Leopardenblut (German Edition)
Hand auf ihre legte.
„Nicht“, sagte sie wieder und zog sie weg.
„Warum?“ Sie antwortete nicht, aber er sah das Funkeln in ihren Augen. Ihre Wut flackerte wieder auf und machte sie lebendig. Was hätte er darum gegeben, sie richtig zornig zu sehen. „Komm mit zu Tamsyn. Sie hat nach dir gefragt.“ Die Heilerin hatte ein ungewöhnlich starkes Interesse für Sascha gezeigt.
„Ich glaube, das wäre nicht besonders klug.“ Ihr Gesicht war unbewegt, aber er nahm wahr, was in ihr vorging. Der Panther in ihm kannte inzwischen die feinen Abstufungen ihrer Körpersprache.
Er beugte sich nahe heran und flüsterte: „Keine Angst – die Jungen besuchen gerade Verwandte.“ In Wahrheit hatte man sie mit den anderen DarkRiver-Jungen in Sicherheit gebracht. Irgendetwas würde bald geschehen und im schlimmsten Fall begann dann ein großes Blutvergießen. Aber jetzt erlaubte er sich einen Scherz, in dem Wissen, dass er wahrscheinlich neben der einzigen Frau stand, die dieses Gemetzel verhindern konnte. „Deinen Stiefeln wird nichts geschehen.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest.“
Er grinste bei dieser offensichtlichen Lüge und tippte mit dem Finger an ihre Wange. „Zara ist schon mit meinem Wagen zum Büro gefahren. Schlüssel?“ Er hielt seine Hand auf.
Sie verschränkte die Arme. „Du hast ein schlechtes Gedächtnis.“
„Nur wenn ich mich nicht an etwas erinnern will. Kennst du den Weg?“
Ihr Blick sagte, dass das eine ausgesprochen dumme Frage war. „Steig ein.“
Lucas konnte diesem Befehl folgen, weil er das Gefühl hatte, das erste Geplänkel in ihrem kleinen privaten Kampf gewonnen zu haben. Allerdings würden sie diesen Kampf erst fortsetzen können, wenn sie den drohenden, weit gefährlicheren Krieg gewonnen hatten.
Auf der Fahrt brachte Sascha das Thema zur Sprache, das ihr keine Ruhe ließ. „Hast du noch mehr in Erfahrung gebracht?“
Lucas versuchte gar nicht erst so zu tun, als wüsste er nicht, wovon die Rede war. Sein Zorn flammte so deutlich und stark auf, dass sie ihn fast mit den Händen greifen konnte. Überraschenderweise behielt er einen klaren Kopf dabei.
Lucas konnte gleichzeitig denken und fühlen, er zeigte damit eine Stärke, die sie noch nie erlebt hatte. Sie hatte sich gerade erst ihrer Gefühlswelt genähert und spürte schon jetzt den gähnenden Abgrund vor sich, der sie in sich hineinsaugen und dann geschlagen, verletzt oder vielleicht sogar tot wieder ausspeien würde.
„Die verschleppte Wölfin ist zwanzig Jahre alt. Sie ist auf dem Weg zu ihrer Privatschule verschwunden. Als sie dort nicht ankam, hat jemand aus ihrem Rudel, der dieselben Kurse besuchte, Alarm geschlagen.“
„Welche Fächer hatte sie belegt?“ Sie sammelte Daten, um die Parameter für ihre Suche im Medialnet einzugrenzen. Gleichzeitig versuchte sie mit ihren energetischen Kräften seinen Ärger zu lindern. Es geschah so instinktiv, dass sie es kaum wahrnahm.
„Reparatur und Wartung von Computersystemen, insbesondere von Kommunikationskonsolen.“
„Intelligent“, murmelte sie.
„Ja, das gehört auch zu seinem Muster.“
„Wann ist es geschehen?“
„Ungefähr um die Mittagszeit. Brenna nahm immer eine Abkürzung durch einen kleinen Park in ihrer Nachbarschaft, und von dort ist sie verschwunden.“
„Als hätte er sie längere Zeit beobachtet?“
„Ja. Aber er muss sich sehr sicher gefühlt haben, um sie am helllichten Tag zu entführen. Der Park ist nicht besonders groß und es gibt auch nicht viele Bäume. Man hätte ihn leicht sehen können.“
„Hat man aber nicht.“ Als Medialer konnte er einiges tun, um sich zu tarnen. „Ein TK -Medialer mit der Fähigkeit, sich durch Gedankenkraft fortzubewegen, hätte sie einfach mitnehmen können.“
„ TK ?“
„Telekinetisch.“
„Welche Kräfte braucht man dafür?“
„Mehr als die meisten Medialen zur Verfügung haben. Ich glaube nicht, dass er es so gemacht hat.“
„Warum?“
„Mächtige Telekinetische können zwar sich selbst an einen anderen Ort versetzen, aber es ist schwierig, jemanden mitzunehmen, vor allem wenn sie einen nicht freiwillig in ihren Kopf hineinlassen.“
Das hatte sie in der Grundschule gelernt, als die mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestatteten Medialen noch in einer Klasse zusammengesessen hatten. Später hatten die anderen Kardinalmedialen sich spezialisiert und sie war damit allein gelassen worden, an ihren bedauernswert geringen Fähigkeiten zu feilen. Niemand hatte zugeben
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