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Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Lettie Peppercorn und der Schneehaendler

Titel: Lettie Peppercorn und der Schneehaendler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sam Gayton
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und rülpste so laut, dass es wie das Nebelhorn eines Schiffes klang.
    »Lettie!«, stieß Noah hervor. »Du taust auf!«
    Sie lachte – wenngleich etwas verlegen – und weißer Dampf stieg zwischen ihren Lippen hindurch auf.
    »Ich spüre es.« Lettie legte sich die Hände ans Gesicht. »Ja, ich kann meine Wangen wieder spüren! Danke, Noah! Die Suppe war unglaublich!«
    »Ist meine Spezialität«, erwiderte er stolz.
    »Überall in mir drin blubbert und brodelt es. Ich glaube, die Suppe rinnt jetzt schon durch meine Adern! Und in meinem Kopf braut sich etwas zusammen …«
    Ein lautes Zischgeräusch erfüllte den Raum.
    »Noch mehr Dampf?«, fragte Lettie, als Noah zu lachen anfing.
    »Ja, und zwar aus deinen Ohren … und jetzt aus deiner Nase!«
    Lettie konnte ihn über das Zischen, das sich jetzt zu einem Pfeifen steigerte, kaum noch hören. »Schön, dass du lachen kannst!«, rief sie und tat beleidigt. »Mein Kopf fühlt sich an wie ein riesiger Kessel!«
    Den ganzen Vormittag lang war sie eiskalt gewesen, und jetzt fühlte sie sich von Kopf bis Fuß brennend heiß an. Es war ein wunderbares Gefühl.
    »Ich hoffe nur, du hörst irgendwann auf zu kochen«, sagte Noah. In seiner Stimme schwang leise Besorgnis mit.
    Aber Lettie spürte bereits, wie das Pfeifen nachließ. Als es schließlich ganz verklang, fühlte sie sich wieder fest mit ihrem Gesicht verwachsen, mit den Augen, Ohren, mit Mund und Nase. Ihre alten Freunde, alle waren sie wieder da. Es tat gut, sie zurückzuhaben.
    »Ich brauche ein Taschentuch!«, sagte sie, denn ihre Augen und die Nase liefen über. »Es läuft alles! Schnell!«
    Noah pflückte ein Blatt von seinem Stängel und Lettie wischte sich damit die Augen und putzte sich die Nase. Die Tränen waren Tränen der Freude darüber, dass sie am Leben und wieder die Alte war. Von Kopf bis Fuß fühlte sie sich mollig warm, und vor Erschöpfung fielen ihr die Augen zu. Noahs Lächeln sah aus wie eine Mondsichel. Der Singsang-Strauch summte ein Schlaflied.
    »Wie geht es dir?«, fragte Noah.
    »Ich bin müde.«
    Er stellte ihr bestimmt noch hundert Fragen – was die zwei alten Schachteln gesagt hatten, wie sie auf die Idee mit dem Pfeffer gekommen war –, aber das war die einzige, an die sich Lettie noch erinnerte.

7. Kapitel
    Wo der Wind weht

    Lettie wurde von dem Duft einer neuen Suppe wach, die auf dem Ofen köchelte. Stöhnend setzte sie sich auf. »Wie spät ist es?«
    »Spät genug fürs Abendessen«, antwortete Noah. »Du hast den ganzen Tag geschlafen.«
    Lettie spähte durch das Bullauge in die Dunkelheit hinaus.
    »Ist Blüstav immer noch da oben?«, fragte sie.
    »Natürlich. Aber ich musste ihm eine Gaslampe mitgeben. Er sagt, er kann Dunkelheit nicht ausstehen.«
    »Geschieht ihm ganz recht«, sagte Lettie und ließ sich wieder auf ihren Stuhl plumpsen.
    »Wie fühlst du dich?«
    »Als wäre mein ganzer Körper ein einziger großer blauer Fleck.«
    »Iss«, befahl Noah und reichte ihr eine Schale Brühe mit gräulich schimmernder Einlage darin.
    »Erst mal will ich wissen, was das ist.«
    »Muschelsuppe«, erklärte er stolz. »Noch eine Spezialität von mir. Die hat sogar Blüstav geschmeckt!«
    »Blüstav.« Lettie runzelte bei der Erwähnung des Namens die Stirn. »Das heißt, du hast ihn gefüttert, oder wie?«
    »Musste ich ja.« Noah kicherte. »Mit der Wolke unterm Mantel kann er ja nicht selbst essen. Die meiste Suppe ging daneben, aber ein, zwei Muscheln hat er doch abgekriegt.«
    Lettie sah auf ihre Schüssel hinunter. Die Muscheln sahen nicht besonders lecker aus, aber es wäre unhöflich gewesen, nicht wenigstens zu probieren. Also löffelte sie eine Muschel aus ihrer Schale heraus und steckte sie sich in den Mund. Sie schmeckte heiß, salzig und – köstlich. Lettie nippte von der Brühe und seufzte glücklich.
    »Danke, Noah. Das schmeckt herrlich.«
    Er lachte. »Stets zu Diensten, Madam!«
    Auch Lettie musste lachen. »Aber du hättest mich nicht so lange schlafen lassen sollen!«
    »Ich hab dich nicht wach bekommen«, gab er zurück. »Du hast geträumt und ganz viel im Schlaf gesprochen.«
    »Tatsächlich?« Lettie spürte, wie sie rot anlief. »Was hab ich denn gesagt?«
    »Meistens unverständliches Zeug.« Noah ging zu seinem Schreibtisch und sah seine Karten durch. »Aber dann hast du irgendwas über deine Mutter gesagt.«
    »Oh. Dann war es ein schöner Traum.« Lettie ärgerte sich, dass sie sich nicht daran erinnern konnte.
    »Du hast

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