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Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Letzte Ausfahrt Ostfriesland

Titel: Letzte Ausfahrt Ostfriesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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hier im Beisein meines Ersten Offiziers an, dass ich Sie über Bord werfen werde, wenn Sie auch nur den geringsten Funkkontakt aufnehmen werden, es sei denn, Herr Nababik oder ich beauftragen Sie damit! Verstanden?«
    Mir war bewusst, dass ich in meinem bisherigen Leben noch nie so brutal mit einem Menschen geredet hatte, schlimmer noch, ich war fest entschlossen, meine Drohung in die Tat umzusetzen.
    Inga und ich besaßen eine Chance, die ich mir nicht nehmen lassen wollte.
    Nababik erhob sich.
    »Na los, Liebenau, begleiten Sie uns in Ihre Funkkabine«, sagte er.
    Wir begleiteten den Funker die Treppen hoch.
    Die Kabine war klein, ließ ihm nur wenig Spielraum, da die moderne Anlage sehr viel Platz in Anspruch nahm. Liebenau öffnete die Schublade seines Schreibtisches und reichte mir einen Zettel, der aus einem Kalender herausgerissen worden war.
    Ich schaute neugierig auf den Text, sah aber nur Zahlen und reichte ihn an Nababik weiter. Er steckte ihn ein, wandte sich an den Funker und sagte: »Herr Liebenau, die Fronten sind abgesteckt! Wenn Sie Spanien lebend erreichen wollen, dann verhalten Sie sich so, wie die Schiffsführung sich das vorstellt.«
    Schweigend ließen wir den geknickten Funker allein, der mit seinem Elend selbst fertigwerden musste.
    Wir gingen in meine Kabine und Nababik sagte: »Sie sind ein Fuchs, Kapitän! Sie haben uns mit Ihrem Trick eine Menge Ärger erspart und möglicherweise Ihr Leben in letzter Sekunde gerettet.«
    Ich starrte ihn sprachlos an. Selbstverständlich hatte ich die Gefährlichkeit des Holländers erkannt und seine Tätowierung hatte mich zu der inneren Eingebung geführt, seinen Kontakt mit dem Funker zu erahnen. Aber von akuter Lebensgefahr für mich war ich nicht ausgegangen.
    »Herr Nababik, so weit reicht mein Durchblick nicht«, sagte ich.
    »Dieser Steenblock ist mehr als nur ein Gast in der Schiedsrichterrolle. Seine Besorgnis, was unsere Fracht betrifft, ist mehr als echt, denn der Holländer dürfte einer der Eigner der heißen Ware sein. Er gehört der Spitze des Rauschgift- und Waffenhandelskonzerns an. Sein Zahlenrätsel bestätigt meinen Verdacht, denn der Funkspruch, grob entschlüsselt, fordert eine totale Auswechslung der Sea-Ghost-Führung. Er meint Sie, mich und vielleicht auch Beppowitsch. Er schlägt Zypern vor.«
    »O Gott«, stöhnte ich und fragte: »Wir hätten demnach einen Funkspruch erhalten, der uns zum Anlaufen des türkischen Hafens auf Zypern aufgefordert hätte?«
    »So ist es, Herr Kapitän, denn wir sind nur die Frachtführer und leben von den Prämien«, antwortete Nababik.
    »Und was machen wir mit diesem gefährlichen Steenblock?«, fragte ich.
    »Fürs Erste bewaffnen wir uns, und ich setze Zermi Zusaakyl auf ihn an. Er muss ihn beschatten«, antwortete er seelenruhig, als sei die Gefahr damit behoben und der gefährliche Mann bereits ausgeschaltet.
    Er schritt an den Tresor, öffnete ihn mit seinem eigenen Schlüssel und entnahm ihm eine Walther und einige Magazine.
    »Das ist für Sie, Kapitän«, sagte er, als reiche er mir eine Zigarette.
    »Geben Sie sie Zermi Zusaakyl, denn ich habe mich schon bedient«, antwortete ich und zeigte auf die Tasche meiner Lederjacke, von der ich mich nicht trennen konnte.
    »Das hätte ich mir denken können«, sagte er lachend und verschloss den Tresor.
    »Doch nun zurück zum Alltag«, sagte er und schritt an den Wandschrank, deren Stauräume dicke Rollläden verdeckten. Er steckte den Schlüssel in das Schloss, ließ die Rollläden krachend nach unten sausen. Die Regale waren prall gefüllt mit Ordnern und Akten.
    Er kannte sich aus. Er stellte eine Stahlkassette auf den Schreibtisch. Der Schlüssel passte erneut.
    »Es ist der vom Tresor«, warf er ein, als er den Kassettendeckel hochhob.
    Die Plastikhüllen reflektierten das Licht. Er legte sie auf den Schreibtisch.
    »Ihr Patent, Kapitän«, sagte er.
    Ich las den Namen Bodo Harms, das Geburtsdatum stimmte mit meinem Reisepass überein.
    Es hätte viel Zeit gekostet, die Namen der Schiffe aufzuzählen, auf denen ich Dienst gemacht hatte. Erst als Zweiter Offizier, dann als Erster und schließlich hatte ich als Kapitän einen Erzfrachter übernommen, der den ehrwürdigen Namen Hanna von Sillenstedt getragen hatte. Mein ausgefranstes Seebuch war Zeuge einer enormen maritimen Laufbahn.
    »Jetzt wissen Sie, wo sich die Papiere befinden, Kapitän«, sagte Nababik, während ich die geöffnete Truhe anstarrte.
    »Unser jetziger Auftrag kommt von der

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