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Letzte Ehre

Letzte Ehre

Titel: Letzte Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hatte. Birma. Etwas über Chennault und das Amerikanische Freiwilligenkorps. Im Moment war die Wahrheit für mich nicht greifbar, doch ich wußte, daß sie da war. Ich überlegte, wie man die Einheit ausfindig machen konnte, in der er gedient hatte. War das wirklich der Kernpunkt hier, oder ging es um etwas anderes? Beim Durchblättern von Johnnys Büchern war ich auf mehrere namentlich genannte Kampfflieger des Amerikanischen Freiwilligenkorps gestoßen. Einer oder mehrere von ihnen mußten noch leben. Könnten sie nicht dazu beitragen, Johnnys Kampfeinheit herauszufinden? Es wäre nervtötend, und ich würde es garantiert nicht machen, aber zumindest konnte ich Chester in die richtige Richtung lenken. Ich müßte noch einmal die Bücher durchgehen und versuchen, die Hinweise zu finden, aber verflucht noch mal, darüber hinaus würde ich keinen Finger rühren. Außerdem kann ich, wenn ich erst einmal angefangen habe, einen Knoten zu entwirren, nicht mehr damit aufhören.
    Ich rief bei meinem Einbrecherfreund an, dessen Anschluß nicht mehr existierte. Mist. Am späteren Vormittag würde ich es bei der Polizei von Santa Teresa versuchen. Detective Halpern von der Kriminalpolizei würde vermutlich wissen, wo er steckte.

5

    Um zehn Uhr war ich wieder drüben bei Bucky. Ich klopfte an die Tür, aber als mehrere Minuten verstrichen und niemand reagierte, ging ich die Einfahrt entlang nach hinten. Das Sammelsurium von Pappkartons war auf eine Seite geräumt worden, um die Einfahrt passierbar zu machen. Die Garagentür zur Linken stand offen, und der Buick fehlte. Vielleicht waren die drei frühstücken gegangen. Die andere Hälfte der Doppelgarage war bis obenhin mit Gerümpel vollgestellt, ein undurchdringlicher Berg aus Schachteln, alten Möbeln, Haushaltsgeräten und Rasenpflegeartikeln.
    Der Karton mit den Büchern über den Zweiten Weltkrieg stand zuoberst. Ich zerrte ihn zur Treppe hinüber und setzte mich bequem hin, während ich den Inhalt durchging. Schließlich fand ich das, was ich suchte, ganz unten in der Kiste in einem Buch mit dem Titel Jagdflieger! Die Geschichte des Luftkampfs 1936-1945, verfaßt von Robert Jackson.

    Mit Datum des vierten Juli 1942. war das Amerikanische Freiwilligenkorps keine unabhängige Kampfeinheit mehr, sondern wurde der wieder ins Leben gerufenen China Air Task Force unter dem Oberbefehl der Tenth Air Force angegliedert. Der Oberbefehl der CATF wurde Claire Chennault übertragen, der seine chinesische Uniform gegen eine amerikanische eintauschte und in den Rang eines Brigadegenerals erhoben wurde.
    Die Piloten des Freiwilligenkorps, die so lange gegen unvorstellbare Widrigkeiten die Stellung in Birma gehalten hatten, zerstreuten sich in alle Himmelsrichtungen. Wenige von ihnen entschieden sich dafür, in China zu bleiben. Sie bildeten den Kern der neuen 23. Kampffliegergruppe, die immer noch ihre kriegsmüden P-40er flog.

    Ein paar Namen folgten: Charles Older, »Tex« Hill, Ed Rector und Gil Bright. Interessant fand ich die Tatsache, daß die Piloten des Freiwilligenkorps zwischen April und Juni 1941 von der Central Aircraft Manufacturing Company rekrutiert worden waren. Sie waren allesamt Soldaten im Dienst der U.S.-Armee und durch Einjahres Verträge an die CAMCO gebunden. Aber Bucky zufolge hatte sich Chester daran erinnert, daß sein Vater nach zwei Jahren in Übersee gerade rechtzeitig zu seinem vierten Geburtstag am 17. August 1944 nach Hause kam. Weil er es so genau wußte, war mir das Datum im Gedächtnis geblieben, und ich hatte es auf eine Karteikarte notiert. Das Problem war nun, daß das Freiwilligenkorps zu diesem Zeitpunkt seit zwei Jahren nicht mehr existierte. Wo lag also die Wahrheit? Hatte Johnny tatsächlich beim Freiwilligenkorps gedient? Und, was noch wichtiger war, hatte er überhaupt gedient? Chester würde die Diskrepanz in den Daten als Bestätigung seiner Theorie sehen. Ich konnte mir seine Reaktion lebhaft vorstellen. »Mann, das mit dem Freiwilligenkorps war nur ein Deckmantel. Das hätte ich Ihnen gleich sagen können.« Chester sah seinen Vater vermutlich hinter den feindlichen Linien mit dem Fallschirm abspringen und vielleicht eine Gefangennahme inszenieren, damit er mit dem japanischen Oberbefehlshaber ins Gespräch kommen konnte.
    Wenn er aber andererseits nie Soldat gewesen war, dann hatte er die Bücher womöglich nur gekauft, um über das Thema schwafeln zu können. Und das könnte auch erklären, weshalb er nicht gern über den Krieg

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