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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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des Preises eines neuen Gefährtes überlassen.
    Die früheren Besitzer hatten viele Extras hinzugefügt, an die Matilda nie gedacht hätte. In die Zeltplane waren Taschen eingenäht, in denen man kleine Gegenstände unterbringen konnte, unter dem Bett befand sich ein Kasten, in dem man größere Dinge verstauen konnte. Auch gab es einen Tisch und zwei Stühle mit zusammenklappbaren Beinen, auf denen sie ihre Mahlzeiten einnehmen konnten. Sogar die Wassercontainer, die außen um den Wagen herum hingen, waren im Preis inbegriffen.
    Mrs. Treagar hatte ihnen ein altes Federbett geschenkt, aber alle sonstigen Gegenstände wie Töpfe, Messer und Platten stammten aus dem früheren Haushalt der Milsons. Die Reste von Lilys kleinen Schätzen, Giles’ Bibel, seine Uhr und ein paar Bücher, die er besonders geschätzt hatte, waren bereits unter dem Bett verstaut, genau wie Mehlsäcke, getrocknete Bohnen, Reis, Sirup, ein großer geräucherter Schinken sowie andere Lebensmittel. Die alten Quilts, Bettwäsche und Decken hatten sie auch behalten, aber alles andere hatten sie verkauft, um den Wagen bezahlen zu können. Lilys Alltagskleidung hatte Matilda schon nach der Flut fortgegeben, aber sie hatte die eleganteren Kleider behalten, um sie später für Tabitha umzuarbeiten. Die Kleidung, die sie für Baby Harry genäht hatten, befand sich ebenfalls in ihrem Gepäck. Matilda war überzeugt, Lily hätte gewollt, dass Matildas Kind sie tragen würde. Den meisten Platz nahmen jedoch die fünfundzwanzig Fruchtbaumsetzlinge ein, die sie Cissy und John als Geschenk mitbringen wollte.
    »Bist du traurig, dass wir fortgehen?«, fragte Tabitha.
    »Ein wenig«, gestand Matilda.
    »Weil wir nicht mehr mit Mama und Papa reden können?«
    »Das können wir überall, Tabby«, sagte Matilda. »Ich glaube, dass sie über uns wachen.«
    »Wir waren sehr glücklich hier«, stellte Tabitha wehmütig fest. »In Independence wohnen so freundliche Leute. Meinst du, dass sie in Oregon genauso nett sind?«
    »Ganz bestimmt«, erklärte Matilda mit fester Stimme. »Aber schlaf jetzt. Wir müssen morgen früh aufstehen.«
    »Fahren Sie in Reih und Glied!« Captain Russells gellende Stimme weckte sie im Morgengrauen.
    Matilda kletterte aus dem Bett, sah aus dem Wagen und bemerkte, dass schon viele Leute auf den Beinen waren. Schnell zog sie ihr Kleid über und setzte sich einen Strohhut auf den Kopf, ohne sich auch nur das Haar zu kämmen.
    »Beeil dich, Tabby«, drängte sie. »Waschen können wir uns später.«
    Solomons Training zeigte seine Wirkung, denn ihre Ochsen waren schon eingespannt, bevor alle anderen fertig waren. Matilda und Tabitha kletterten gerade auf den Bock des Wagens, als Captain Russell auf seinem Schecken vorbeigeritten kam.
    »Wie siehts aus, Mrs. Jennings?«, rief er und zügelte sein Pferd für einen Moment. »Ich lasse Sie an zweiter Stelle fahren, da Sie ja offenbar ganz vorn sein wollen. Aber wenn Sie nicht Schritt halten können, muss ich Sie zurücklassen.«
    Er war das Hauptgesprächsthema der Frauen in der Stadt, die ihn in seiner Uniform sehr schneidig fanden und darauf brannten zu erfahren, ob er verheiratet war. Er war groß und sehr athletisch gebaut, hatte langes blondes Haar und hellblaue Augen. Matilda gab zu, dass er ein ungewöhnlich attraktiver Mann war, aber sie mochte seine sarkastische Art und seine unerträgliche Angewohnheit nicht, die Menschen still zu beobachten.
    Außerdem wusste sie, dass sie ihre Reise mit einem großen Nachteil begann. Er war gegen ihre Teilnahme an seinem Treck gewesen. Allein stehende Frauen und ein Kind hatten dabei seines Erachtens nichts verloren. Nur Solomons Überredenskünsten hatte sie es zu verdanken, dass sie schließlich doch mitfahren durften. Sie spürte, dass er Vorbehalte gegen sie hatte und immer auf Fehler lauern würde. Außerdem war sie schrecklich besorgt, er könne in den vergangenen Tagen etwas über ihre Vergangenheit herausgefunden haben. Sie hatte ihm erzählt, sie wäre Witwe und wollte mit ihrer Stieftochter zu Freunden nach Oregon reisen. Wenn er jedoch etwas über die Milsons erfahren hatte und schließlich ihren Bauch wachsen sah, konnte sie ihm nicht verübeln, das Schlimmste von ihr zu denken.
    Matilda war jedoch fest entschlossen, sich heute von solchen Befürchtungen nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, und schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Machen Sie sich keine Sorgen, dass ich zu langsam sein werde«, meinte sie. »Ich habe es sehr eilig,

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