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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Leben zu nehmen?« fragte sie.
    »Nein«, erwiderte Schönau kopfschüttelnd. »Er hatte keinen. Er war ein gläubiger Christ und ein liebevoller Ehemann und Vater. Er lebte in materiellem Wohlstand, ohne dabei die wahren Ziele in diesem Leben aus dem Auge zu verlieren. Sein Auge war stets auf die Herrlichkeit Gottes gerichtet, und er gehörte zu den wenigen, vor denen ich wirklich großen Respekt und auch Hochachtung habe. Wo immer er war, er lebte das Evangelium, das Christus uns gelehrt hat. Er war ein großartiger Mensch.«
    Julia Durant konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, sie verzog kurz den Mund, ging auf Schönau zu, blieb direkt vor ihm stehen. Er war eine Idee kleiner als sie. »Er war also ein großartiger Mensch. Er hatte keine direkten Feinde, und er war ein Christ, wie er im Buche steht. Hab ich das richtig verstanden?«
    »Ich höre sehr wohl den spöttischen Unterton aus Ihrer Frage heraus«, sagte Schönau, »doch es ist genau so, wie Sie sagen.Wenn jemand das Christentum würdig vertrat, dann er. Er war ein Ausnahmemensch. Von mir aus können Sie mich für überdreht halten, aber ich stehe dazu. Er war etwas Besonderes. Und er war immer für andere da, wenn man ihn brauchte.«
    »Was sind Sie von Beruf?« fragte die Kommissarin und wechselte das Thema.
    »Ich bin Bankier. Warum interessiert Sie das?«
    »Bankier. Dann gehört Ihnen die Schönau Bank?«
    »Ja, sie befindet sich seit vier Generationen in Familienbesitz. Und ich denke, daran wird sich auch in der fünften Generation nichts ändern.«
    »Hatten Sie und Herr Rosenzweig auch beruflich miteinander zu tun?«
    »Dann und wann. Aber meist beschränkte sich unser Kontakt auf die Kirche. Wir haben uns jeden Sonntag gesehen und ab und zu auch unter der Woche. Wissen Sie, die
Kirche des Elohim
ist eine Herausforderung für jedes Mitglied. Jeder, der sich taufen und sein altes Leben hinter sich läßt, geht eine gewisse Verpflichtung ein. Und jeder weiß vorher, was ihn oder sie erwartet, bevor er oder sie im Wasser untergetaucht wird zur Vergebung der Sünden und um als neuer Mensch wieder hervorzukommen. Aber wir sind sicher nicht hier, um über die Kirche zu sprechen; wahrscheinlich kann man nicht bei der Polizei arbeiten und gleichzeitig an Gott glauben …«
    »Mein Vater ist Priester, das heißt, er war es. Er ist jetzt im Ruhestand. Und ich glaube an Gott und weiß, daß es Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die wir mit unserem normalen Verstand nicht begreifen können. Aber das nur am Rande. Wenn Sie so fest davon überzeugt sind, daß Herr Rosenzweig Opfer eines Verbrechens wurde, wer könnte Ihrer Meinung nach dann als Täter in Frage kommen? Frau Rosenzweig? Oder einer der Söhne? Oder die Haushälterin? Oder jemand, den wir noch nicht kennen?«
    Schönaus Stimme wurde mit einem Mal schneidend. »Hören Sie, Frau Kommissarin, lassen Sie Frau Rosenzweig und ihre Söhne aus dem Spiel! Keiner von ihnen hätte das geringste Motiv, den Ehemann oder Vater zu beseitigen. Das ist geradezu lächerlich. Doch wie es scheint, gehört ein derart pervertiertes Denken zu Ihrem Beruf, oder? Jede noch so absurde Möglichkeit einzubeziehen und dann unter Umständen eine löchrige Indizienkette zusammenzuflicken, nur um einen Täter zu haben! Nein, verwerfen Sie diesen Gedanken ganz schnell! Keine der von Ihnen aufgezählten Personen kommt auch nur im entferntesten für eine solch verwerfliche Tat in Frage. Sehen Sie sich die arme Frau doch an! Sie hat die ganze Nacht kein Auge zugetan, sie ist völlig aufgelöst. Bevor Sie kamen, hat sie fast eine Stunde lang nur geweint, und ich versichere Ihnen, es waren keine Krokodilstränen. Ich habe sie so noch nie gesehen. Sie hat zwar alles, was sie braucht, um gut zu leben, aber ist es ein gutes Leben, wenn der Mensch, der einem alles bedeutet, mit einem Mal nicht mehr da ist? Wenn man nachts ins Bett geht und plötzlich allein darin schlafen muß, nachdem man zwanzig Jahre lang dieses Bett geteilt hat? Nein, das ist kein gutes Leben, auch wenn sie sich mit der Zeit daran gewöhnen wird. Und wir werden alles tun, um ihren Schmerz über diesen entsetzlichen Verlust so gering wie möglich zu halten. So, und wenn Sie jetzt keine weiteren Fragen mehr haben, dann würde ich gern noch einmal nach Frau Rosenzweig sehen«, er warf einen Blick auf seine Armbanduhr, »und dann in die Bank fahren.« Er griff in die rechte Innentasche seines Anzugs, holte eine Karte hervor und reichte sie der Kommissarin. »Hier,

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