der Schmerz dem schnellen Verfall ihres Verstandes zuzuordnen war oder wirklich eine körperliche Ursache hatte, dachte sie daran, einen Arzt aufzusuchen.
Doch nur einen Augenblick später verwarf sie diesen Gedanken wieder. Sie war nicht sicher, was die M-Medialen sahen, wenn sie in einen Körper hineinblickten. Was würde geschehen, wenn ihre Denkstrukturen bereits so anormal waren, dass die Mediziner es bemerkten und weitere Tests anordneten? Am besten schien es ihr, erst einmal zu schlafen. Wenn sie sich dann am Morgen noch nicht besser fühlte, würde sie versuchen, eine Behandlung zu bekommen, ohne vollkommen durchleuchtet zu werden.
Eine weitere Schmerzwelle schoss durch ihren Körper. Sie wimmerte und rieb sich die Schläfen. Ihre Augen richteten sich auf die Kommunikationskonsole. Vielleicht kannte Lucas einen verschwiegenen Arzt. Sofort schüttelte sie den Kopf. Wie konnte sie an so etwas denken? Lucas hielt die Medialen ganz offensichtlich für herzlose Maschinen. Warum sollte er ihr dann helfen?
Und warum konnte sie nicht aufhören, an ihn zu denken?
Lucas begegnete niemandem auf dem Rückweg. Er parkte den Wagen in einiger Entfernung, lief auf Pantherpfoten nach Hause und spürte die pulsierende Erde wie einen zweiten Herzschlag unter sich. Sein Versteck auf einem Baum zu erreichen war für ihn genauso leicht wie das Atmen.
Es war allerdings nicht so leicht, die Gestalt des Panthers wieder zu verlassen. Er wollte immer wieder in den Kopf des Panthers zurück, um den Schmerz des Menschen nicht mehr zu spüren. Es war eine tödliche Versuchung, die ihn zu einem gefährlichen Einzelgänger machen konnte, der sich nicht mehr an seine Menschlichkeit erinnerte, aber noch genügend Intelligenz besaß, um mehr Schaden anzurichten als normale Leoparden. Aus diesem Grund wurden Einzelgänger gejagt – sie waren viel zu gefährlich, um sie herumstreifen zu lassen. Oftmals stürzten sie sich auf ihr früheres Rudel, als ob sie noch wüssten, wer sie einst gewesen ware n … und nie mehr sein konnten.
Das instinktive Bedürfnis, seine Leute zu beschützen, ließ ihn die verführerische Stimme der jahrzehntealten Verzweiflung zur Seite drängen und er gab seinem Körper den Befehl zur Verwandlung.
Rausch und unerträgliche Höllenqualen.
Teils reines Vergnügen und teils reißender Schmerz – die Verwandlung dauerte nur ein paar Sekunden, schien sich aber ewig hinzuziehen. Er wusste, dass es von außen so aussah, als würde sich sein Körper in unzählige glitzernde Teilchen auflösen und dann wieder zu einer anderen Gestalt zusammensetzen. Es war ein wunderschöner Anblick.
Doch innerlich fühlte es sich so an, als zöge man ihm die Haut ab, damit die andere Gestalt hervorkam. Glühende Hitze durchfuhr ihn von den Fingerspitzen bis zu den Zehen. Als er die Augen öffnete, hatte er wieder menschliche Gestalt und das Tier saß in dem Käfig in seinem Kopf.
Nackt ging er unter die Dusche und stellte das kalte Wasser an. Die scharfen Nadelstiche
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