Lesereise Kulinarium - Spanien
Origen«. Die noch immer gern beschriebene Tradition, den fertigen Käse in Kastanienblätter zu wickeln, gibt es längst nicht mehr. Cabrales wird in dunkelgrüne Metallfolie gewickelt und muss das DOC -Etikett ebenso tragen wie den Namen des jeweiligen Produzenten. Damit für Feinschmecker keine Fragen offen bleiben, gibt es seit zwei Jahren das Käsemuseum in Arenas de Cabrales. Hier wird dem interessierten Gourmet der gesamte Prozess der Herstellung erklärt.
Queso de Cabrales ist inzwischen nicht nur ein beliebtes Mitbringsel, sondern findet sich auch auf den Speisekarten der Region wieder. Mal als Beigabe zum Salat, mal als pikante Soße oder gratiniert über Gemüse, mal mit Nüssen und Trauben als Nachspeise. Für Gebirgstouren empfiehlt Juanjo Alvarez, Bergführer und Besitzer des Hotels Casa Cipriano in Sotres, ein gehaltvolles Bocadito de Cabrales als Imbiss. Das »Brötchen« erweist sich allerdings beim Auspacken als Riesensemmel. Eine ordentliche Stärkung ist allerdings auf der Senda del Cares auch nötig, denn die Route gilt als einer der spektakulärsten Bergwanderwege der iberischen Halbinsel.
»Jahrelang habe ich davon geträumt, diesen Weg zu machen«, keucht Manuel aus Madrid, steckt den Kopf durch eines der natürlichen Fenster des Felsentunnels und genießt die Dusche, die der Wasserfall nach unten schickt. Manuel hat den Wagen im kastilischen Caín stehen gelassen und ist von dort aus zur Wanderung durch die Garganta del Cares gestartet. Gestern Morgen ist er los. In dreieinhalb Stunden war er im asturischen Poncebos angekommen. Die Zeit hätte gereicht, um den Rückweg am gleichen Tag anzutreten. Doch Manuel wollte noch nach Bulnes, in jenes archaische Bergdorf, in das keine Straße führt und das früher im Winter monatelang von der Außenwelt abgeschnitten war. Seit zwei Jahren gibt es für die verbliebenen vierzehn Einwohner von Bulnes eine Standseilbahn, die im Sommer von Touristen gern genutzt wird. Aber Manuel ist, Ehrensache, zu Fuß nach Bulnes hinauf und hat sich dort in der winzigen Pension einquartiert. Jetzt ist er auf dem Rückweg durch das felsige Schlupfloch, das das grüne Land am Atlantik mit Kastilien verbindet, und durchquert noch einmal die schönste aller spanischen Schluchten.
»Eigentlich sind die Picos kein wirkliches Hochgebirge«, erklärt Manuel, »sie wirken nur so spektakulär, weil sie direkt hinter dem Meer aufragen und extrem steile Felswände zeigen, die manchmal mehrere Hundert Meter senkrecht abfallen.« Der Naranjo de Bulnes etwa ist ganze zweitausendfünfhundertneunzehn Meter hoch und gilt doch als schwierigster Gipfel der iberischen Halbinsel. Erst vor hundert Jahren wurde der Berg erstmals bestiegen, die berüchtigte Westwand sogar erst vor dreißig Jahren bezwungen. Nur wenige Straßen durchschneiden die Kordilleren, die das grüne regenreiche Nordspanien von der kastilischen Hochebene mit ihren endlosen Weizenfeldern trennen. In den drei Flüssen, die das Massiv einfassen, springen die Lachse, und Forellen stemmen sich reglos gegen den Strom. Auch der Río Cares ist mit Lachstreppen ausgerüstet. Der Bergfluss hat eine tiefe Furche mitten durch das Gebirge gefräst, die einen natürlichen Durchstich zwischen Norden und Kernland bildet. Doch wo eine Schlucht ist, findet sich noch lange kein Weg. Erst als man Anfang des 20. Jahrhunderts einen schmalen Kanal baute, der bis heute das Gebirgswasser zum asturischen Kraftwerk bei Camarmeña bringt, entstand zur Pflege des Kanals auch ein Pfad. 1945 war er fertig gestellt. Die Senda del Cares ist rund dreizehn Kilometer lang. Drei bis vier Stunden braucht man in einer Richtung für den Weg, der keine hohen Anforderungen stellt. Nur wenige Steigungen sind zu bewältigen. Über weite Strecken führt die Route fast eben direkt am Wasserkanal entlang. Nur schwindelfrei sollte man sein, denn das Gelände stürzt gleich neben dem Pfad jäh in die Schlucht.
»Viel Trinkwasser, Kopfbedeckung, Sonnenbrille sowie Sonnenmilch mit hohem Schutzfaktor sind unabdingbare Voraussetzungen für den scheinbar leichten Weg durch den spektakulären Canyon«, erklärt Maryluz Moradiellos von der Nationalparkverwaltung. Im Sommer 2003 ist eine Touristin hier an Hitzschlag gestorben. Bis zu vierzig Grad können nämlich im normalerweise gemäßigt temperierten Norden an einem Hochsommertag in der windstillen Schlucht gemessen werden. Eine Abkühlung im Wasserkanal ist streng verboten und wegen des rasant dahinströmenden Nasses
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