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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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vergibt.«
    »Auftraggeber ist die Kommission für Computersicherheit der Bibliotheken«, antwortete Andrew. »Ich gehöre dem Ausschuss an. Als unser kleines Problem auftauchte, habe ich sofort an dich gedacht.«
    »Am besten beginnst du ganz von vorn, Andrew.«
    »Vor fünf Jahren entschloss sich die Universität Oxford, alle Bücher in ihren verschiedenen Bibliotheken in einer gemeinsamen großen Datenbank zusammenzufassen. Auf diese Weise sollte den Studenten in den Fachbereichen, den Wissenschaftlern in den Büros und den Lesern der Bodleian Bibliothek gleichermaßen der Zugriff auf eine Gesamtliste ermöglicht werden, wo der jeweilige Standort des gesuchten Buches genau vermerkt ist. Deshalb war nicht nur die Bodleian beteiligt; alle Fachbereiche, Fakultäten und Abteilungen ließen ihre Bibliothekare einweisen und fügten dem gemeinsamen Katalog ihre eigenen Bestände und Neuerwerbungen hinzu. Seither kann jeder an den öffentlichen Terminals der Universität verfolgen, welche Bücher es überhaupt im Bestand gibt, welche vorbestellt oder ausgeliehen sind und wann die Außenstände zurückerwartet werden. Man kann ein Buch reservieren und überprüfen, welche Bücher man selbst entliehen hat. Und im Gegensatz zu den alten Karteikartenkatalogen, die immer nur nach Autor oder Titel geordnet waren, kann man unsere Datenbank zusätzlich nach Themenbereichen durchsuchen, oder auch nach einem bestimmten Wort im Titel, um das zu finden, wonach man sucht. Und dank der Vernetzung mit anderen Universitäten kann man deren Kataloge ebenso durchforsten, und zwar nicht nur hier im Land, sondern in der ganzen Welt.«
    »Wie viele Einträge gibt es denn zurzeit in der Oxforder Datenbank?« Jemand nebenan hatte begonnen, Saxophon zu üben, und Kate hoffte inständig, dass Andrews Erklärung nicht zu viel Konzentration erforderte.
    »Ein oder zwei Millionen vielleicht. Aber wir wissen, dass die Einträge zu einem Buch verloren gegangen sind.«
    »Wenn es sich nur um ein einziges handelt, verstehe ich nicht, worüber ihr euch Sorgen macht.«
    »Es könnte ja schließlich sein, dass Absicht dahinter steckt. Stell dir bloß vor, dass der fehlende Eintrag nur die Spitze eines ziemlich hässlichen Eisbergs ist.« Der Saxophonspieler wiederholte gerade die gleiche Passage zum achten Mal; er spielte sie immer noch falsch.
    »Ich verstehe. Wenn jemand euch die Einträge vermasselt, könnte das irgendwann eine dicke Rechnung für euch bedeuten.«
    Andrew seufzte. »Das ist es nicht allein. Wir müssen auch an den Vertrauensverlust denken. Ein großer Teil unseres Geldes stammt aus Spenden. Allerdings möchte heutzutage natürlich jeder Spender sichergehen, dass sein Geld nicht vergeudet wird oder in irgendwelchen dunklen Kanälen verschwindet. Wenn auch nur der leiseste Verdacht eines Skandals an die Öffentlichkeit dringt, stiften unsere Spender ihr Geld wahrscheinlich lieber demnächst der Walisischen Nationaloper. Oper ist gerade ziemlich in.«
    »Aha. Und deshalb wollt ihr, dass jemand im Verborgenen für euch arbeitet. Jemand soll eurem Hacker das Handwerk legen, aber niemand darf davon erfahren.« Der Saxophonspieler versuchte sich jetzt an »Like a Virgin«.
    »Du warst schon immer ein schlaues Mädchen, Kate.«
    »Und mein Gehalt könntet ihr vermutlich als geringfügige Ausgaben abschreiben.« Zu den Saxophonklängen gesellte sich nun auch noch eine Gesangsbegleitung.
    »Nur, wenn du für den Job nicht zu lange brauchst. Es könnte Probleme geben, wenn du länger als – na, sagen wir mal einen Monat für uns arbeitest. Ach übrigens, könnten wir nicht kurz nach nebenan gehen und unserer Missbilligung über den Lärmpegel Ausdruck verleihen?«
    »Nur, wenn du unbedingt Wert auf eine durchgreifende Veränderung deiner Gesichtszüge legst. Ich nehme an, du hältst die Aufgabe für reinen Innendienst. Aber ich werde eine gewisse Zeit brauchen, mich überall umzusehen und die möglichen Verdächtigen kennen zu lernen.«
    »Von uns aus besteht die Möglichkeit, dieses Feld ein wenig einzugrenzen. Wenn du in aller Form dein Einverständnis gegeben hast, uns zu helfen, gebe ich dir eine Liste aller Leute, die uneingeschränkten Zugriff auf die Datenbank haben.«
    »Aber warum tut dieser Hacker das? Braucht er den Kick? Das wäre allerdings höchstens ein Motiv für einen sehr jungen Täter. Nicht für einen altgedienten Bibliothekar.« Das junge weibliche Krötengesicht hatte inzwischen ihre Trommel gefunden. Sie war geringfügig

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