Lesley Pearse
Frau hatte es sich in einem niedrigeren auf der anderen Seite bequem gemacht. Beide blickten sie überrascht an, bevor sie etwas sagten.
»Entschuldige unser unhöfliches Verhalten, Matilda. Es ist nur, dass du mit dem offenen Haar so verändert aussiehst. Was für eine hübsche Farbe es hat«, begann Lily Milson.
Matilda errötete und schaute zu Boden. Ihre Erscheinung verblüffte Giles so, dass es ihm die Sprache verschlug. Als er ihr das Riechfläschchen unter die Nase gehalten hatte, hatte er nur daran gedacht, dass er ihr das Leben seiner Tochter verdankte. In der Kutsche waren ihm nichts als ihre schmutzigen Hände und ihre Augen aufgefallen, die so blau wie frisches Quellwasser waren. Nun aber könnte sie ebenso gut eines seiner Gemeindemitglieder anstatt ein verwahrlostes Slumkind sein. Ihre Wangen glühten, ihre Haut war weiß, und in Lilys Kleidung sah sie anmutiger aus, als es seiner Frau jemals gelungen war.
»Wie geht es deinem Rücken, Matilda?«, brachte er schließlich heraus.
»Einfach klasse, Sir«, antwortete sie. Sie brachte es nicht über sich, weiterhin die schwer Verletzte zu spielen. »Diese Kleidung, die Sie mir gegeben haben, ist herrlich, und das Essen war auch toll.«
Giles war von ihrer dankbaren Aufrichtigkeit und der Art, wie sie ihm direkt in die Augen schaute, überrascht. Eine Idee, die ihm während des Abendessens gekommen war, erschien ihm nun nicht mehr ganz so abwegig.
»Setz dich doch zu uns«, bat er und zeigte auf einen Stuhl zwischen seinem und dem seiner Frau. »Mrs. Milson und ich würden gern ein bisschen mehr über dich erfahren. Vielleicht könntest du uns etwas von deiner Familie erzählen und wo ihr lebt?«
Matilda seufzte innerlich. Sie war überzeugt, dass dies zu der erwarteten Predigt über Gott führen würde. Aber da sie geschenkte Kleidung trug und einen vollen Bauch hatte, schien es ihr nur ein kleiner Preis zu sein zu erzählen, was sie wissen wollten. Matilda begann mit einer kurzen Familiengeschichte, Peggys Tod, der – wie sie zugab – durch Trunkenheit verursacht worden war, wobei sie eilig hinzufügte, dass ihr Vater keinen Alkohol anrührte und er sich nichts sehnlicher wünschte, als ihr und ihren Brüdern ein anständigeres Heim bieten zu können. Lily fragte sie, wie lange sie schon als Blumenmädchen arbeitete, und schien geschockt zu sein, als sie hörte, dass Matilda bereits als Zehnjährige damit angefangen hatte.
»Zehn ist nicht so jung«, entgegnete Matilda ernst. »Ich sehe jeden Tag Mädchen, die gerade einmal fünf oder sechs Jahre alt sind. Aber wissen Sie, ich bin zur Schule gegangen. Vater wollte, dass ich lesen und schreiben lerne, damit mir mehr Möglichkeiten offen stünden.«
Lily schnappte hörbar nach Luft, und ihre Augen weiteten sich. »Du kannst lesen und schreiben?«
»Und rechnen kann ich auch«, versicherte Matilda ein wenig stolz. »Aber am liebsten lese ich, wenn ich mal ein Buch in die Hände bekommen kann.« Sie fragte sich, ob sie etwas Falsches gesagt hatte, denn Lily und Giles tauschten Blicke. »Blumen liebe ich natürlich auch«, verteidigte sie sich. »Es ist zwar ganz schön hart, wenn man um vier Uhr aufstehen und mitten im Winter zum Markt laufen muss, aber ich sage mir immer, dass es wenigstens saubere Arbeit ist.«
Giles räusperte sich. »Welcher Arbeit würdest du am liebsten nachgehen, Matilda? Ich meine, wenn du es dir aussuchen könntest?«, fragte er sie mit durchdringendem Blick.
Matilda war leicht verunsichert, dass die beiden so viel wissen wollten. »Königin sein müsste ganz in Ordnung sein«, scherzte sie nervös.
Giles lächelte. Er fand ihr Verhalten rätselhaft. Es wäre ihr gutes Recht, eine Belohnung zu verlangen. Aber abgesehen von einer gewissen Vorsicht in ihrem Blick, während sie die Fragen beantwortete, strahlte sie unbefangene Ruhe aus.
»Ich wäre auch froh, wenn ich in einem Geschäft oder als Magd arbeiten dürfte«, fügte Matilda hinzu. »Aber ich nehme an, mich würde keiner einstellen wollen. Weil ich nicht die richtige Kleidung habe, oder?«
Sie erhielt keine Antwort, denn die Milsons sahen sich nur stumm an. Matilda fasste dies als Bestätigung ihrer Bedenken auf. Giles und Lily hatten jedoch überlegt, womit sie das Mädchen belohnen könnten, bevor sie Matilda zu sich gerufen hatten. Lily fand, dass ein Shilling und ein wenig Gemüse ausreichend seien. Giles hatte eingewandt, dass dies keine andauernden Güter seien, und vorgeschlagen, dass er sich in seiner
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