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Letzte Bootsfahrt

Titel: Letzte Bootsfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Dutzler
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konnte sich nur so etwas ausdenken? Konnte man den armen Doktor Schwaiger nicht da herausholen und wieder ordentlich anziehen? Auch die Frau Doktor schien entsetzt, denn nicht genug damit, dass man den Doktor Schwaiger teilweise entkleidet hatte, er hatte auch eine hässliche Wunde an der linken Stirnseite, aus der viel Blut geflossen war, was man an seinem Hemd und seinem Sakko deutlich sehen konnte. „Einfach nur hingefallen und ins Boot gestürzt ist er sicher nicht“, stellte die Frau Doktor fest. „Da brauchen wir keinen Gerichtsmediziner, um das festzustellen.“ Gasperlmaier wandte sich ab. Ihm war schlecht. Gut, dachte er bei sich, dass er heute noch nicht viel gegessen hatte. Sonst wäre ihm tatsächlich alles wieder heraufgekommen.
    Gasperlmaier begab sich wieder auf den Steg, wandte seine Blicke dem See zu und versuchte, tief durchzuatmen. Sogar die Banane lag ihm jetzt bleischwer im Magen. Nach einigen tiefen Atemzügen fühlte er sich wieder in der Lage, an den Tatort zurückzukehren. Zwei Spurensicherer, so nahm er jetzt wahr, waren nahe der Leiche an der Arbeit. Der eine kratzte auf dem Bootsboden herum, während der zweite mit den Fingernägeln des Verstorbenen beschäftigt war. Eine Fotografin war auch am Werk, sie fertigte Fotos der Leiche aus allen denkbaren Blickwinkeln an. Als ob der Morgen nicht schon schlimm genug gewesen wäre, gewahrte Gasperlmaier jetzt auch noch eine ihm wohlbekannte Gestalt, die sich gerade unter den Absperrbändern durchzuschleichen versuchte. Die stark geschminkte und wie immer schwarz gekleidete Person war die Maggie Schablinger, erstens Reporterin der Schilling-Zeitung, des regionalen Krawallblatts, und zweitens eine ausgewachsene Nervensäge, die Gasperlmaier während Ermittlungen schon mehrmals begegnet war und stets für Ärger gesorgt hatte.
    „Da dürfen Sie nicht durch!“, versuchte er die Maggie zu stoppen. „Nur Einsatzkräfte!“ „Da schau her, der Inspektor Gasperlmaier!“, grinste die Maggie. „Habt’s schon wieder einen Toten bei euch in Altaussee? Ihr werdet mir langsam unheimlich! So eine schöne Gegend, und so viel Gewalt!“ Während sie redete, versuchte sie, sich unauffällig an Gasperlmaier vorbei in Richtung Bootshaus zu drücken, doch er hinderte sie daran, indem er ein paar Schritte zur Seite machte. Die Maggie aber schien entschlossen, bis zum Tatort vorzudringen, und beschleunigte ihre Schritte. Gasperlmaier fasste sie an der Schulter, um sie daran zu hindern. Plötzlich warf sich die Maggie zu Boden und begann zu schreien. „Ein tätlicher Angriff auf die freie Presse! Er hat mich zu Boden gerissen!“ Gasperlmaier war fassungslos. Was bildete sich diese dumme Gurke eigentlich ein? Er hatte sie doch nur aufhalten wollen!
    Die Maggie war zwar wieder aufgestanden, hörte aber einfach nicht zu schreien auf. „Das wird Sie teuer zu stehen kommen! Man will die freie Presse daran hindern, die Bürger zu informieren! Die Polizei schreckt nicht einmal davor zurück, eine Frau niederzuschlagen! Was ist denn mit dem Schlagstock, Gasperlmaier? Prügeln Sie doch auf mich ein!“ Die Frau Doktor näherte sich ihnen im Laufschritt. Auch sie blieb zwischen Tatort und der Maggie stehen, sodass diese nicht an ihr vorbei konnte. „Ein tätlicher Angriff! Dieser Beamte hat mich zu Boden gerissen!“, fauchte die Maggie. „Sie haben die Absperrung übertreten. Wenn Sie sich bitte hinter die Bänder begeben würden.“ Die Frau Doktor blieb ruhig, während die Maggie einfach nicht zu zetern aufhören wollte. „Ich hab sie nur an der Schulter zurückhalten wollen!“, rechtfertigte sich Gasperlmaier, doch die Frau Doktor winkte ab. „Sagen Sie am besten gar nichts. Und die Frau Schablinger wird sich bei unserem Büro für interne Angelegenheiten melden, wenn sie eine Beschwerde hat, nicht? Und jetzt gehen Sie hinter die Absperrung, sonst lasse ich Sie wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt festnehmen!“
    Nun war auch die Frau Doktor etwas lauter geworden und sehr nahe an die Maggie herangetreten. Das zeigte Wirkung. Im Rückwärtsgang entfernte sie sich, holte aber gleichzeitig ihre Kamera aus der Tasche und begann zu fotografieren. Einem plötzlichen Impuls folgend drehte sich Gasperlmaier schnell um, damit wenigstens nur seine Rückseite in der Zeitung zu bewundern sein würde, wenn überhaupt. Sein Gesicht hatte bereits einmal eine Titelseite geziert, und das hatte ihm eine Verwarnung des Bezirkspolizeikommandanten eingebracht. Seither war er

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