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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Betrunkenen auf der Fouer gesehen, der ein froschgrünes Hemd anhatte.«
    »Und Sie meinen, so ein Hemd gibt es in der ganzen Stadt nur einmal?«
    »Nicht unbedingt. Aber in 200 Meter Umkreis vom … vom Tatort?«
    »Wo finde ich Sie?«
    »Vormittags im ›Deux Eglises‹«, sagte Kieffer und gab ihr die Adresse.
    »Gut. Bin jetzt noch an der Brücke«, erklärte Lobato.
    Sie musste nicht sagen, um welche Brücke es sich handelte. Er merkte, dass ihn fröstelte. Plötzlich sah er wieder den bleichen Jungen vor sich, das Sonntagshemd ganz schmutzig, umringt von all den anderen Unterstadtrangen, darunter auch er selbst, vielleicht zehn, zwölf Jahre alt. Wie sie alle ganz aufgekratzt auf ihren Freund eingeredet hatten – drängend, fragend, wie sie denn ausgesehen habe, d’Läich ënnert der Bréck. Blutig? Noch in einem Stück? Manchmal zerplatzten sie ja förmlich, das wusste man. Aber der Junge hatte überhaupt nichts gesagt, hatte sich an seinem Fahrrad festhalten müssen.
    Lobato sagte etwas, aber Kieffer hatte nicht zugehört. »Wie bitte, Frau Kommissärin?«
    »Ich sagte: In fünfzehn Minuten bei Ihnen.« Dann legte sie auf.
    Kieffer beeilte sich, zurück nach Clausen zu kommen. Als er das »Deux Eglises« erreichte und gerade auf den Parkplatz einbiegen wollte, tauchte hinter ihm plötzlich ein Motorrad auf. Der Fahrer war viel zu schnell unterwegs. Kieffer bremste scharf. Die Ducati preschte seine Auffahrt hoch, dass der Kies spritzte und kam vor der Eingangstür zum Stehen. Als Kieffer ebenfalls geparkt hatte, sah er, wie der Biker den Helm abnahm. Der Mann stand mit dem Rücken zu ihm. Er war ein recht schmales Bürschchen, mit kurzen schwarzen Haaren und olivfarbener Haut. Als der Motorradfahrer sich umdrehte, um seinen Helm auf dem Sozius festzumachen, sah Kieffer, dass es sich um eine Frau handelte.
    »Madame Galhardo Lobato?«
    Sie nickte und kam auf ihn zu. »Monsieur Kieffer. Wo können wir reden?«
    Er zeigte mit der Linken auf die Terrasse des »Deux Eglises«. »Die gehört zu dieser Zeit uns alleine.«
    Sie setzten sich an einen der Außentische. Joana Galhardo Lobato konnte kaum älter als dreißig sein. Sie hatte nussbraune Augen und ein Jungengesicht.
    »Darf ich Ihnen etwas anbieten?«, fragte Kieffer. »Einen Kaffee vielleicht oder Wasser?«
    Lobato schüttelte den Kopf. »Nichts.« Während sie ihren Notizblock vor sich auf dem Tisch positionierte und sich Datum und Anlass notierte, verzogen sich ihre Lippen zu einem schmalen Strich.
    »Erzählen Sie.«
    Kieffer erläuterte ihr, was sich im »Roude Léiw« zugetragen hatte. Mehrfach hakte Lobato nach und wollte weitere Details wissen.
    Sie blickte nach oben, als denke sie nach. »Könnte hinkommen. Ich muss Sie bitten, sich den Mann anzuschauen.«
    Kieffer schluckte. Er fühlte, wie sein Bauch wieder zu krampfen begann. »Natürlich komme ich mit ins Leichenschauhaus, wenn das notwendig ist.« Er suchte nach seinen Ducal.
    Lobato schüttelte den Kopf. »Er ist mit dem Kopf zuerst aufgeschlagen. Nicht viel übrig. Aber ich habe ein älteres Bild, wenn auch kein sehr gutes.«
    Erleichtert nahm Kieffer den Ausdruck entgegen, den die Kommissarin ihm reichte. Darauf war der Betrunkene zu sehen. Es bestand kein Zweifel daran, dass er es war, auch wenn er einige Jahre jünger schien und statt eines knallbunten Freizeithemds einen Businessanzug trug. Er ging mit mehreren Geschäftsleuten eine Granittreppe hinunter, dahinter waren neoklassizistische Säulen zu erkennen. Im Vordergrund fuhren Autos vorbei, darunter gelbe Taxis. Es sah nach New York aus, vielleicht eine Bank oder ein Gerichtsgebäude.
    »Das ist er«, sagte Kieffer. »Ist das in Manhattan aufgenommen? In der Zeitung stand, er sei Amerikaner.«
    Lobato schüttelte den Kopf. »Nein, er heißt Aron Kats und ist Russe. Emigriert, lebte lange in den USA, jetzt hier.«
    »Er ist Banker, richtig?«
    Sie hob eine Augenbraue. »Woher wissen Sie das?«
    Kieffer erzählte Lobato nun auch von dem Anruf der mysteriösen Madame Coletti und von dem Schlüsselbund, den der Mann verloren hatte.
    »Dass er Russe ist, stimmt, wie gesagt. Banker ist er auch, genauer gesagt Fondsmanager. Aber er arbeitete nicht für eine Firma namens Cipher Investments.« Lobato notierte sich den Namen auf ihrem Block. »Sondern für Lityerses. Hat die Frau diese Firma vielleicht erwähnt?«
    »Nein, da bin ich mir sicher.«
    »Und wo ist dieser Schlüsselbund jetzt?«
    Kieffer holte den Ring mit dem roten, dem

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