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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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oder reich waren. Er musste hart arbeiten können und ein intelligenter, ausgeglichener, ehrlicher Mann sein, der Frauen als gleichwertig betrachtete. Aber sie wollte auch jemanden haben, der Sinn für Humor hatte und mit dem sie lachen und tanzen konnte. Einen Mann, der sie leidenschaftlich liebte.
    Giles besaß all diese Eigenschaften, obwohl sie natürlich nicht wusste, ob er tanzen konnte oder ein guter Liebhaber war.
    Sie kicherte und war schockiert, dass sie es wagte, in Zusammenhang mit ihrem Herrn an etwas so Körperliches zu denken. Aber dennoch hatte sie das Gefühl, dass er in beidem brillieren würde. Er bewegte sich graziös, und seine Augen glühten manchmal, als wäre er zu ungezügelter Leidenschaft fähig. Eigentlich fand sie keinen Fehler an Giles, außer vielleicht sein blindes Vertrauen in Gott.
    Am Sonntag vor Weihnachten verkündete Reverend Kirkbright während des Gottesdienstes, dass die Milsons im Frühling die Trinity Church verlassen und nach Missouri reisen würden. Die Entscheidung weiterzuziehen hatten sie sehr plötzlich getroffen, weil in der kleinen Grenzstadt Independence dringend ein Pfarrer benötigt wurde. Der jetzige Pfarrer war alt und krank, und der Bischof von St. Louis, der mit Reverend Kirkbright befreundet war, hatte ihn gebeten, einen jungen und engagierten Mann auszuwählen.
    Giles hatte im Chorraum Platz genommen. Matilda saß mit Lily und Tabitha in der ersten Reihe der Kirchenbänke, und hinter ihnen war der Raum bis zum letzten Platz mit Menschen besetzt. Matildas Herz schwoll vor Stolz an, als sie der Rede Reverend Kirkbrights lauschte. Er sprach davon, wie viel Giles Milson in seiner Zeit als Hilfspfarrer für die Gemeinde geleistet hatte.
    »Nur wenige von Ihnen, die hier sitzen, können behaupten, dass ihr Leben nicht in irgendeiner Art und Weise von diesem außergewöhnlichen Geistlichen berührt worden wäre. Er hat die Kranken besucht, die allein Gelassenen getröstet, hat Ihren Sorgen gelauscht und sich an Ihren Erfolgen gefreut. Doch vor allem hat Reverend Milson sich um die Armen gekümmert. Dank seines Mitgefühls und seines Mutes sind unzählige Waisenkinder aus Bedingungen gerettet worden, die sich nur wenige von uns wirklich vorstellen können. Diese Kinder sind jetzt gesund, denn im ›Trinity-Haus für heimatlose Kinder‹ werden sie versorgt, und viele von ihnen sind bereits von kinderlosen Familien adoptiert worden.«
    Als Matilda daran dachte, mit wie vielen Heimlichkeiten die Rettung der Kinder für Giles und sie verbunden gewesen war, sah sie verstohlen zu Lily hinüber, um zu sehen, wie sie darauf reagierte, dass der Reverend so offen davon sprach. Aber Lily Milson schaute Reverend Kirkbright gar nicht an, sondern blickte gebannt zu ihrem Mann hinüber. Ihre grauen Augen, die sonst kaum eine Gefühlsregung verrieten, leuchteten, und ihr Gesicht war vor Stolz auf ihren Mann erhellt. Es gab keinen Zweifel, dass Lily sich schon vor einiger Zeit mit Giles’ Arbeit abgefunden hatte, wo auch immer ihn diese Arbeit hinführen würde, und dass sie in Zukunft immer an seiner Seite stehen würde.
    »Neben dem Waisenhaus hat er Suppenküchen organisiert und zahllosen Kindern die Möglichkeit verschafft, in die Schule zu gehen. Kurz nachdem Reverend Milson in Amerika angekommen war, hat er mir erzählt, dass er Bildung als die einzige wirkliche Waffe im Kampf gegen die Armut ansehe, und natürlich hat er Recht. Menschen, die lesen und schreiben können, finden leichter Arbeit und können sich eine bessere Wohnung leisten. Bildung vertreibt die Ignoranz und öffnet im Geiste Türen zu unendlich vielen neuen Wegen und Möglichkeiten.« Der Reverend hielt einen Moment inne und betrachtete von der Kanzel die Menschen in den voll besetzten Kirchenbänken.
    »Reverend Milson hat uns ein wunderbares Erbe hinterlassen. Er hat die Räder für eine bessere, rücksichtsvollere Gesellschaft in Bewegung gesetzt. Wir müssen versprechen, was er geschaffen hat, zu unterstützen und zu erhalten. Wir sollten unsere eigenen Interessen zurückstellen und Unwissenheit und Intoleranz bekämpfen. Wir müssen lernen, unseren Nächsten zu lieben, unabhängig welcher Nation oder Religion er angehört. Wir sind jetzt alle Amerikaner – egal, wo unsere Eltern geboren wurden –, und als solche müssen wir stolz auf unsere neue Nation sein und zusammenhalten, damit sie die größte und beste der Welt werden wird.«
    Es war das erste Mal, dass Matilda die Gemeinde in der Kirche

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