Leopardenblut (German Edition)
nicht an.
„Aber dennoch träumen Sie, Sascha, oder etwa nicht?“, sagte er sanft. „Sind Sie dann etwas anderes?“
Ihr Kopf zuckte hoch und einen kurzen Augenblick nahm er etwas Verlorenes in ihrem Blick wahr, dann rettete sie das Läuten ihres Computers. „Entschuldigen Sie.“ Natürlich hatte sie das Zimmer nicht wegen des Anrufs verlassen, sondern allein seinetwegen. Er hatte sie endlich erreicht. Wenn das Läuten sie nicht unterbrochen hätt e …
„Verflucht!“ Die Krallen sprangen aus seinen Händen, so sehr hatte er die Kontrolle verloren. Er zog sie wieder ein und jagte seiner schwer fassbaren Beute hinterher.
Sie war weg.
Ria, seine Assistentin, hatte eine Nachricht für ihn. „Sie musste irgendwas erledigen, wird aber um zwei Uhr zur Besprechung mit Zara zurück sein.“
Lucas konnte seinen Unmut nur schlecht verbergen. „Danke“, sagte er, aber sein Ton drückte etwas anderes aus.
„Tut mir leid. Ich wusste nicht, dass ich sie aufhalten sollte.“ Rias hübsches Menschengesicht blickte finster. „Du solltest mir so etwas sagen.“ Da sie seit sieben Jahren mit einem DarkRiver-Leoparden zusammen war, durfte sie mit Lucas offen reden.
„Mach dir keine Sorgen. Sie wird schon zurückkommen.“ Wo sollte sie sonst hingehen? Wenn er recht hatte, konnte ihre Einzigartigkeit dazu führen, dass die eigenen Leute sie ablehnten.
Allerdings beunruhigte es ihn, dass er sich um sie sorgte, statt zu überlegen, wie er ihre Schwäche für seine eigenen Ziele ausnutzen konnte. Diese unerwartete Entwicklung brachte sowohl Mann als auch Tier durcheinander. Wie hatte ein Feind einen Teil seiner Loyalität gewinnen können?
Sascha tauchte erst eine Minute vor zwei wieder auf. „Wollen wir hineingehen?“, waren ihre ersten Worte. Ihr Anzug war schwarz, das Hemd weiß und ihr Ton so kalt wie klirrender Frost.
Trotz seiner Besorgnis über die Gefühle, die sie in ihm auslöste, wollte er sie an sich ziehen und küssen, bis sie schnurrte. Er hatte einen Blick unter die schützende Schale geworfen und würde nicht zulassen, dass sie die Frau dahinter wieder begrub. Sascha Duncan mochte eine Mediale sein, aber er war schließlich ein Jäger.
„Auf jeden Fall.“ Er hob seinen Arm, damit sie glaubte, er gäbe sich geschlagen. Manchmal brachte ein unerwarteter Hinterhalt mehr als ein Frontalangriff. „Zara und Dorian, ein weiterer Architekt, werden da sein. Kit soll zuschauen. Ist das für Sie in Ordnung?“
„Selbstverständlich. Auf die Art habe ich das Geschäft auch gelernt.“
Sobald sie den Raum betreten hatten, wusste er, dass es Schwierigkeiten gab. Dorian stand mit dem Rücken zum Fenster, die Linien um seinen Mund traten weiß hervor, die Muskeln in seinen Schultern vibrierten fast vor Anspannung.
„Kit.“ Lucas begrüßte erst den Jugendlichen, damit der Wächter Zeit hatte, seine Gefühle unter Kontrolle zu kriegen.
„Hi, Lucas, ich habe die Entwürfe.“ Kit deutete auf den Stapel Papierrollen auf dem Tisch, sein Blick streifte kurz Sascha und wandte sich dann wieder ab.
„Wo ist Zara?“ Lucas ließ Dorian nicht aus den Augen, der Sascha anstarrte, seit sie den Raum betreten hatte. Sascha war unnatürlich still geworden, als wüsste sie, wie gefährlich die Situation gerade war.
Kit schob die Ärmel seines braunen Wollpullovers hoch und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Sie verspätet sich.“ In seinem Ton lag eine untergründige Aufforderung. Er wollte die Angelegenheiten des Rudels nicht vor einer Fremden besprechen.
Ohne den Blick von Dorians tödlichem Zorn abzuwenden, sagte Lucas: „Würden Sie uns einen Augenblick allein lassen, Sascha?“
„Ich werde draußen warten.“ Sie wandte sich um, verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
„Was ist passiert?“, fragte Lucas.
Dorian fletschte die Zähne. „Die SnowDancer-Wölfe haben heute eine Frau verloren.“
Lucas fühlte, wie der Zorn in ihm aufstieg. „Wann?“
„Vor zwei Stunden, hat Dorian gesagt“, antwortete Kit. „Einer von Hawkes Offizieren hat ihn gerade angerufen.“
„Das heißt, wir haben eine Woche, bevor ihre Leiche wieder auftaucht.“ Dorians Stimme war rau, er hatte seine Fäuste so fest geballt, dass die Sehnen an seinem Hals hervortraten. „Er wird sie eine Woche lang festhalten und wenn er dann mit ihr fertig ist, wird er sie genau wie die anderen aufschlitzen und sie an einem einstmals sicheren Ort liegen lassen.“
Lucas versuchte nicht einmal, ihn zu beruhigen. „Wissen
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