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Lesereise Schweiz

Lesereise Schweiz

Titel: Lesereise Schweiz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Schuemmann
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die Chef-Concierge mit ihrem vierzehnköpfigen Team nicht erfüllen könnte. Flugreservierungen, Ausflugstouren und Aspirin gehören zum Standardrepertoire. Die Adressen von Cartier, Gucci, Audemars Piguet und sämtlichen Bankhäusern sagen sie im Schlaf auf. Sylvie besorgt Zigarren und Ingwerstäbchen ebenso wie Zweitvillen oder Internatsplätze. Der Bruder eines arabischen Königs bestellte bei ihr Fruchtbarkeitshormone für Kamele. Sylvie trieb drei Ampullen auf. Als dann Schweizer Kühe auf dem Wunschzettel standen, musste Sylvie jedoch passen. Um keinen Preis in der Welt wollten die Bauern ihre Gescheckten in die Wüste schicken.
    »Es gibt sehr anspruchsvolle und sehr bescheidene Gäste«, erklärt Resident Manager Lucas Johansson. Ansprüche zu haben, ist ihr gutes Recht, findet der zweitwichtigste Mann im Hause, der offenbar nie schlaflose Nächte hat. Nur wenn sehr anspruchsvolle Gäste das erste Mal kommen, wird es spannend. »Der Reiz des Neuen«, plaudert er lässig dahin, als brauchte er nur an der Öllampe zu reiben. Irmgard Müller leitete das Grandhotel schon in den siebziger Jahren. »Wenn Kaiser Hirohito da ist, muss alles bis zu den weißen Handschuhen des Oberkellners exakt durchgeplant sein«, erinnert sich die Direktorin, die schon viele Hotelbeben gemanagt hat. »Ein Körnchen Sand im Getriebe, und es brechen Katastrophen aus.« Das Gegenteil ist bei Arabern der Fall. »Außer den fünf Gebeten am Tag ist dann nichts geregelt«, sagt die charmante Grand Dame. Alles andere muss sich fügen. Sie weiß auch noch, dass Madame Fox von Century Fox Movie einmal eine Wand aus ihrer Suite herausreißen ließ, um es etwas geräumiger zu haben. Oder die Geschichte mit Juan Antonio Samaranch, der 1990 für König Juan Carlos von Spanien ein Festessen gab. Minuten vor der Vorspeise entschied der Ex- IOC -Präsident plötzlich, dass er die Tafel lieber im Garten hätte. »Das war eine echte Herausforderung«, lacht Frau Müller – zum Glück ging alles glatt.
    »Viele Gästewünsche haben wir schnell im Griff, weil wir uns auf Landesgewohnheiten einstellen«, sagt Resident Manager Johansson. Der islamische Gast findet einen Gebetsteppich mit Kompass im Zimmer, damit er gleich weiß, wo Mekka liegt. Amerikaner brauchen große Suiten, weil sie mit Bodyguard, Nanny und Gepäck wie für den Umzug kommen. Araber brauchen viele Suiten, weil sie nie ohne ihre weitverzweigte Familie reisen – manchmal mit fünfhundert Personen. Ganz typisch: Ein Amerikaner bleibt nur eine Nacht, aber jedes Hemd aus seinen fünfzehn Koffern muss frisch aufgebügelt werden. Wünsche, die nur mit einem hohen Mitarbeiterstamm zu bewältigen sind.
    Anweisungen, wie das Frühstücksei oder der Toast auszusehen haben, na klar. Austern morgens um vier. Keep smiling, sagt sich der Kellner. Das persönliche Glück reicht von den Feinheiten der Teezubereitung bis zum gewohnten Griff auf das Silbertablett. Roomservice-Chef Pierre Fauchon zupft aus einem Karteikasten eine Zeichnung mit detaillierten Regieanweisungen. Da haben die Tasse und die Teekanne ihren festen Platz. Für den Zucker einen Zusatzlöffel. Croissants und Graubrot im Brotkorb nicht mischen! Manche Sonderwünsche werden bis ins winzigste Detail festgelegt. Für einige braucht er mehrere Karteikarten. Das feinlinierte Papier kennt alle Launen.
    Die meisten Extrawürste bringen jedoch die Chef-Hausdame Samantha Polgar und ihre Housekeeping-Mannschaft auf Trab. Samantha führt die Equipe der Etagengouvernanten, Zimmermädchen, Portiers, Floristinnen, Näherinnen, Büglerinnen und Putzkolonnen. In ihrem Depot hortet sie Kopfkissen in acht verschiedenen Größen und Qualitäten, unvorstellbare Mengen, von hart bis ultrasoft, auch Allergikerkissen, Daunenbetten in drei verschiedenen Gewichtsklassen, Matratzen und Fußkeile. Franzosen schlafen mit Kissenrolle und unter einem Laken. Nordeuropäer verlangen nach einer Daunendecke und einem Kingsize-Bett. Japaner wünschen getrennte Betten, selbst im Honeymoon.
    »Jeder Sonderwunsch wird notiert«, sagt Samantha, die langsame Bewegungen nicht kennt, »damit der Gast beim nächsten Besuch das richtige Kissen automatisch vorfindet. Eine Karteikarte gilt der Primadonna, die im Bad fünfzig verschiedenfarbige Lippenstifte aufgereiht vorfinden möchte. Und der Diplomat, der Wert darauf legt, dass die Doppelmanschetten offen gebügelt und nicht umgeklappt sind. Auf der Karte eines Leinwandhelden ist vermerkt, dass er immer genau acht Flaschen

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