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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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sich als Kind im Finders Court angeeignet hatte, noch lebendig waren.
    In den letzten Monaten hatten sich im Leben der Milsons und Matildas viele Dinge zum Besseren gewandt. Doch ein Ereignis bedeutete Matilda besonders viel. Bevor sie New York verlassen hatten, hatten die Milsons sie ins Wohnzimmer gerufen und sie gebeten, Platz zu nehmen. Sie erklärten ihr, dass sie sich nicht länger als Bedienstete verstehen sollte, sondern als Freundin der Familie. In Zukunft sollte sie die Milsons Giles und Lily nennen.
    »Wir bestehen darauf«, beharrte Lily lächelnd, als Matilda protestierte. »Du begleitest uns als gleich Gestellte bei einem großen Abenteuer, und es wäre wirklich lächerlich, wenn du uns weiterhin Madam und Sir nennen müsstest. In Zukunft wirst du Unterhalt bekommen, wir werden es nicht weiter Lohn nennen, und wenn du irgendwann den Wunsch verspüren solltest, uns zu verlassen, hast du jederzeit die Freiheit, dies auch zu tun.«
    Zunächst nahm Matilda an, dass die Milsons ihr dieses freundliche Angebot gemacht hatten, weil sie gerade von Dolly die Nachricht vom Tode ihres Vaters erhalten hatte. Die ganze Zeit hatte sie sich an dem Gedanken festgehalten, ihn einmal wiedersehen zu können, ihm alles von Amerika zu erzählen und ihm zu sagen, wie dankbar sie dafür war, dass er sie hatte gehen lassen. Es waren so viele Dinge ungesagt geblieben, zum Beispiel, wie hoch sie es ihm anrechnete, dass er sie zur Schule geschickt hatte. Sie hätte gern noch mehr über ihre Mutter erfahren und ihm versichert, dass er immer in ihren Gedanken war, auch wenn sie so weit von ihm entfernt lebte, und dass sie ihn liebte.
    Doch später, als sie mit den Milsons bereits auf der Reise war, erkannte sie den wahren Grund, aus dem heraus Giles und Lily ihren Status vom Dienstmädchen zur Freundin angehoben hatten. Sie sollte sich in denselben sozialen Zirkeln bewegen können wie sie selbst, was ihr größere Chancen auf eine Ehe außerhalb ihrer eigenen Klasse verschaffte. Obwohl sich Matilda nicht vorstellen konnte, jemals wieder zu lieben, fand sie den Gedanken sehr tröstlich, dass die Milsons sich so um sie sorgten.
    Das Geräusch von Stühlen, die an den festlich gedeckten Tisch herangezogen wurden, schreckte Matilda aus ihren Gedanken.
    »Was ist in der Pastete, Mama?«, fragte Tabitha.
    »Ich glaube, es ist Kaninchen«, antwortete Lily, als sie die gold gebackene Kruste anschnitt. »Aber was immer es sein mag, Mrs. Homberger ist eine exzellente Köchin. Eine so fantastische Pastete habe ich nicht mehr gesehen, seit wir England verlassen haben.« Sie gab jedem ein Stück. »Oh, es ist so wunderschön hier!«, platzte sie plötzlich heraus. »Ich weiß einfach, dass wir hier glücklich werden.«
    Giles nahm die Hand seiner Frau und drückte sie zärtlich. Er war erleichtert, dass Independence und das Haus, das die Kirche ihnen zur Verfügung gestellt hatte, ihr gefielen. Da Independence die letzte Stadt in strukturiertem Territorium war und deshalb auch der Ausgangspunkt der Planwagentrecks, die nach Oregon in den Westen zogen, hatte er geglaubt, es sei eine typische wilde Grenzstadt mit allem, was dazugehört.
    Er war jedoch erstaunt und erfreut, eine gemächliche, ruhige Stadt mit einer soliden Bevölkerung vorzufinden. Die ansässigen Händler und Geschäftsleute verdienten ihren Unterhalt mit der Ausstattung der Reisenden. Sie zimmerten die Planwagen, stellten die Zugrinder zur Verfügung und verkauften Lebensmittel und Werkzeuge für die lange, gefährliche Reise.
    Einer dieser guten Leute, die sie an diesem Tag begrüßt hatten, ein stämmiger Hufschmied namens Solomon, hatte Giles beiseite genommen und ihm erklärt, dass sich die Stadt in einen wilden und ungeordneten Ort verwandelte, wenn erst im Frühling die Reisenden eintreffen würden, um sich auf die Fahrt vorzubereiten. In dieser Zeit gebe es viele Trinkgelage, Spiel, Ehebruch und Straßenkämpfe. Meist seien jedoch nicht die Pioniere selbst hierfür verantwortlich – die meisten von ihnen seien friedliebend, fleißig und gottesfürchtig –, sondern die Soldaten, Spieler, Prostituierten und anderes Gesindel, das durch die Geschäftigkeit in der Stadt angezogen werde.
    »Gibt es manchmal Probleme mit den Indianern?«, hakte Giles nach. Die Neuigkeit, dass viele von ihnen aus ihrem angestammten Land vertrieben worden waren, damit sich die Siedler dort niederlassen konnten, hatte ihn tief beunruhigt. Aber in New York war es schwierig gewesen, in diesem Punkte

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