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Letzte Ausfahrt Neckartal

Letzte Ausfahrt Neckartal

Titel: Letzte Ausfahrt Neckartal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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überzeugend«, sagte Treidler.
    »Was meinen Sie damit?« Paschl sah zu ihm auf.
    »Die Theorie mit der Terrorzelle.«
    »Es mag schon sein, dass Sie so etwas nicht überzeugt. Aber das BKA hat einen gewissen Informationsvorsprung gegenüber den lokalen Behörden.«
    »Da wäre ich nie drauf gekommen.« Die Bemerkung brachte Treidler einen vorwurfsvollen Blick von Winkler ein, der immer noch den ausgebeulten braunen Anzug von vor zwei Tagen trug. Borchert tat es seinem Vorgesetzten nach. Bei ihm jedoch sah der vorwurfsvolle Blick eher aufgesetzt aus. Überhaupt kam es Treidler in letzter Zeit so vor, als ob Borchert mit seinen fünfundzwanzig Jahren seinen Chef bei jeder Gelegenheit zu kopieren versuchte. Vermutlich würde er bald seine Designerklamotten ablegen und mit abgetragenen Anzügen zum Dienst erscheinen.
    Paschl schien inzwischen die Lust an der Diskussion verloren zu haben. »Damit können wir das Briefing beenden. Ich werde in den Tagen, während ich bei Ihnen Gast bin, kurzfristig Coachings einberufen, um Sie mit den neuesten Ermittlungsmethoden des BKA vertraut zu machen. Meine Kollegen werden Ihnen noch ein Handout überreichen und die Aufzeichnung des Telefongespräches als Audiodatei auf Ihre Server spielen.« Er deutete auf die beiden anderen Personen im Raum, die Treidler nicht kannte: einen älteren Mann im Anzug und einen etwas dicklichen Jüngeren mit Sonnenbrille. Die beiden nickten gelangweilt.
    »Der Codename dieser Operation lautet«, Paschl legte eine kunstvolle Pause von gut und gerne zwei Sekunden ein, »Swabian Punch.«
    »Klasse«, stimmte Treidler in das Gemurmel der anderen ein. »Ich wollte schon immer an einer Operation mit einem englischen Namen teilnehmen. Da sind die Erfolgsaussichten doch gleich viel größer.«
    »Sie haben wieder getrunken, stimmt’s. Ich kann das riechen«, fuhr Melchior ihn an.
    Treidler schwieg.
    »Wollen Sie einen gut gemeinten Rat?« Sie blickte mit ernster Miene zu ihm auf.
    »Nein.«
    »Hören Sie auf damit.«
    »Hallo, Carina, wir hatten vorhin nicht die Zeit – sorry.« Paschl stand plötzlich neben Melchior und präsentierte zwei weiße Zahnreihen, die einen starken Kontrast zu seinem gebräunten Schädel bildeten. »Lange nicht gesehen. Du siehst wie immer blendend aus.«
    »Danke, Rüdiger.« Sie hauchte diesem Typ tatsächlich ein Küsschen auf die Wange. »Darf ich vorstellen? Mein Kollege Hauptkommissar Treidler.«
    Treidler musterte Paschls glattes Gesicht. Niemand sprach ein Wort, bis Paschl ihm die Hand hinstreckte. »Ich bin Rüdiger. Und wie soll ich Sie nennen?« Die Geste wirkte in Verbindung mit seinem betont freundlichen Gesichtsausdruck theatralisch, beinahe albern.
    Treidler ergriff die angebotene Hand. »Wie wäre es mit: Herr Hauptkommissar Treidler.«
    Paschl ließ die Hand ruckartig los, als hätte ihn ein elektrischer Schlag getroffen, und wandte sich wieder an Melchior. »Hast du heute Abend was vor, Carina? Wir könnten auf die guten alten Zeiten anstoßen.« Er zwinkerte. »Du weißt schon …«
    »Das kann ich noch nicht sagen, Rüdiger, vielleicht. Ich melde mich nachher bei dir, okay?«
    Paschl lächelte sie an und nickte. Ohne Treidler eines weiteren Blickes zu würdigen, ließ er die beiden stehen und trat zu Petersen, Winkler und Borchert, die an der Magnettafel standen und diskutierten.
    Treidler bemerkte Melchiors tadelnden Gesichtsausdruck. »Was ist?«
    »Das war verdammt unhöflich.«
    »So? Was denn?« Natürlich war er unhöflich gewesen.
    »Dass Sie Rüdiger so düpiert haben.«
    »Das kann man so oder so sehen.«
    »Nein, kann man nicht.«
    Treidler zuckte mit den Schultern. »Meinetwegen. Aber ich bin beim besten Willen nicht in der Lage, dem Typ länger zuzuhören. Ich hasse diesen Scheiß.«
    »Was meinen Sie?«
    »Sein eingebildetes Auftreten, die dämlichen Ami-Sprüche. Wir sind hier nicht in einer amerikanischen Krimiserie.«
    Melchior schüttelte den Kopf. »Sie haben mindestens so viele Macken wie Rüdiger …«
    »Rüdiger, Rüdiger«, unterbrach er sie. »Das klingt ja fast wie Detlef. Kein Typ sollte so heißen.«
    »Muss ich mir Ihren Mist anhören?« Eine Falte stand senkrecht auf ihrer Stirn.
    »Und dann noch Puschel – Rüdiger Puschel. Das ist doch ein Scheißname.«
    »Er heißt Paschl, nicht Puschel. Und ich habe die Nase voll, euch dabei zuzuschauen, wie ihr euch daran hochzieht, wer die dickeren Eier hat.«
    Treidler schluckte. Vermutlich war er wieder zu weit gegangen. Er versuchte

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