Letzte Ausfahrt Oxford
Hände sich mit der Tastatur auskannten und dessen singender Dialekt unsere Bücherstapel durchdrang. Er drohte uns an, Papier und Tinte endgültig abzuschaffen und uns so ins zwanzigste Jahrhundert zu katapultieren.
»Meint er auch die Bücher?«, fragte Betsy. »Und was ist mit unseren Manuskripten?«
Er predigte das Evangelium des »Informationstransfers«, der dem Lesen und Schreiben überlegen war. Die gesamte alte Garde verkroch sich in ihre Ecken und schrieb Anfragen an die Personalbteilung, um sich über die Chancen eines vorgezogenen Ruhestands zu informieren.
Unter meinen Kollegen herrschte eine gewisse Bestürzung. Einige kündigten, andere ließen sich pensionieren. Diejenigen unter uns, die sich der neuen Technologie stellten, fanden sich plötzlich in unerwartet hohen Positionen wieder. Mir wurde klar, dass sich hier eine Menge neuer Möglichkeiten eröffneten, und ich lernte mit Feuereifer. Hier liegt einer der Vorteile der Arbeit für eine Institution des Erziehungswesens: Die Angestellten bekommen unglaublich viele Weiterbildungskurse angeboten.
Wie ich zu den Veränderungen stand? Nun, mit Computern ist das so eine Sache. Kaum bekam ich den ersten zu Gesicht, hatte ich auch schon Lust, einmal daran herumzuspielen, wie ein Kind, das ein neues Spielzeug ausprobiert. Als meine Finger die Tastatur berührten, wusste ich, dass ich es konnte. So stelle ich mir die Reaktion vor, wenn man einem musikalischen Kind ein Klavier schenkt: Ich fühlte mich wohl mit dem Keyboard, ich war darauf zu Hause. Ich war viel, viel schneller, als man es von mir erwartete. Andere kamen nie damit zurecht. Betsy zum Beispiel. Als man einen Computer auf ihrem Schreibtisch installierte, starrte sie ihn an, als sei er etwas ekelhaft Blutiges und Pulsierendes, das die Katze mitgebracht und auf ihrer Arbeitsfläche hatte liegen lassen. Selbst nachdem sie den Kaplan des Leicester College dazu gebracht hatte, in unser Büro zu kommen und ihren Computer zu segnen – die Teufel auszutreiben und die Silikonchips Gott zu weihen –, konnte sie ihn nie so recht als göttlich ansehen. Schließlich musste sie gehen. Heute arbeitet sie im Blenheim Palace und führt Besuchergruppen durch tote Räume. Zwar tun ihr immer die Füße weh, aber sie sagt, sie liebt das Ambiente und dass man dort eine sehr nette Art Leute trifft.
Wie viele Menschen setzten sich hin und beschließen, reich zu werden? Wie viele wüssten, was sie tun würden, wenn sie eine Masse Geld hätten? Ich tat es. Und ich wusste es. Ja, ich konnte beide Fragen positiv beantworten.
Vermutlich ist ein Seminar über »Zukunftsperspektiven der Automatisierung kleiner akademischer Bibliotheken« ein eher ungewöhnlicher Platz, ein solches Unterfangen in die Wege zu leiten, aber bei süßlichem Weißwein und einer trockenen Bibliothekarsunterhaltung lernte ich – nun, hier werde ich sie vielleicht Tom und Harry nennen, denn sie legen sicher keinen Wert darauf, in diesem Manuskript näher identifiziert zu werden –, also, ich lernte Tom und Harry kennen. Wir sprachen über nichts von Bedeutung, während wir auf kleinen, mit Dosenkäse bestrichenen Kräckern herumkauten, aber es war, als hätten wir uns an einem Geheimsignal erkannt. Wir verabredeten uns für den Abend nach dem letzten Vortrag. Vielleicht war gar nichts Übernatürliches im Spiel. Vielleicht waren uns nur die Sparmaßnahmen bekannt, die Einfluss auf die Auswahl unserer Jacketts und Krawatten gehabt hatten. Wir sahen unsere zwar sauber polierten, aber schäbigen Schuhe. Wir schluckten den schrecklichen deutschen Wein und wussten, dass wir nicht über die Mittel verfügten, uns etwas Besseres zu leisten; gleichzeitig war uns allen klar, dass, hätten wir das nötige Kleingeld gehabt, wir es alle genossen hätten.
Tom hatte wenigstens eine Flasche Whisky dabei. Wir nahmen unsere Zahnputzbecher mit und trafen uns in seinem Zimmer.
»Das Problem illegaler Aktionen ist das gleiche wie bei jeder konventionellen Aktivität: Man muss wissen, wo man sein Produkt verkaufen will«, sagte Harry, während Tom Whisky in unsere Becher plätschern ließ.
»Aber das Fantastische an der neuen Technologie, die gerade in unseren Büros installiert wird und die wir alle erlernen sollen, ist doch, dass sie uns genau das liefert: den Zugang zu großen Datenbanken. Der Computer ist nicht unser Herr und Meister, sondern unser Freund und Kollege«, sagte ich.
Harry sitzt schon so lange am Schreibtisch seiner Bibliothek, dass er
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