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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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beunruhigt war, die neben ihnen auf einem Karren saßen und Pfeife rauchten. Sie bezweifelte, dass ihre Herrin jemals einen schwarzen Mann gesehen hatte. Matilda selbst hatte auch noch nicht viele getroffen, doch Giles hatte ihr eine Menge über die Sklaverei in den Südstaaten erzählt. Er hatte ihr erklärt, dass die Nordstaaten ihre Sklaven vor einiger Zeit befreit hatten, aber dass in den ländlichen Gegenden wenig unternommen wurde, um ihnen zu Arbeit zu verhelfen, weshalb sie heute auf der Suche nach einer Anstellung in die großen Städte strömten.
    Sie warteten und warteten in der heißen Sonne. Um sie herum bewegten sich zwar sehr viele Menschen, aber die meisten waren Arbeiter in rauer Kleidung oder Frauen mit Umhängen und Hauben, also kaum die Leute, die von der Kirche geschickt worden wären. Sie hörten mindestens ein Dutzend verschiedene Sprachen und sahen zwei Männer, die betrunken aus einer Bar rollten und miteinander rauften.
    Giles ging auf und ab und schaute immer wieder auf seine Uhr und Lilys angespannten Gesichtsausdruck. Obwohl er ihr von Zeit zu Zeit versicherte, dass jeden Moment jemand kommen würde, war deutlich, dass er keine Ahnung hatte, was er unternehmen sollte.
    Endlich, als sie bereits eine Stunde das Schiff verlassen hatten, kam ein Mann in einem Einspänner vorgefahren.
    »Reverend und Mrs. Milson?«, fragte er und zügelte sein Pferd.
    Giles nickte, und der rotgesichtige Mann mit der übergroßen Nase sprang vom Kutschbock und stellte sich als Mr. MacGready vor. Er entschuldigte sich nicht für seine Verspätung, sondern murmelte nur, dass man sie ein paar Tage früher erwartet habe. MacGready sagte, dass er sie nun zu ihrem Haus in der State Street bringen und Reverend Kirkbright sie besuchen wollte, sobald er konnte. Er machte keine Anstalten, sie willkommen zu heißen, und half nur Lily in den Wagen, schob Tabitha hinter ihr her und ließ Matilda allein hochklettern.
    Das Ziel ihrer Fahrt lag tatsächlich sehr nah am Hafen, doch da die Straßen voller Wagen und Kutschen waren, brauchten sie eine halbe Stunde, bis sie es erreichten. Bei jedem unerwarteten Ruck der Kutsche, jedem lauten Ruf der Straßenverkäufer oder dem Anblick einer Bar rümpfte Lily missbilligend die Nase.
    Matilda fand jedoch alles, was sie sah, faszinierend. Es gab vieles, das sie an den Teil Londons erinnerte, in dem sie aufgewachsen war, dennoch waren die meisten Menschen hier gut gekleidet, die Geschäfte schienen gut bestückt zu sein, und die Stadt strahlte eine kühne und freie Stimmung aus, die Matilda auf Anhieb mochte. Sie spürte, dass sie hier glücklich sein konnte, es war aufregend, bunt, und die Arbeiter sahen nicht so unterwürfig aus wie zu Hause. Sie hoffte, dass die Abgründe zwischen den Klassen hier nicht so unüberwindbar waren wie in England und es wirklich ein Ort mit Möglichkeiten für jeden war.
    »Ist das unser Haus?«, fragte Lily Mr. MacGready, als er das Pferd vor einem kleinen Holzhaus zum Stehen brachte, das dringend einen neuen Anstrich hätte gebrauchen können und dessen Fensterläden sehr bald repariert werden mussten. Es lag versteckt in einer Reihe sehr eleganter, fünfstöckiger Häuser, die den georgianischen Gebäuden zu Hause sehr ähnelten. Imposante Treppen führten zu den Eingängen, und die Geländer waren alle frisch gestrichen. Ihr eigenes Haus sah aus wie ein armer Verwandter.
    »Ja, Ma’am«, antwortete MacGready und sprang vom Kutschbock. »Hier leben nur feine Leute, Sie werden sich also wohl fühlen.«
    Matilda erschien diese Bemerkung eher sarkastisch, und sie fragte sich, ob der Mann zu Fremden immer so unfreundlich war. Sie bemerkte sehr bald, dass er auch nicht besonders hilfsbereit oder einfühlsam war. Er schob den Schrankkoffer durch die Vordertür, die direkt in ein dunkles Wohnzimmer führte, und ließ seine Last einfach auf dem Boden stehen.
    »Hier ist Holz. Kohle für den Ofen befindet sich in der Hütte hinter dem Haus«, erklärte er barsch. »Lampenöl finden Sie auch dort. Man hat ein paar Lebensmittel für Sie zurückgelassen. Sie haben Glück, dass sich die Wasserpumpe im Garten befindet. Sie ist erst vor ein paar Monaten eingerichtet worden. Aber ich muss jetzt weiter, wenn’s Ihnen recht ist.«
    »Wo ist die Haushälterin?«, fragte Lily. Ihre Stimme zitterte.
    MacGready schaute zu Matilda hinüber, die Tabitha in den Armen hielt. »Ist eine Bedienstete nicht ausreichend für Sie?«
    Er hatte die Tür hinter sich zugeknallt und

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