Leopardenblut (German Edition)
ihm eine Falle stellen, wenn wir nicht wissen, wo er ist?“, fragte Nate.
Lucas wusste es. „Du wirst das Ziel sein und die Falle im Medialnet aufstellen, habe ich recht?“
„Ich bin zwar keine Gestaltwandlerin, aber mein Makel könnte dieses Handicap vielleicht ausgleichen. Ich scheine die Fähigkeit zu habe n … euch zu verstehen. Das können wir nutzen, um den Mörder auf mich aufmerksam zu machen.“ Ihre Hand zitterte, aber ihre Stimme blieb fest. „Mit eurer Hilfe könnte ich in meinem Kopf die Denkmuster einer Gestaltwandlerin nachahmen. Im Medialnet würde ich dann meine Schutzschilde so weit öffnen, dass er das veränderte Muster wahrnimmt.“
„Und was passiert dann?“
„Sicherlich wird er seiner zwanghaften Struktur folgen und mich zunächst auf der geistigen Ebene angreifen, um meinen Verstand so weit außer Kraft zu setzen, dass er auf meinen Körper zugreifen kann. Sobald ich weiß, wer er ist, sag ich dir Bescheid.“
„Danach wirst du um dein Leben kämpfen müssen.“ Er presste die Zähne aufeinander und drückte ihre Hand fest zusammen.
„Es kann niemand anderes tun“, flüsterte sie. „Ich kann mich sowieso nicht mehr verstecken. Du hast doch gesehen, was der Druck gestern bei mir ausgelöst hat. Lieber nehme ich meine Schutzschilde bewusst ab, als noch einmal das Risiko einzugehen, dass sie ohne Vorwarnung kollabieren.“
„Wie willst du sicherstellen, dass dich der Mörder vor den anderen findet?“, fragte Tamsyn, als Lucas schwieg. Er wusste, dass sie verstand, was in ihm vorging.
„Etwas muss die Aufmerksamkeit im Medialnet auf sich ziehen. Ich weiß noch nicht ganz genau, was das sein kann, aber ich werde mir etwas einfallen lassen, und wenn ich ein paar energetische Bomben zünden muss.“ Sascha atmete tief ein und schaute hoch.
„Idealerweise sollte ich jemandem mit einem Opferprofil nachahmen, aber es gibt auch noch eine andere Möglichkei t … Eine von euch könnte mich so weit in ihren Kopf hineinlassen, dass ic h … ihre geistige Witterung annehmen könnte. Sie müsste dann während der ganzen Operation mit mir in Verbindung stehen. Der Mörder wird von Gestaltwandlerinnen angezogen, daher wird er eher als die anderen Medialen die Fährte aufnehmen, erst recht wenn alle anderen abgelenkt werden.“
„Als würde man einen Hai mit Blut anlocken“, meinte Mercy von ihrem Posten an der Hintertür.
„Ja. Und noch etwas.“ Saschas Augen wurden vollkommen schwarz und der Panther in Lucas sah, wie weh es ihr tat fortzufahren. Es brachte ihn fast um, ihren Schmerz nicht lindern zu können. „Seit der Einführung von Silentium sind die Medialen stolz auf ihre Gewaltlosigkeit.“
„Silentium?“, fragte Tamsyn.
„Ein Programm, um jungen Medialen die Gefühle abzutrainieren. Wenn wir weder Zorn noch Eifersucht oder Liebe fühlen, töten wir auch nicht. Zumindest war das die rationale Erklärung.“
„Um Gottes willen“, sagte Tamsyn. „Sie machen ihre Kinder absichtlich zu Krüppeln.“
„Doch das Problem ist dadurch nicht verschwunden. Wie ich heute erfahren habe, gibt es fünfzig Serienmörder im Medialenvolk. Es scheint, als kümmere sich der Rat in aller Stille um sie.“
„Was heißt das? Tod?“, fragte Nate.
„Rehabilitationsmaßnahmen. Der Verstand wird abgetötet, die Individualität und die meisten höheren mentalen Funktionen werden ausgelöscht.“ Mit einem Blick erinnerte sie Lucas an das Versprechen, das er ihr gegeben hatte. „Aber nicht alle werden eingesperrt. Manche hält man für unabkömmlich, damit das Medialnet weiter funktioniert.“
„Mehr will ich gar nicht wissen“, flüsterte Tamsyn.
„Sie stellen diesen Unersetzlichen Opfer zur Verfügung, verwischen die Spuren und vergewissern sich, dass die Morde weder im Medialnet noch in der Welt der Menschen und Gestaltwandler Wellen schlagen.“
Lucas sah, wie Sascha gegen die aufsteigende Übelkeit ankämpfte. Sein Tier wollte sie packen und in Sicherheit bringen, aber ihre Augen sagten ihm, dass sie noch nicht am Ende ihres Berichts angekommen war. Sie war erstaunlich stark. Wie konnte in diesem zarten Körper nur eine solche Standhaftigkeit und so viel Mut stecken?
Dorian fluchte. „Mit den Gefühlen haben sie auch ihre Menschlichkeit aufgegeben.“
Sascha sah den wütenden Leoparden an. „Stimmt. Es tut mir leid, dass man Ihnen Ihre Schwester genommen hat. Ich würde Ihren Schmerz gerne ungeschehen machen, aber das kann ich nicht. Ich kann nur versuchen, ein anderes
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