Leopardenblut (German Edition)
etwas Außergewöhnliches konnte das Alphatier der SnowDancer-Wölfe veranlasst haben, seine Leute in diesem überreizten Zustand allein zu lassen. Außerdem hatte er eine unausgesprochene Grenze übertreten, indem er sich einer sicheren Unterkunft mitten im Territorium der Leoparden genähert hatte.
„Wir haben etwas auf unserem Land gefunden.“ Hawke hatte eine tiefe Stimme. „Zuerst wollten wir sie töten, aber da sie nach dir roch, dachte ich, du hättest vielleicht Interesse.“
„Sascha.“ Lucas starrte Hawke an. „Eine Kardinalmediale?“
„Ja.“
„Wo ist sie?“ Kalter Schweiß brach ihm aus. Solche Angst hatte er zuvor nur beim Tod seiner Eltern empfunden. So wie die Wölfe im Moment gelaunt waren, konnten sie Sascha abschlachten, während er hier mit Hawke sprach.
„In der Nähe.“ Hawke bewegte sich nicht. „Wer ist sie?“
Hawke brauchte nicht zu wissen, dass Sascha die mögliche Schwachstelle war, vor der er ihn gewarnt hatte. „Sie kann uns vielleicht den Zugang zum Medialnet verschaffen.“ Sein Tier kratzte verzweifelt am Käfig, es wollte zu ihr.
Hawke sah ihn unverwandt an. „Wenn du mich anlügst, Kater, ist das Spiel vorbei.“
Lucas knurrte tief in der Kehle. „Versuch nicht, mich auf meinem eigenen Territorium einzuschüchtern, Wolf.“ Er wusste, dass Hawke gefährlich war, aber das war er selbst schließlich auch, und das andere Alphatier durfte dies niemals vergessen. „Wo ist sie?“
„Folge mir.“ Hawke lief mit federnden Schritten davon. Der Lauf in einem Tempo, das sogar andere Gestaltwandler außer Atem gebracht hätte, endete nach ein paar Minuten vor einem Wagen, der am Ende eines verborgenen Weges stand.
Lucas konnte sie schon riechen. „Du hast sie hier allein gelassen?“
„Hätte ich mein Rudel rufen sollen?“ Hawke öffnete eine der hinteren Türen. „Sie hat verdammtes Glück gehabt, dass Indigo sie entdeckt hat. Die anderen hätten sie sofort umgebracht.“
Sascha lag zusammengesunken auf der Sitzbank und Lucas spürte, wie die Wut in ihm hochschoss. „Was habt ihr mit ihr gemacht?“ Er beugte sich hinunter und nahm sie auf die Arme. Ihr Körper war schlaff, aber sie atmete noch. Die Erleichterung erschlug ihn fast und in diesem Moment wurde ihm endgültig bewusst: Sascha gehörte zu ihm, und das war auch der Grund, warum sein Geruch an ihr haftete.
„Wir haben nichts getan. Sie war schon so, als wir den Wagen fanden.“ Hawke schloss die Tür wieder. „Wir haben uns in den Bordcomputer gehackt. Der Motor sollte laufen, bis er keinen Saft mehr hatte, und als Ziel waren eure Wälder eingegeben. Sie muss sich verschätzt haben. Der Wagen ist über die Grenze zwischen unseren Gebieten gerollt, bevor er zum Stehen kam.“
„Danke.“
„Du brauchst mir nicht zu danken. Ich werde sie wie alle anderen Medialen töten, wenn Brenna sterben sollte.“ In Hawkes Augen stand ein kaltes Versprechen.
Lucas trat einen Schritt zurück, er war jetzt vollkommen sicher, wem seine Loyalität galt. „Sie hat uns nie verraten. Wir werden für ihre Sicherheit kämpfen.“ Das war eine offizielle Erklärung: Wenn ihr Sascha auch nur anrührt, werden die DarkRiver-Leoparden sich gegen die SnowDancer-Wölfe erheben und den Frieden zerstören, für den wir so hart gearbeitet haben.
Hawke erstarrte. „Hast du dich mit einer Medialen gepaart, Kater?“
Lucas hatte selbst gerade erst die Wahrheit erkannt, aber er war noch nicht bereit, sie mit dem Wolf zu teilen. „Wendet euch nicht gegen die Medialen, ohne vorher mit uns zu reden.“
Hawke warf ihm einen langen eisigen Blick zu. „Enttäusch mich nicht. Brenna ist schon sechsunddreißig Stunden verschwunden. Ich lass dir nur den Vortritt, weil du zuerst da warst. Wenn die DarkRiver-Leoparden scheitern, werden wir übernehmen.“
„Scheitern gehört nicht zu unseren Angewohnheiten.“
Als Lucas mit Sascha in den Armen das Haus betrat, war der Teufel los. Rina zischte und fuhr ihre Krallen aus. Nate stellte sich schützend vor Tamsyn, die gar nicht beschützt werden wollte. Selbst der gerade erst zurückgekehrte Kit sprang auf die Füße.
Eigenartigerweise kam Dorian als Einziger auf Lucas zu. „Was ist passiert? Ist sie verletzt?“ Seine Besorgnis war ebenso deutlich wie unerwartet.
„Haben die Medialen ihr etwas getan?“, fragte Tamsyn hinter Nate, der sich weigerte, sie durchzulassen. Sie trat nach ihm, aber er bewegte sich nicht. „Lass mich durch, Nate. Sie ist meine Freundin.“
„Man hat
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