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Letzte Ausfahrt Oxford

Letzte Ausfahrt Oxford

Titel: Letzte Ausfahrt Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
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interessante Sammlung. Sie wird unter Verschluss gehalten und ist nur über ein separates Treppenhaus erreichbar. Unter einem Vorwand wäre es mir durchaus möglich, mir die Erlaubnis zu verschaffen, die Bücher zu konsultieren. Aber man würde sich daran erinnern, und wenn eines Tages der eine oder andere Band fehlte, geriete ich unter Verdacht. Der Abstand zwischen den beiden Geländern ist minimal. Vier Fuß vielleicht. Ich bin sicher, ich könnte hinüberspringen. Aber einer der Bibliothekare könnte die mit ausgestreckten Armen wie eine Elster von Geländer zu Geländer fliegende Gestalt bemerken. Mir scheint, es gibt nur zwei Alternativen. Beide beinhalten Lügen, Verstecken und Fliegen.
10. KAPITEL
    S am?«
    Kate versuchte, nicht allzu besorgt zu klingen. Noch brauchten Sam und Emma nicht zu wissen, dass in Emmas Schreibkurs ein Mörder saß.
    »Sam, ich muss Emma dringend sprechen. Ist sie da?«
    »Nein. Sie ist im Krankenhaus.«
    »Im Krankenhaus? Was ist passiert?«
    »Ihr Blutdruck ist beängstigend gestiegen. Sie muss fest liegen, bis das Baby da ist.«
    »Wie schrecklich! Hört sich ziemlich ernst an, Sam.«
    »Ist es auch. Und was immer du von Emma wissen willst, es wird warten müssen.«
    »Wie lange?«
    »Sicher ein paar Monate.«
    »Oh. Kann ich sie vielleicht heute besuchen? Ich brauche den Ordner, den sie mir geben wollte. Den mit den Manuskripten aus dem Schreibkurs.«
    »Tut mir Leid, Kate. Wegen solcher Lappalien dürfen wir sie auf keinen Fall stören.«
    »Es ist aber wichtig.«
    »Meine Frau und mein Baby sind auch wichtig.« Noch nie hatte sie Sam so grimmig sprechen hören. Eigentlich war er ein friedfertiges, ziemlich wolliges Mammut von einem Mann. Musste er auch sein, dachte sie, um mit Emma leben zu können. »Lass Emma in Frieden, Kate«, fügte er etwas ruhiger hinzu. »Ich habe da Dinge über dich gehört, die passen eher in einen Krimi als in eine friedliche Vorortstraße. Und wenn du Probleme hast, wende dich an die entsprechenden Profis. Du bist nur Amateurin.«
    Es hatte keinen Sinn, ihm zu erklären, dass sich die Profis für den Fall nicht interessierten. Also fragte sie nur: »Könnte ich denn zu euch nach Hause kommen und selbst nach dem Ordner suchen?«
    »Ich glaube kaum, dass du viel Erfolg haben würdest. Gestern Abend, als wir alle im Krankenhaus waren, ist nämlich bei uns eingebrochen worden. Erst habe ich es gar nicht bemerkt, also, ich meine, er hat in unseren Sachen herumgewühlt, aber …«
    »Ich verstehe schon, Sam.« In Emmas Haus könnte der Inhalt sämtlicher Schubladen und Schränke auf dem Boden verstreut liegen und von einer Gruppe wild gewordener Gorillas als Spielzeug missbraucht worden sein – es würde niemandem auffallen. »Ist viel gestohlen worden?«
    »Nein, das ist ja das Merkwürdige. Er hat nur ein paar Papiere von Em mitgenommen. Ich weiß noch, sie hatte diesen Einkommensteuer-Ordner auf dem Tisch für dich bereitgelegt und suchte nach irgendwelchen Papieren, die sie noch hinein­heften wollte. Der Ordner ist nicht mehr da.«
    »Bist du ganz sicher?«
    »Ziemlich.« So sicher eben, wie man im Emmas Haus nur sein konnte, ob etwas da war oder nicht, dachte Kate.
    »Danke für deine Hilfe, Sam. Und keine Sorge wegen des Ordners. Ich komme bestimmt schon irgendwie zurecht. Kümmere dich gut um Emma. Und wenn du sie das nächste Mal siehst, bestell ihr liebe Grüße von mir.«
    Laut Emma wusste die Klasse erst seit dieser Woche, dass Kate sie übernehmen würde. Wie hoch standen die Chancen, dass jemand aus dem Kurs ihren Namen erkannt und den Ordner aus Emmas Haus gestohlen hatte? Wahrscheinlich bedurfte es keiner allzu großen Geschicklichkeit, in Emmas und Sams Haus einzubrechen. Kate konnte sich nicht vorstellen, dass die beiden viel Wert auf Sicherheit legten. Ganz im Gegenteil. Sie waren die Sorte Leute, die ihre Kinder ins Auto verfrachteten, ins Krankenhaus fuhren und die Hintertür offen ließen.
    So ein Mist. Das war bisher ihre beste Spur gewesen, und sie war ihr dank der Unzulänglichkeit weiblicher Biologie durch die Lappen gegangen – nun, wenigstens nicht ihrer eigenen. Es war zwar frustrierend, aber jetzt musste sie sich einen anderen Weg einfallen lassen, Vivian Moffat zu finden. Irgendwie glaubte sie nicht, dass er nächste Woche beim Schreibkurs in der ersten Reihe sitzen würde. Und wenn er sich tatsächlich die Mühe gemacht hatte, Emmas Ordner zu stehlen, dann wusste er, dass seine Manuskripte verräterisch waren und sie sich

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