Lesereise Kanarische Inseln
inbegriffenen Getränke aushändigen. Es sind vor allem deutschsprachige Gäste an Bord. Alle Kanarischen Inseln werden eifrig von Gästen aus Alemania besucht. Gran Canaria aber ist die Lieblingsinsel der Deutschen, die die Mehrheit der ausländischen Touristen stellen. Doch nicht jeder, der deutsch spricht, muss zwischen Nordsee und Alpen geboren sein. Die beiden jungen Damen an Bord, die in bester Ferienstimmung sind, sind zwar von München aus angereist, doch Natascha stammt aus Estland und ihre Studienfreundin Nazanin aus dem Iran. Seit Jahren reisen die beiden Freundinnen gemeinsam. Meist haben sie Städtetrips gemacht. »Doch diesmal musste es Sonne und Strand sein«, sagt Natascha und Nazanin ergänzt, dass man einfach mal ausspannen wollte nach den Klausuren. Die beiden sind in der touristischen Hochburg Playa del Inglés untergebracht und vollauf zufrieden mit dem Urlaub. »Die langen Sandstrände sind herrlich und es gibt jede Menge coole Bars und Discos«, lautet ihr Insel-Fazit.
Der Barranco de Tasarte ist eines der wenigen Täler, die die raue Südwestküste durchschneiden. Über Generationen haben die Bewohner des Weilers Playa de Tasarte vom Fischfang gelebt. Als die mühsame Arbeit, dem Ozean Ernte abzuringen, immer unrentabler wurde, stellte das gesamte Dorf sein Leben um. Aus Fischern wurden Bauern, die in ihrem Tal nun Avocados und tropische Früchte anbauen.
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Vom Fischfang lebt heute nur noch eine einzige Familie. Ihr gehört auch das weithin bekannte Restaurant Oliva, ein in sattem Rosa angestrichenes Haus direkt an der steinigen Bucht. Hier könne man notfalls sogar übernachten, erklärt Sergio Riberger, dessen gar nicht spanisch klingender Nachname von einem deutschen Großvater herrührt. Sergio hat an Bord des Katamarans die Rolle des Reiseleiters, der in angenehmem Plauderton an Deck über die Insel erzählt.
Dann liegt die Playa de Güigüí mit ihren beiden hellgrauen Sandsicheln voraus. Trotz des hochsommerlichen Wetters ist kein Mensch an diesem abgelegenen Strand zu sehen, der durch das bergige Hinterland abgeriegelt wird. Vielleicht wird ein erschöpfter Wanderer hier später am Nachmittag eintreffen und ein erfrischendes Bad nehmen, bevor er sich zu Fuß auf den weiten Weg zurück macht. Das Boot dreht, lässt die Buchten in ihrer jungfräulichen Einsamkeit zurück.
Als ob es nicht langweilig werden sollte auf dem Ausflug, tauchen plötzlich zwei Pilotwale aus den Fluten auf, schwimmen ein Stück mit dem Katamaran, schnellen aus dem Wasser, verschwinden unter dem Boot, zeigen sich erneut ein Stück weiter seitab. Bis zu fünf Meter messen die grauen Tiere mit dem weiß geflammten Bauch, die an den Gestaden der Kanarischen Inseln häufig anzutreffen sind. Meist in kleinen Gruppen unterwegs, sind sie erstaunlich standorttreu und verlassen selten ihre Lieblingsreviere. Kameras werden gezückt, Camcorder surren, während die kleinen Wale ihr Schauspiel geben. Als
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die Tiere endgültig abgetaucht sind, das Spektakel für heute vorbei ist, gibt es Gelegenheit für die Passagiere, sich im Atlantikwasser zu tummeln.
Das Boot ankert. Vom Heck, das fast bis an die Wasseroberfläche reicht, hüpfen die Badegäste in den tiefblau leuchtenden Ozean. Die Strömung ist stark, weshalb die Besatzung vorsichtshalber einen Rettungsring an langer Leine ausgeworfen hat. Doch alle Gäste schwimmen nach ausgiebigem Bad im Meer wieder sicher zurück zur Badeleiter. Seeluft und Wellen machen müde, und manch einer der Passagiere hält eine Siesta, bevor das Schiff wieder im Hafen von Puerto Rico anlegt. Wieder an Land, aus der Nähe betrachtet, verliert dieser für den Tourismus fast lückenlos erschlossene Teil der Küste schnell seinen Reiz. Mitten in Puerto Rico thront eine Filiale von McDonald’s, reihen sich immer gleiche Souvenirläden und Strandboutiquen.
Zwanzig Jahre sind vergangen, seit ich den Süden der Insel zuletzt besucht habe.
Der Traumstrand von einst hieß Playa de Taurito, zuweilen auch Playa del Diablito genannt. Doch in der damals völlig unberührten »Bucht des Teufelchens« sind heute Urlaubermassen untergebracht. Der Lago de Taurito wurde als erstes gebaut, eine künstliche Chlorwasserlagune, die nicht zu den umliegenden Hotelanlagen gehört. Doch der Aquapark gewährt freien Eintritt für die Gäste der angrenzenden Hotels, während sonstige Besucher, etwa kanarische Familien, einen happigen Eintritt zu entrichten haben. Links und rechts dieses riesigen Schwimmbads
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