Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
Vom Netzwerk:
herrschen.«
    Matilda fühlte Bewunderung für diesen Mann in ihrem Herzen aufwallen. Er war nicht wie Darius Kirkbright, der von seiner Frau vollständige Unterordnung erwartete. Giles war ein gefühlvoller Mann, der glaubte, dass die Ehe eine wirkliche Partnerschaft sein sollte. Jetzt erst konnte sie nachvollziehen, warum er zu Hause nicht von seiner Arbeit sprach, und sie begriff, wie es ihn belastet haben musste, seine wahre Tätigkeit geheim zu halten, nur um seine Frau nicht zu beunruhigen.
    »Es ist richtig, dass Sie für die Armen kämpfen«, erklärte sie sanft. »Aber es ist dennoch falsch, Madam nicht einzuweihen, egal, wie sehr es sie schockieren würde. Sie hat ein gutes Herz, Sir. Sie liebt Sie für das, was Sie sind. Wahrscheinlich wird sie einen Wutanfall bekommen, doch mit der Zeit wird sie es sicher akzeptieren und Ihnen sogar helfen.«
    Er stützte die Ellbogen auf den Tisch und verbarg sein Gesicht für einen Moment in den Händen. Matilda beobachtete ihn und wusste, dass sein Gewissen ihn quälte. Er antwortete erst nach einiger Zeit.
    »Meine liebe Matty«, begann er schließlich. »Manchmal bist du für dein Alter außergewöhnlich weise, und im Prinzip bin ich in fast allen Punkten deiner Meinung. Aber ich kenne meine Frau besser als jeder andere, und ich weiß genau, was sie tun würde, wenn sie nur einen kleinen Teil von dem sehen würde, was du heute gesehen hast. Ihre Angst vor Krankheit und Schmutz ist tief verwurzelt, und auf dem Schiff war es die Anwesenheit der niedrigeren Passagiere an Deck, wegen der sie sich in der Kabine eingeschlossen hat. Allein ihre Anwesenheit hat sie krank gemacht.«
    Matilda wollte gerade auflachen und Giles vorwerfen, dass dies ein lächerlicher Gedanke sei, da erinnerte sie sich plötzlich an Lilys ängstliche Blicke zu den anderen Passagieren, als sie noch auf dem Fluss Avon gefahren waren. Sie hatte Tabitha immer verboten, an Deck zu gehen, solange es diesen Passagieren gestattet gewesen war, sich dort aufzuhalten. »Das kann schon sein, aber sie hat sich inzwischen gebessert«, versicherte Matilda trotzig.
    »Nein, Matty, das hat sie nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Sie fühlt sich sicher in diesem Haus und mit den wohl situierten Gemeindemitgliedern, die sie trifft. Sie kennt lediglich die düstere Hafengegend, die sie bei unserer Ankunft gesehen hat, und ansonsten ist sie überzeugt, dass es überall in New York so aussieht wie hier. Ich bezweifle gar nicht, dass sie mir helfen würde, Geld für die Armen zu sammeln, um ein Waisenhaus aufzubauen, solange ich ihr die Menschen nicht näher beschreibe, für die das Geld bestimmt ist. Wenn der gesamte Schrecken all dessen ihr offenbart würde, würde sie …« Er brach plötzlich ab, als hätte er Angst, seine Befürchtungen auszusprechen.
    Matilda wollte gerade antworten, Lily würde ihn niemals verlassen, als sie bemerkte, dass er daran gar nicht gedacht hatte. Der tief beunruhigte Ausdruck in seinen Augen verriet seine Gedanken. Er hatte Angst, seine Frau in den Wahnsinn zu treiben.
    Wenn ein anderer Mann dies angedeutet hätte, hätte sie ihn vermutlich ausgelacht. Aber Giles Milson war ein guter Menschenkenner, und seine Frau konnte er besser beurteilen als irgendein anderer Mensch. Matilda hatte Lilys hysterische Anfälle und dunkle Stimmungen selbst oft miterlebt, und ihr Herz sagte ihr, dass er Recht haben könnte.
    »Gibt es irgendetwas, was ich tun könnte, um zu helfen?«, fragte sie.
    Er sah sie lange und nachdenklich an, bevor er antwortete. »Matty, du hast mich in eine heikle Situation gebracht. Einerseits bin ich froh, in dir eine Verbündete gefunden zu haben. Wenn ich mit meiner Arbeit fortfahre, heißt dies andererseits aber, dass du mir helfen musst, Mrs. Milson vor all dem zu schützen. Doch das wird auch dich in eine unmögliche Situation bringen.«
    »Nicht unbedingt«, entgegnete sie schulterzuckend. »Ich weiß, dass das, was Sie planen, eine gute Sache ist. Stillschweigen zu bewahren ist das Mindeste, was ich tun kann. Ich wünschte mir nur, ich könnte Ihnen mehr praktisch zur Hand gehen.«
    Als er schwieg, überlegte Matilda, ob das die falsche Antwort gewesen war. Hätte sie schwören müssen, Madam nichts zu erzählen?
    »Du kannst tatsächlich mehr für mich tun«, erklärte er schließlich. »Du könntest an meiner Seite arbeiten.«
    Matilda fiel die Kinnlade herunter. »Wie sollte ich das anstellen? Ich bin doch nur ein Kindermädchen.«
    »Es sind die Fähigkeiten eines

Weitere Kostenlose Bücher