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Lesley Pearse

Lesley Pearse

Titel: Lesley Pearse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wo das Gluck zu Hause ist
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helfe, die Kinder zum Heim zu begleiten?« Sie brauchte diese Bestätigung für den Fall, dass Lily sie einmal selbst nach den Waisen fragte.
    »Nicht mehr als das. Wir werden es wie einen Sonntagsausflug erscheinen lassen«, entgegnete er mit einem Lächeln.
    Matilda spuckte auf ihre Hand und hielt sie Giles entgegen. »Auf diese Art und Weise haben wir in Seven Dials Abmachungen besiegelt«, lachte sie.
    Er lächelte, spuckte auf seine eigene Hand und umschloss die ihre.
    »Partner!«, sagten sie gemeinsam.

6. K APITEL
    H ier ist es«, bemerkte Giles und schob die Kapuze seines Regenmantels zurück, während Matilda und er auf ein verfallenes, heruntergewirtschaftetes Lebensmittelgeschäft an einer Straßenecke mitten in Five Points zugingen.
    Es war nun eine Woche vergangen, seit Matilda die Gegend zum ersten Mal betreten hatte, aber im Gegensatz zu damals schien die Sonne nicht mehr. Es hatte heftig gestürmt und seither ohne Unterbrechung in Strömen geregnet. Jetzt waren alle Straßen und Gassen voll mit stinkendem, klebrigem Matsch, sodass sogar die Hunde und Schweine an den Hauswänden und in den Türeingängen Schutz suchten.
    Als sie das Geschäft betraten, kämpfte sich ein kleiner, dürrer Mann mit vernarbtem Gesicht und einer schmierigen Schürze hinter Fässern und Kisten voller Ginflaschen hervor. Es roch nach billigem Schnaps, aber dies erschien ihnen immerhin angenehmer als der Gestank auf der Straße.
    »Einen guten Tag, Reverend.« Der Mann schenkte ihnen ein schmeichlerisches Lächeln. »Sie haben sich heute wohl eine kleine Helferin mitgebracht?«
    »Das ist meine Assistentin, Miss Jennings«, antwortete Giles in strengem, geschäftsmäßigem Tonfall. Obwohl der Ire ihm versprochen hatte, ihm den Weg zu dem Ort zu zeigen, wo sich die Waisenkinder befanden, vertraute Giles ihm nicht. Bei seinen früheren Unterhaltungen mit ihm hatte er den Eindruck gewonnen, dass er die Gewohnheiten der Kinder keineswegs deshalb so gut kannte, weil er ihnen aus ihrem Elend helfen wollte. Er vermutete, dass der Geschäftsinhaber sie vielmehr an die Bordelle in der Umgebung weitervermittelte.
    »Wir haben für die Kinder Brot und Äpfel mitgebracht. Wenn Sie uns jetzt den Weg zu ihnen zeigen, werden wir Ihre Zeit nicht weiter in Anspruch nehmen müssen.«
    »Ich bin sicher, dass sie im Keller des Rat’s Castle sind«, erwiderte der Mann und fixierte dabei Matilda. »Ich habe einen der größeren Jungen dort hineinklettern sehen, als ich heute Morgen vorbeiging. Ich glaube nicht, dass sie bei dem Regen weitergezogen sind.«
    Giles wurde bleich. Rat’s Castle hatte einen genauso schlechten Ruf wie die alte Brauerei, von der Darius Kirkbright ihm erzählt hatte. Ein Polizist hatte ihm erklärt, dass es seinen Namen den vielen Fluchtwegen zu verdanken hatte, die sich die dort hausenden Verbrecher geschaffen hatten, um Nachstellungen zu entkommen. Er hatte auch berichtet, dass bei einer Polizeikontrolle dort drei ermordete Menschen gefunden worden waren und weitere vier, die eines natürlichen Todes gestorben waren.
    Giles dankte dem Mann und verließ mit Matilda das Geschäft. Als sie wieder auf der Straße standen, wandte er sich ihr mit angsterfülltem Blick zu. »Vielleicht sollten wir auf besseres Wetter warten. Dann finden wir die Kinder auf den Straßen, Matty. Rat’s Castle ist ein schlimmer Ort. Ich kann dich dort nicht hinbringen.«
    Matilda dachte einen Moment nach. Giles hatte Lily früher am Tage erklärt, dass sie heute vier Kinder besuchen wollten, die ihre Mutter verloren hatten und die seitdem von einer Nachbarin versorgt wurden. Er hatte behauptet, er wollte sich ansehen, ob sie für das ›Trinity-Haus für heimatlose Kinder‹ geeignet waren. Lily hatte diese Geschichte akzeptiert, ohne weitere Fragen zu stellen, und auch Matilda erlaubt, ihren Mann zu begleiten. Sie hatte sogar ein paar alte Kleider von Tabitha für die Waisenkinder herausgesucht. Wenn sie jetzt zurückkehren und berichten würden, sie hätten die Kinder nicht gefunden, würde Lily sicher misstrauisch werden.
    Da Matilda diese Gedanken nicht äußern wollte, schaute sie zum wolkenverhangenen Himmel hinauf. »Auf besseres Wetter werden wir noch lange warten müssen«, entgegnete sie. »Der Herbst beginnt, und bald wird es sehr kalt werden. Außerdem bin ich nicht leicht zu schockieren.«
    Giles fühlte sich durch Matildas Wunsch, ihren Plan um jeden Preis durchzuführen, ermutigt. Sie sah heute mit ihrem Regenmantel, dem

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