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Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Titel: Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo
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ist nicht gut, so laut zu sprechen, das weiß ich wohl, Schwester, aber sehen Sie, ich bin sehr zufrieden jetzt. Gott ist gut, und Herr Madeleine ist auch gut, denken Sie sich nur, er ist nach Montfermeil gegangen, meine kleine Cosette abzuholen.«
    Sie legte sich zurück, half der Nonne das Kissen zurechtrücken und küßte das kleine, silberne Kreuz, das sie am Halse trug und das ihr Schwester Simplice geschenkt hatte.
    »Suchen Sie jetzt ruhig zu bleiben, Kind«, sagte die Schwester, »und sprechen Sie nicht.«
    »Er ist heute morgen nach Paris gefahren. Er hätte eigentlich gar nicht bis Paris fahren müssen. Montfermeil liegt, bevor man in die Stadt kommt, linker Hand. Erinnern Sie sich noch, wie er gestern, als ich nach Cosette fragte, geantwortet hat: Bald. Er will mir eine Überraschung bereiten, darum ließ er mich auch diesen Brief an die Thénardiers unterzeichnen. Die können doch nichts dagegen einwenden, nicht wahr? Sie sind ja bezahlt. Die Obrigkeit duldet doch nicht, daß einer ein Kind zurückbehält, wenn er sein Geld gekriegt hat. Morgen früh, Schwester, morgen wird er schon zurück sein, morgen ist ein Festtag für mich. Ja, Montfermeil ist ein Dorf. Ich bin zu Fuß von dort herübergekommen, seinerzeit, und da schien es mir recht weit. Aber mit der Post ist es wohl eine kurze Strecke. Morgen wird er mit Cosette hier sein. Wie weit ist Montfermeil von hier?«
    Die Schwester, die keine Ahnung davon hatte, antwortete: »Oh, ich glaube schon, daß er morgen hier sein kann.«
    Zwischen sieben und acht Uhr kam der Arzt. Da er kein Geräusch hörte, glaubte er, Fantine schlafe, und näherte sich auf den Zehenspitzen dem Bett. Er zog den Vorhang zurück und sah sich Fantine gegenüber, die ihn mit großen, ruhigen Augen ansah.
    »Nicht wahr, Herr Doktor«, sagte sie, »man wird sie doch in einem kleinen Bett hier neben mir schlafen lassen?«
    Der Arzt glaubte, sie sei wieder im Delirium.
    »Sehen Sie«, fuhr sie fort, »es ist Platz genug da.«
    Der Arzt nahm Schwester Simplice beiseite, die ihm den Hergang erzählte.
    Er billigte ihr Verhalten.
    Wirklich ging es Fantine besser. Der Druck war verringert, der Puls stärker. Neues Leben beseelte diesen erschöpften Körper.
    »Herr Doktor«, fragte sie, »hat die Schwester Ihnen gesagt, daß der Herr Bürgermeister mir mein Püppchen bringen will?«
    Der Arzt legte ihr Schweigen auf und ordnete an, daß jede Aufregung von ihr ferngehalten werden sollte. Auch verordnete er ihr einen Aufguß von Chinarinde und, falls das Fieber in der Nacht zunähme, ein Schlafmittel. Als er ging, sagte er zu der Schwester: »Es steht besser mit der Kranken. Wenn das Glück wollte, daß der Herr Bürgermeister wirklich morgen mit dem Kind kommt, wer weiß, die Krisen nehmen oft einen erstaunlichen Ausgang, und wir Ärzte kennen Fälle, in denen eine plötzliche große Freude denLauf einer Krankheit hemmt. Ich weiß wohl, daß dies eine organische, weit vorgeschrittene Krankheit ist, aber es gibt Geheimnisse, die sich nicht ergründen lassen. Vielleicht retten wir sie doch.«
Der Reisende kommt an und will wieder abreisen
    Es war fast acht Uhr abends, als der Wagen des Bürgermeisters vor der Postherberge in Arras vorfuhr. Madeleine stieg aus, beantwortete zerstreut die Fragen der Herbergsleute, ließ sein Pferd in den Stall bringen, trat in einen Billardsaal zu ebener Erde und setzte sich.
    Die Wirtin kam.
    »Wünscht der Herr hier zu nächtigen? Soll gedeckt werden?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Der Stallknecht sagt, daß das Pferd des Herrn übermüdet ist.«
    Jetzt brach er sein Schweigen.
    »Wird das Pferd morgen früh marschfähig sein?«
    »Unmöglich, mein Herr, es muß mindestens zwei Tage ruhen.«
    »Ist hier das Postbüro?«
    »Ja, mein Herr.«
    Die Wirtin führte ihn in das Büro; er wies seinen Paß vor und erkundigte sich, ob er noch in derselben Nacht nach Montreuil sur Mer zurückfahren könnte. Der Platz neben dem Kurier war noch unbesetzt, er belegte und bezahlte ihn.
    »Mein Herr«, sagte der Postbeamte, »seien Sie pünktlich um ein Uhr nachts zur Stelle.«
    Dann verließ Madeleine die Gastwirtschaft und ging in die Stadt.
    Er kannte Arras nicht und durchschritt aufs Geratewohl einige unbeleuchtete Straßen. Offenbar wollte er niemanden nach dem Weg fragen. Er überschritt die Grinchonbrücke und geriet in ein Wirrwarr enger Gassen, in dem er sich verirrte. Endlich, nach einigem Zögern, sprach er einen Bürger an, warf aber vorher einen scheuen Blick um

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