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Letzte Ausfahrt Neckartal

Letzte Ausfahrt Neckartal

Titel: Letzte Ausfahrt Neckartal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Scheurer
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verließen die Pressekonferenz.
    »Das hier.« Treidler deutete mit dem Kopf in Richtung der Leute, die auf das Treppenhaus zueilten.
    »Wer sind die?«
    »Journalisten.« Treidler dachte an die blonde Obermann von diesem Internet-Portal. »Oder solche, die sich für Journalisten halten. Jedenfalls haben sie alle an der PK teilgenommen.«
    »Eine Pressekonferenz? Aus welchem Anlass?«
    »Unser Geißenpeter vom BKA hat die Öffentlichkeit darüber informiert, dass er einen dringend tatverdächtigen Mann in dem Mordfall festgenommen hat.«
    Melchior warf Treidler einen erstaunten Blick zu. »Paschl? Woher kennt er das Phantombild aus Kattowitz?«
    »Überhaupt nicht. Sein Tatverdächtiger ist nicht der Mann auf unserem Bild.«
    »So? Wer denn dann?«
    »Ein Tunesier, hier aus der Gegend und ein Aktivist der … der Rottweiler Terrorzelle.« Treidler konnte sich ein zynisches Schnauben nicht verkneifen. »Sein Foto hängt drüben im Besprechungszimmer. Er ist viel jünger, hat einen Lockenkopf und vor allem keinerlei Ähnlichkeit mit unserem Verdächtigen.«
    »Und was macht ihn so sicher, dass er den richtigen Täter hat?« Auch Melchior schien die unerwartete Festnahme aus dem Konzept zu bringen.
    »Über Mehmets Anruf …«
    Hinter Treidler räusperte sich jemand, und er drehte sich rasch um.
    »Ich möchte Sie in meinem Büro sehen.« Kriminalrat Petersen war mit Paschl wie aus dem Nichts neben ihnen aufgetaucht.
    Melchior grüßte die beiden mit einem Kopfnicken. »Sie meinen jetzt gleich?«
    »Nein, ich meine sofort. Oder war irgendetwas an dieser Anweisung undeutlich?«
    »Natürlich nicht.« Sie schüttelte schnell den Kopf. Auch Treidler war die Strenge in Petersens Stimme aufgefallen.
    Wenig später saßen Treidler und Melchior vor Petersens akkurat aufgeräumtem Schreibtisch. Ein Stück abseits lehnte Paschl mit verschränkten Armen an einem Sideboard und zog ein ernstes Gesicht. Auf dem Gemälde an der Wand hinter ihm segelte eine einsame Jacht in stürmischer See. Treidler kannte den einzigen privaten Gegenstand in Petersens Büro. Nach seiner Ablösung würde die Jacht wohl bald irgendwo anders ihre Bahnen ziehen.
    Nachdenklich strich sich Petersen über den grauen Bart am Kinn und fixierte dabei Treidler mit seinen eisblauen Augen. »Gut«, begann er schließlich übergangslos: »Zu Ihrem Benehmen vorhin auf der Pressekonferenz muss ich wohl nicht viel sagen.«
    Treidler nickte und versuchte zu lächeln. Wenigstens verzichtete Petersen auf eine förmliche Zurechtweisung in Paschls Beisein.
    »Aber deswegen habe ich Sie nicht zu mir bestellt.« Jetzt sah Petersen auch Melchior an. »Ich habe am Sonntag einen Telefonanruf von einem Berliner Hauptkommissar erhalten, dessen Namen ich mir nicht merken konnte.«
    »Ignacio Sanchez de la Rubalcaba«, sagte Melchior.
    »Wahrscheinlich«, gab Petersen zurück, ohne die Miene zu verziehen. »Er wollte von mir wissen, was zwei meiner Kommissare in Berlin zu suchen haben. Können Sie sich vorstellen, was ich ihm geantwortet habe?«
    Melchior schüttelte den Kopf.
    »Ich auch nicht.« Petersen schlug mit der flachen Hand auf die Lederunterlage auf seinem Schreibtisch, sodass sein Füllfederhalter über den Tisch hüpfte.
    »Das mussten wir kurzfristig einschieben«, sagte Treidler.
    Petersen ergriff den Stift und richtete das teuer aussehende Schreibgerät wieder parallel zur Unterlage aus. » Was mussten Sie kurzfristig einschieben?«
    »Es ist allein meine Schuld«, sagte Melchior und richtete sich auf. »Ich habe KHK Treidler dazu überredet, mich am Freitag nach Berlin zu begleiten.«
    »Und warum muss ich dann von dem Berliner Kollegen erfahren, dass meine Kommissare an einem Tatort, ich wiederhole, an einem Tatort, vom lokalen SEK festgesetzt wurden?«
    »Weil wir als Erste am Tatort waren und das Opfer gefunden haben.« Melchior senkte den Kopf. »Ich bin dort, in diesem Haus aufgewachsen. Und ich …« Sie stockte. »Ich habe das Opfer gekannt. Gut gekannt sogar.«
    Erneut griff Petersen nach dem Füllfederhalter und schob ihn ein winziges Stück näher an die Lederunterlage, ehe er leise sagte: »Das tut mir leid für Sie, Frau Melchior. Aber es erklärt nicht die Tatsache mit dem USB -Stick.«
    »Carina, Carina.« Paschl schüttelte den Kopf. »Du müsstest es doch am besten wissen. Dieser USB -Stick gehört in eine Asservatenkammer. Ihr könnt nicht einfach Beweisstücke vorenthalten und dann eure eigenen Ermittlungen anstellen.«
    »Spielen Sie sich

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