Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood

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Worte, die sie von mir erwarten.
    »Wir hatten doch eine nette Zeit miteinander, nicht wahr, Viv?«, sagt Dilly. »Ich meine damals.«
    Ich denke an das harte Rubbeln ihres Waschlappens auf meinem Gesicht und die heiße Scham, die mich überfiel, wenn sie vor der Schule auf mich wartete. »Ja«, sage ich, »natürlich hatten wir das.«
    »Weißt du noch, wie wir zum Klavier gesungen haben? Und wie wir alle zusammen ans Meer gefahren sind?«, sagt Nonie.
    Schauderhafte Klänge aus dem Klavier und ihre Stimmen, die redeten und redeten, während ich nichts als meine Ruhe wollte und die Freiheit, meine eigenen Gedanken zu denken. »Es war wunderbar, Tante Dilly«, sage ich. »Ich werde die Zeit nie vergessen. Wirklich nie.«
    Und dann stehe ich am offenen Grab. Alle Worte sind gesprochen, die Schaufel Erde ist geworfen. Ich lege meinen Strauß auf den Boden neben das Grab. Was auch immer sich dort im Sarg befinden mag, ich spüre Nells Anwesenheit nicht. Sie ist fort. Fort für immer. Fort ist die Hand, die meiner Fantasie Zügel anlegte. Ich atme aus dem Zwerchfell. Worte bilden sich in meinem Kopf und bringen helle Bilder von einer neuen Welt mit. Endlich bin ich frei. Ich kann fliegen wie die Möwen an jenem grauen Strand und nach lebendigem Futter in den dunkelgrauen Wellen Ausschau halten.
    Mein Nachbar hat dafür gesorgt, dass ich Ehre einlegen kann. Die Pfingstrosen sind von einer so unglaublichen Farbe, dass man sie eigentlich nur mit einem dieser lebendigen Namen wie Heliotrop, Indigo, Magenta, Lavendel oder Purpur bezeichnen dürfte. Einfach nur Rosa, die Farbe von Pudding oder Damenschlüpfern, würde ihrer Pracht nicht gerecht werden. Ich wähle eine einzelne Blüte, die ich auf den gewölbten Deckel des Sargs fallen lasse. Der Blütenkopf zerbirst, als er auf poliertes Mahagoni trifft. Blütenblätter rutschen über die glänzende Oberfläche und bleiben wie kleine, flehende Hände liegen.

    Ich bin froh , dass Sie für die Aufgabe dieser Woche die Vergangenheitsform gewählt haben : Sie ist erheblich leichter durchzuhalten , und der Wechsel zum Präsens gegen Ende erweist sich als äußerst effektiv . Ich möchte noch einmal betonen , dass ich Ihre Schreibweise als durchaus flüssig und lebhaft erachte , aber manchmal ertappe ich mich dabei , mich nach einer netten , einfachen , normalen Person zu sehnen , die sich gegen Ihre grotesken Gestalten absetzt . Ihre Geschichte liest sich , als hätten Sie als Kind eher Horrorgeschichten als Jugendbücher geschmökert . Könnten Sie Ihren Beitrag in der nächsten Woche vielleicht ein wenig kürzer halten? Zwar lese ich Ihre Geschichten wirklich gern , aber ich brauche relativ viel Zeit , ehe ich mir eine ordentlich durchdachte Meinung bilden kann . Denken Sie daran : Wenn sie es schaffen , ihre Geschichte sowohl in der Länge als auch im Gebrauch der Zeiten auf einen gewissen Standard zu bringen , dürfte man Ihr Werk durchaus als professionell und reif für die Veröffentlichung bezeichnen . E . J . Dolby
2. KAPITEL
    A m nächsten Morgen kam Andrew allein. Er parkte seinen roten Sierra fachmännisch in die einzig freie Parklücke ein und schnitt eine Grimasse zum Fenster der Hausnummer 12 hin, während er das Gartentor zu Nummer 10 öffnete.
    »Ich habe gerade ein Kind mit einem Krötengesicht gesehen – armes kleines Ding«, sagte er, als er zur Haustür hereinkam. »Es hat mir eine riesige Zunge herausgestreckt, sie an die Scheibe geklebt und dann am Glas entlanggeleckt. Es sah aus wie ein primitives rosa Weichtier.«
    »Wie unfein. Hast du ihm eine Grimasse geschnitten?«
    »Ich fürchte, ja.«
    »Sehr gut. Ich möchte dich bitten, das beim Hinausgehen zu wiederholen. Lust auf einen Drink?«
    »Gerne. Am liebsten diesen fünfzehn Jahre alten Single Malt Whisky, den du im dritten Küchenschrank links versteckst.«
    »Du bist wirklich süß, Andrew«, sagte sie und schenkte zwei mittlere Portionen flüssigen Goldes aus, dem sie einen Schuss Quellwasser aus der Flasche hinzufügte.
    »Ich habe die ersten beiden Touristen dieser Saison in die falsche Richtung geschickt, und das macht mir immer große Freude. Sie fragten, wie sie zur Universität kämen. Also habe ich in Richtung Woodstock gezeigt und ihnen erklärt, sie müssten immer nur geradeaus gehen.«
    Sie saßen auf dem rosa Sofa und nippten an ihrem Whisky. »So, und nun erzähl mir von dem Job, den ich für euch machen soll. Vor allem möchte ich natürlich wissen, wer eigentlich den Auftrag