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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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Verlegenheit gebracht hatte, und hoffte, deswegen später nicht in Schwierigkeiten zu geraten. Doch im Garten war es tatsächlich luftig, und das satte Grün der vielen Pflanzen war nach der stickigen Luft in der Küche eine willkommene Abwechslung.
    »Das ist viel besser«, stellte Mrs. Kirkbright lächelnd fest, während sie sich auf die Bank sinken ließ und sich Luft ins Gesicht fächerte. »Was wir armen Frauen mit unseren Kleidern, Unterröcken und der Wäsche doch alles ertragen müssen!«
    Lily lächelte, doch Matilda wusste, dass sie die Erwähnung von Unterwäsche eigentlich unanständig fand.
    Sie trug für sich selbst einen Küchenstuhl nach draußen und ließ sich ein wenig abseits der beiden Frauen nieder, aber war angenehm überrascht, dass Mrs. Kirkbright Tabitha auf ihren Schoß setzte, ohne sich daran zu stören, dass ihr elegantes Kleid zerknittern könnte.
    Tatsächlich ließ Mrs. Kirkbright in ihrem Gespräch mit Lily jeglichen Snobismus vermissen und sprach Tabitha wie auch Matilda an, als wären sie ein Teil ihrer Familie. Sie erzählte, dass ihr Mann und sie aus England stammten und manchmal ihre Heimat vermissten. Sie waren jedoch schon zwölf Jahre in Amerika und hatten keinerlei Absichten, jemals zurückzukehren.
    »Es ist ein so aufregendes, pulsierendes Land«, sagte sie ernst. »Hier werden die Menschen für ihre harte Arbeit belohnt. Sogar ein bettelarmer Ire oder ein Immigrant aus Deutschland kann hier etwas aus sich machen, wenn ihm der Sinn danach steht. Viele unserer wohlhabenderen Gemeindemitglieder bemängeln zwar das Problem, kein gutes Hauspersonal finden zu können, doch in meinen Augen zeigt dieses Problem nur den Wunsch der Menschen, ihr eigener Herr zu sein, und das ist eine ausgezeichnete Sache.«
    Später fuhr sie fort, die Unterschiede zwischen der amerikanischen und britischen Küche zu erklären. Als sie von Gemüsesorten wie Kürbis und gebackenen Bohnen zu sprechen begann, erkundigte Matilda sich nach der Zubereitung.
    »Ich schreibe dir alles auf, wenn ich nach Hause komme«, versprach Mrs. Kirkbright. »Viele Lebensmittel in den Geschäften sind die gleichen wie in England, werden aber anders genannt. Du wirst es dir sehr schnell einprägen.«
    Indem sie sich wieder Lily zuwandte, sagte sie: »Sie werden bei uns viele gesellige Menschen treffen, meine Liebe. Das soziale Leben ist hier informeller als in England. Wenn man gut befreundet ist, besucht man sich auch ohne Anmeldung. Ich hoffe, Lily, dass wir beide dies auch bald so halten werden, denn wir haben viele Gemeinsamkeiten.«
    An diesem Punkt begann Matilda sich zu fragen, warum Mrs. Kirkbright nicht von ihrem bevorstehenden Umzug zu einer neuen Gemeinde sprach. Ihre Worte deuteten vielmehr darauf hin, dass sie hier bleiben würden. Doch wenn das tatsächlich der Fall war, worin würde dann Giles’ neue Aufgabe bestehen? Da es sicher unangemessen wäre, sich danach zu erkundigen, verhielt sie sich ruhig und hörte einfach den lebhaften Erzählungen der Frau über die Geschäfte zu.
    »In der Pearl Street können Sie alle Lebensmittel kaufen«, berichtete sie. »Sie liegt hier ganz in der Nähe, aber Sie sollten sich nicht weiter nördlich wagen, denn dort liegen einige sehr unschöne Gegenden. Ich vermute, mein Mann berichtet Ihrem gerade von dieser Seite der Stadt, und ich hoffe, es wird ihm keine Angst einjagen.«
    Florence Kirkbright hatte Recht, ihr Mann hatte tatsächlich gerade mit einem anschaulichen Bericht über die dunkleren Seiten der Stadt begonnen. Die leidenschaftlichen Worte des Reverends über die Slums machten Giles jedoch keine Angst, vielmehr spürte er, wie die Enttäuschung von ihm abfiel und seine ursprüngliche Überzeugung wiederkehrte, dass Gott ihn für einen sehr speziellen Auftrag hierher geführt hatte. Reverend Darius Kirkbright war ein direkter, aber sehr freundlicher Mensch. Seine Größe, sein frisches Auftreten, sein volles Gesicht und das schneeweiße Haar, das er sich aus der hohen Stirn gekämmt hatte, deuteten auf einen Mann mit starkem Charakter hin.
    »Mir tut es sehr Leid, dass der Bischof von London Sie im Glauben gelassen hat, dass Sie meine Stellung hier übernehmen sollen«, versicherte er, nachdem Giles zugegeben hatte, wie wütend er am Vortag gewesen war. »Vielleicht ist dieses Missverständnis entstanden, weil ich um eine besondere Art der Unterstützung gebeten hatte und ausdrücklich darauf hinwies, dass ich keinen weltfremden Neuling gebrauchen kann. Der

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