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Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Titel: Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo
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Weggehen wieder umgenommen. Jetzt trat sie ein, schlug die Tür hinter sich zu, verschnaufte – denn sie war ganz außer Atem – und rief dann triumphierend:
    »Er kommt!«
    Vater und Mutter wandten sich ihr zu, nur die Kleine blieb reglos.
    »Der Philanthrop?«
    »Ja.«
    »Der von Saint-Jacques?«
    »Ja.«
    »Und er kommt bestimmt?«
    »Ja, in einer Droschke.«
    »In einer Droschke! Es ist Rothschild selbst.«
    Der Vater stand auf.
    »Aber woher weißt du so bestimmt, daß er kommt? Wieso bist du früher da als er, wenn er eine Droschke genommen hat? Hast du ihm denn die richtige Adresse gegeben? Hast du ihm gesagt: die letzte Türe rechts im Korridor? Hoffentlich verirrt er sich nicht. Hast du ihn in der Kirche getroffen? Was hat er zu meinem Brief gesagt?«
    »Babababa«, sagte die Tochter, »du hast es aber eilig! Also ich bin in die Kirche gekommen, er war natürlich da, wie immer, und habe gegrüßt. Dann habe ich ihm den Brief gegeben, und er hat gesagt: Wo wohnen Sie, mein Kind? Ich wollte ihn gleich führen, aber er verlangte nur die Adresse, denn seine Tochter hatte noch Einkäufe zu besorgen, und er wollte dann eine Droschke nehmen. Er sagte, er würde gleichzeitig mit mir hier sein. Als ich ihm die Adresse angab, war er überrascht und schien zu zögern, dann aber sagte er: ›Gut, ich komme.‹ Ich sah ihn nach der Messe aus der Kirche weggehenund in den Fiaker einsteigen. Das war in der Rue du Petit Banquier. Dann bin ich gelaufen.«
    »Gut, du bist ein gescheites Mädchen.«
    In dem Gesicht des Mannes leuchtete es auf.
    »Frau«, sagte er, »der Philanthrop kommt. Feuer löschen!«
    Die verblüffte Mutter rührte sich nicht.
    Gewandt wie ein Seiltänzer langte der Vater einen Topf ohne Henkel vom Kamin herab und goß das Wasser auf die brennenden Scheite. Dann sagte er zu seiner älteren Tochter:
    »Schlag den Stuhl entzwei.«
    Sie begriff nicht.
    Dann nahm er den Stuhl und stieß mit dem Fuß so heftig in das Strohgeflecht, daß das ganze Bein durchkam.
    Während er es wieder herauszog, wandte er sich an seine Tochter:
    »Ist es kalt draußen?«
    »Sehr kalt, es schneit.«
    Der Vater wandte sich zu der jüngeren Tochter, die noch immer auf der Pritsche saß, und brüllte sie an:
    »Rasch, herunter von dem Bett, Nichtstuerin! Du betätigst dich gar nicht im Haushalt! Schlag eine Fensterscheibe ein!«
    Die Kleine sprang von der Pritsche herunter.
    »Eine Fensterscheibe sollst du einschlagen!«
    Das Kind blieb betroffen stehen.
    »Hörst du nicht?«
    In ihrem verschüchterten Gehorsam stellte sich die Kleine auf die Zehenspitzen und schlug mit der Faust in eine Scheibe. Laut klirrend fiel das Glas heraus.
    »Gut«, sagte der Vater.
    Nun warf er einen prüfenden Blick auf das Zimmer. Man hätte ihn für einen General halten können, der vor der Schlacht die letzten Vorbereitungen trifft.
    Die Mutter hatte bis jetzt noch nichts geäußert. Langsam und dumpf fragte sie:
    »Liebling, was willst du tun?«
    »Leg dich aufs Bett«, antwortete der Mann.
    Der Ton, in dem dieser Befehl erteilt wurde, erlaubte keine Widerrede. Die Mutter gehorchte und fiel schwer auf die Pritsche. Aus der Ecke war Schluchzen zu hören.
    »Was ist denn los?« fragte der Vater.
    Die Jüngere von den beiden Schwestern streckte, ohne aus ihrer Ecke hervorzukommen, ihre blutige Hand vor. Sie hatte sich an der zerschlagenen Fensterscheibe verletzt.
    Nun begann die Mutter zu schreien.
    »Da siehst du, was für Dummheiten du machst! Jetzt hat die Kleine sich geschnitten!«
    »Um so besser.«
    »Wieso um so besser?«
    »Ruhe! Ich unterdrücke die Freiheit der Meinungsäußerung.«
    Dann riß er von seinem Frauenhemd einen Lappen ab und verband damit die blutige Hand der Kleinen.
    Sein prüfender Blick fiel auf sein Hemd.
    »Das Hemd geht«, sagte er, »es hat Stil.« Dann lehnte er sich an den Kamin:
    »So, jetzt können wir den Philanthropen empfangen.«
Ein Lichtstrahl fällt in ein dunkles Loch
    Jetzt herrschte längere Zeit Stillschweigen in der Höhle. Die ältere Tochter schabte mit sorgloser Miene den Kot von ihrer Mantille, die junge weinte vor sich hin. Die Mutter hatte ihren Kopf in die Hände genommen, küßte ihn und flüsterte:
    »Still, Schatz, es ist nicht schlimm, weine nicht, Papa wird sonst böse.«
    »Ganz und gar nicht«, sagte der Vater, »weine nur. Das ist ganz gut.«
    Dann wandte er sich an die Ältere:
    »Siehst du, er kommt nicht. Jetzt hab ich das Feuer ausgelöscht, den Stuhl ruiniert, mein Hemd zerrissen und

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