Letzte Ausfahrt Oxford
Bücher noch in ihren ursprünglichen Regalen, und die Bibliothekare mussten in die Galerien emporklimmen, um nach Büchern für ihre Leser zu suchen.
Kaum aber hatte Kate die Tür mit der Aufschrift »Nur für Betriebsangehörige« hinter sich gelassen, war der ganze Zauber verschwunden. Sie fand sich in einem unbeleuchteten Flur wieder, stieg eine düstere Treppe empor, saß in einem Aufenthaltsraum, der wie ein sehr alter Aschenbecher roch, und trank widerlichen Kaffee aus einem Automaten.
Anschließend, in Andrews Büro, wurde sie vor ein Terminal gesetzt, wo sie sich bemühte, ihre Kenntnisse in Sachen Katalogisieren aufzufrischen.
In der Mittagspause machte sie einen Spaziergang. Sie ging die St. Giles hinunter, vorüber an den verschlossenen, nichts sagenden Gesichtern des Balliol und des St. John’s. Hinter den beiden Colleges befand sich das kleine, mittelalterliche College Leicester, wo Liam arbeitete. Nein, in diesem Moment würde er wohl nicht arbeiten, sondern gemeinsam mit den anderen Professoren ein Mittagessen einnehmen, das von einem weiß befrackten Butler serviert wurde. Wer mochte wohl mit Liam am Tisch sitzen? Über was mochten sie reden?
Mittlerweile war Kate an der Little Clarendon Street angekommen. Langsam spazierte sie die Straße entlang und betrachtete die Schaufenster. Und da sah sie es. Es war ein Leinenjackett in einem tiefen Goldton. Schmal geschnitten in der Taille, mit weitem Kragen und tief gezogenem Revers. Eine Farbe wie ein Van Gogh, genau wie Isabel gesagt hatte. Kate betrat den Laden. Ja, sie hatten es in ihrer Größe vorrätig. Und ja, zu ihrem Haar sah es tatsächlich wunderbar aus. Izzy hatte Recht gehabt. Es kostete so viel Geld, dass sie den Kopf verlor und sich zusätzlich einen niedlichen blauen Rock leistete, der genau dazu passte. Immerhin hatte sie wirklich recht hübsche Knie, mit denen sie durchaus Staat machen konnte.
III
Der Gebrauch des Dialogs
I n dieser Woche sollen Sie mir ein Stück schreiben , in dem Dialoge benutzt werden . Versuchen Sie , die Persönlichkeiten Ihrer Charaktere durch die jeweils unterschiedliche Art ihrer Sprechweise herauszuarbeiten . Das ist , besonders am Anfang , nicht eben leicht . Aber je intensiver Sie üben , desto flüssiger geht es Ihnen von der Hand . Denken Sie daran , dass ein wirklich guter Dialog auch zwischen den Zeilen eine Aussage besitzt . Der Leser und einer oder mehrere Protagonisten Ihrer Geschichte wissen , worüber gesprochen wird , der Gegenspieler jedoch nicht . Einen solchen Kunstgriff nennt man Dramatische Ironie . Der Dialog wird dadurch erheblich interessanter als ein reiner Informationsaustausch .
Eines Tages wollte ich nach Oxford zurückkehren. In die wahre Stadt Oxford mit ihren Universitäten, ihren Studenten und ihrer akademischen Vortrefflichkeit. Ich wollte das Bild jenes Hauses im Norden Oxfords auslöschen, wo meine Mutter und ich hinter einer hyazinthenfarbenen Tür und Sonnenblumenvorhängen gelebt hatten. Und auch das Bild des merkwürdigen Haushalts im Vorort Jericho sollte verschwinden. Und dieses Mal wollte ich wirklich dazugehören. Ich wollte ein Insider werden. Ich würde mit leiser Stimme sprechen und mir das alte Auto, das rechtschaffene Fahrrad und die respektable Arbeit in einem College verschaffen, von denen ich immer geträumt hatte. Ich wusste genau, dass es mir zustand. Nur der Laune eines mir ungnädig gesinnten Schicksals war das Studium an jener uninteressanten Universität zu verdanken, wo ich einen uninteressanten Abschluss machte.
Vor allen Dingen wollte ich mich in den Bibliotheken aufhalten dürfen. Ich wollte das Recht haben, ledergebundene Wälzer zu studieren, unter bemalten Decken zu sitzen und jahrhundertealten Staub einzuatmen. Ich hatte mich unter die sommerlichen Touristenmassen gemischt, war mit ihnen durch den Innenhof der Bodleian Bibliothek gelustwandelt und hatte die Decke der Divinity School bewundert. Aber das hatte mir nicht genügt. Die Schönheit der alten Gebäude sollte mir ganz und gar gehören, ich wollte sie verschlingen und zu einem Teil von mir machen. Schon lange wusste ich, dass ich es eines Tages tun würde, aber zunächst war ich allenfalls in der Lage, ein paar Andenkenkarten zu kaufen und meinen Traum weiterzuträumen.
Was, glauben Sie, ist wohl zuerst da? Der Traum oder die Tat? Ich weiß jedenfalls, dass ein Traum wie dieser, der sich sozusagen in Technicolor auf der Leinwand meiner geschlossenen Augen abspielt, immer Wahrheit
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