Leopardenblut (German Edition)
Entfernung töten können.
Aber heute hatte jemand Dorian aus der Ferne erreicht.
9
Der Angerufene meldete sich: „Hawke.“
„Es ist möglicherweise etwas über die Jagd zum Rat durchgedrungen. Schütze dein Rudel.“
„Rühren die noch einen von meinen Leuten an, schlachte ich sie ab.“ Das unbarmherzige Alphatier der SnowDancer–Wölfe machte keine Scherze. „Ich gebe die Medialen zur Jagd frei.“
Das Bild von Saschas blutüberströmtem Körper blitzte in Lucas’ Kopf auf. Seine Hand umklammerte das Handy. „Wir können eure Gefährtin vielleicht rechtzeitig finden.“
„Wie sicher ist das?“
„Die Wahrscheinlichkeit ist zwar gering, aber möglich ist es. Allerdings geht uns diese Chance verloren, wenn ihr jetzt losschlagt, und es wird uns beide viele Opfer kosten.“ Die SnowDancer-Wölfe waren gnadenlose Mörder, aber das waren die Medialen auch. Beide Seiten würden große Verluste davontragen.
Eine wuterfüllte Pause trat ein. „Wenn ihre Leiche auftaucht, werde ich meine Leute nicht mehr zurückhalten können.“
„Das würde ich auch nicht wollen.“ Lucas war es nach Kylies Ermordung gerade noch gelungen, sein Rudel zurückzuhalten. Sie hatten nur auf ihn gehört, weil drei Frauen gerade erst Junge gekriegt hatten. Niemand hatte die Babys einer Gefahr aussetzen wollen. Denn wenn die Alphatiere und Soldaten weg waren, würden die Jungen und ihre Mütter einfach ausgelöscht werden. Die Medialen kannten keine Gnade.
„Wenn ihr in den Krieg zieht, folgen wir euch.“ Dieses Versprechen hatte Lucas auch seinem Rudel gegeben. In den Monaten, die seit Kylies Beerdigung vergangen waren, hatten die DarkRiver-Leoparden mit anderen Rudeln Abkommen getroffen, um die Jungen zu verstecken. Diese Rudel waren aus dem DarkRiver-Rudel entstanden und würden die Jungen wie ihre eigenen aufziehen, falls alles zum Teufel ging.
Wieder trat Stille ein. Die SnowDancer-Wölfe kamen nicht gut mit anderen Rudeln zurecht, aber Lucas hoffte, dass Hawke auf die Stimme der Vernunft hören und der Stärke ihrer Verbindung trauen würde. Die Alternative war ein Blutbad, wie es die Welt schon seit Jahrhunderten nicht mehr erlebt hatte.
„Brenna stirbt und du bittest mich abzuwarten?“
„Sieben Tage sind genug, um sie zu finden, Hawke.“ Lucas vertraute seinem Gefühl. Sascha würde sie nicht verrate n … sie würde ihn nicht verraten. „Du weißt, dass ich recht habe. Wenn die Medialen erst mal herausfinden, dass wir sie jagen, wird Brenna auf jeden Fall sterben. Sie werden alles tun, um ihre Spuren zu verwischen.“
Hawke fluchte. „Wäre besser für dich, wenn du recht behältst, Kater. Sieben Tage also. Wenn du die Frau lebendig findest, musst du dir um Territorialkämpfe keine Sorgen mehr machen. Wenn ihre Leiche auftaucht, wollen wir Blut sehen.“
„Abgemacht: Dann fließt Blut.“
Das Läuten ihrer Kommunikationskonsole weckte Sascha. Sie war an der Wohnungstür zusammengebrochen und saß mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden. Wie sie hierhergekommen war, wusste sie nicht mehr. Sie konnte sich nur noch erinnern, dass sie aus dem Fahrstuhl ausgestiegen war.
Mühsam kam sie auf die Füße und stützte sich an der Tür und an den Wänden ab, als sie zur Konsole hinüberging. Nikitas Name leuchtete auf. Sascha war zu erschöpft, um irgendetwas zu tun. Nachdem Nikita eine Nachricht hinterlassen hatte, sah Sascha auf die Uhr.
Es war zehn Uhr abends. Ihre Bewusstlosigkeit hatte sieben Stunden gedauert. Panisch überprüfte sie ihre Schutzschilde. Sie hatten gehalten. Erleichtert nahm sie noch etwas anderes wahr: Trauer und Wut, deren Schmerzen sie fast zermalmt hätten, waren fort. Sie konnte und wollte sich nicht daran erinnern, wie sie die Gefühle schließlich losgeworden war. Sie wollte an überhaupt nichts mehr denken.
Eine ausgiebige Dusche verschaffte ihrem Verstand eine kurze Pause. Danach versuchte sie ruhig zu meditieren, um sich in einen tranceähnlichen Zustand zu versetzen. Sie weigerte sich, der Tatsache ins Auge zu sehen, dass die Erfahrungen dieses Tages das Fass zum Überlaufen gebracht hatten. Ihr Gehirn stand kurz vor der Überlastung. Stur machte sie eine geistige Übung nach der anderen.
Als sie Nikita zurückrief, hatte sie zumindest eine äußere Ruhe erreicht. Das Gesicht ihrer Mutter erschien auf dem Bildschirm. „Sascha, hast du meine Nachricht erhalten?“
„Entschuldige, Mutter, dass ich nicht zu erreichen war.“ Sascha erklärte nicht, wo sie gewesen war.
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