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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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war verschwunden, bevor einer von ihnen noch etwas erwidern konnte.
    Lily ließ sich geschockt in ein Sofa fallen. Ihr Mann sah fassungslos aus. Nur Tabitha schien sich nichts aus alldem zu machen, denn sie war in Matildas Arm fast eingeschlafen.
    »Es erinnert mich an Häuser auf dem Land in England«, bemerkte Matilda, bemüht, ihre Herrin von weiteren Weinkrämpfen abzuhalten. »Wenn ich erst mal alles geputzt und unser Gepäck ausgeräumt habe, wird es schon ganz gemütlich werden, nicht wahr, Sir?«
    Giles war mit ihrer Ansprache ein wenig überfordert. Er war offenbar in seine eigenen Gedanken versunken. »Natürlich wird es das, Matty«, versicherte er. »Sollen wir uns einmal umsehen, Liebes?«, fragte er seine Frau.
    Als sie nichts erwiderte und sich auf dem Sofa nicht einmal bewegte, setzte Matilda Tabitha neben ihre Mutter. »Ich gehe mit Ihrem Mann«, erklärte sie. »Sie bleiben hier und kommen erst einmal wieder zu Atem.«
    Ihr Rundgang durch das Haus war kurz. Sie fanden eine große Küche und eine kleinere Spülküche hinter dem Wohnzimmer. Von dort ging eine schmale Treppe zu den beiden Schlafzimmern und zwei weiteren kleinen Räumen in das obere Stockwerk. Alles sah sauber aus, und die Möbel waren einfach und funktional, aber die Betten waren nicht gelüftet worden, und es roch muffig.
    »Es ist kleiner, als ich dachte«, berichtete Giles seiner Frau, als sie die Treppe herunterkamen. »Doch es ist unseren Bedürfnissen angemessen.«
    Giles kochte eigentlich innerlich. Er war von Natur aus ein bescheidener Mann und glaubte nicht, dass der Stand seiner Familie oder sein Beruf ihm eine bevorzugte Behandlung einbringen sollte. Aber zu Hause hätte man einen neuen Pfarrer – besonders einen mit Frau und Kindern – herzlich willkommen geheißen, hätte ihnen zu essen und trinken bereitgestellt und das Haus vorbereitet, damit es einladend ausschaute. MacGready war unerträglich rüde gewesen, indem er angedeutet hatte, dass Milsons neue Rolle nicht die des Pfarrers sein würde, sondern er lediglich als eine Art niedriger Gehilfe für Reverend Darius Kirkbright arbeiten sollte. Wenn er Lily und sein Kind nicht hätte allein lassen müssen, wäre er auf der Stelle losgelaufen, um dem Mann seine Meinung zu sagen.
    Lily schien in eine Art Betäubung gefallen zu sein. Abgesehen von der Hand, mit der sie über das Haar ihres Kindes strich, das in ihrem Schoß schlief, saß sie stumm und bewegungslos mit angsterfülltem Blick auf dem Sofa.
    Giles wusste nicht, wie er mit ihrem Schock umgehen sollte, und diese Hilflosigkeit ließ ihn sich noch erbärmlicher fühlen, da er trotz ihres Protestes darauf bestanden hatte, nach Amerika zu gehen. War er ein Rohling, der sich nur um seine eigenen Bedürfnisse kümmerte? Oder trug Lily auch Schuld, weil sie ihn nicht unterstützte? Zu Hause in England war er seiner Sache so sicher gewesen und hatte geglaubt, dass eine höhere Macht ihn hierher bestellt hatte. Jetzt war er nicht mehr so überzeugt. Vielleicht war es schiere Eitelkeit gewesen, die ihn verführt hatte, sich so wichtig zu nehmen?
    »Was soll ich zuerst tun, Sir?«, fragte Matilda. »Soll ich die Betten machen oder Wasser aufsetzen, damit wir einen Tee trinken können?«
    Giles blickte Matilda hilflos an. Sie war während der Reise sein Fels in der Brandung gewesen. Wenn es ein Problem gegeben hatte, hatte sie immer selbst eine Lösung gefunden und ihn nie behelligt. Er wusste, dass er und seine Frau das Ruder nun wieder in die Hand nehmen sollten, doch er selbst hatte keine haushälterischen Fähigkeiten, und Lily sah aus, als könnte sie nicht einmal ihren Umhang selbst abnehmen.
    »Dann werde ich erst mal Feuer machen«, entschied Matilda, als spürte sie seine Bedrängnis. »Sie bleiben hier und ruhen sich aus. Ich werde mich um alles kümmern.«
    Als Matilda in der Küche die Fensterläden geöffnet hatte und Sonnenschein den Raum durchflutete, war sie erfreut zu sehen, dass die Küche ebenso gut ausgestattet wie die in Primrose Hill und sogar noch größer war. Es würde anstrengend sein, das Wasser aus dem Garten zu holen. Sie hatte sich in Primrose Hill daran gewöhnt, einfach den Wasserhahn in der Spülküche aufzudrehen. Aber wenigstens hatten sie eine eigene Pumpe, die sie mit niemandem teilen mussten.
    Innerhalb von zehn Minuten hatte Matilda das Feuer im Ofen entfacht. Plötzlich wurde ihr klar, dass es im Wohnzimmer sehr still war, und sie wagte einen verstohlenen Blick hinter die Tür.

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