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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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und ein doppelter Espresso, inmediatamente, sí?«
    Er wandte sich Kieffer zu. »Ché, endlich können wir reden. Madre de dios, sich mit dir zu verabreden, ist muy difícil!« Er lächelte sein Meißnerlächeln. »Ist ja Bocuse einfacher.«
    Bevor Kieffer etwas einwenden konnte, fuhr der Argentinier fort: »Ich brauche deine Hilfe.«
    Er wartete darauf, dass Esteban weitersprach. Kieffer hatte sich angewöhnt, den Mann einfach reden zu lassen, Widerstand war seiner Erfahrung nach ohnehin zwecklos. Aber sein Gegenüber schwieg und schaute ins Leere. Es muss etwas Ernstes sein, dachte Kieffer. »Was ist das Problem, Leo?«
    Der Kellner brachte den Espresso. Esteban stürzte ihn herunter, bevor der Mann das dazugehörige Wasser abgestellt hatte. »Noch einen. Und einen Brandy.«
    Dann sagte er: »Ché, ich habe nicht ein Problem. Hay una multiplicidad, viele Probleme.« Wieder verfiel Esteban in den bei ihm eigentlich nicht existenten Aggregatzustand des Schweigens. Von sich und seinen diversen Heldentaten zu erzählen, war seine Passion, aber über Probleme zu reden, fiel dem Mann offensichtlich schwer.
    »Ist es wegen des Fotos in der Klatschpresse, Leo? Diese Assistentin?«
    Der Argentinier nickte unmerklich. »Ein Mann wie ich zieht die Frauen an, como miel las abejas, wie Honig die Bienen, está claro. War nie ein Problem, meine Frau versteht das.«
    Irgendwie bezweifelte Kieffer diese Einschätzung, aber er nickte nur.
    »Aber nun … diese Paparazzi, especes de mierda, jetzt ist es público. Ein Gesichtsverlust für das Haus Ritterdorf, comprendes, ché? Sie lässt sich scheiden.«
    »Das tut mir leid, Leo.«
    »Wir haben … wie sagt man das … separación de bienes?«
    »Gütertrennung?« Kieffer verstand augenblicklich, warum Esteban dreinschaute wie ein kastrierter Hahn. Den Verlust seiner Ehefrau hätte der leichtlebige Koch, so vermutete er, verschmerzen können, ebenso wie den seines Adelstitels. Aber Susanne von Ritterdorf war auch Estebans Geldgeberin gewesen. Sie hatte, so munkelte man, nicht nur die absurd teure Innenausstattung seines Show-Restaurants »Revolución« finanziert, sondern ihm außerdem geholfen, in der Gastropresse hervorragende Bewertungen für das Lokal zu bekommen – Bewertungen, die eigentlich viel zu gut für einen schnöden Steakbrutzler wie Leo waren.
    Den Ritterdorfs gehörte eine der größten deutschen Brauereien, ihr Anzeigenbudget musste riesig sein. In der Branche war es ein offenes Geheimnis, dass jene Magazine, die das »Revolución« positiv bewerteten, mit ganzseitigen Farbanzeigen für »Ritterbräu« überschwemmt wurden. Publikationen, die sich über den egomanischen Küchen-Leonardo lustig machten oder an seinem Bife de lomo mit Guavenaioli herummäkelten, wurde hingegen der Hahn zugedreht. Mit dieser publizistischen Schützenhilfe würde nun Schluss sein.
    »Kannst du das Restaurant halten?«
    »No sé. Ich weiß nicht. Außerdem läuft meine Show aus.«
    »Welche?« Seines Wissens trat Esteban in mehreren Kochshows auf. Er sprach fließend Spanisch, Französisch, Englisch und passabel Deutsch und war somit universell einsetzbar.
    »La más importante, Xavier. ›Leonardos Küchenrevolution‹. Läuft in Frankreich und England, Prime Time. Aber jetzt ist Schluss, die Quote.«
    Der Argentinier sah nun aus wie ein Häufchen Elend. So wie er dreinblickte, hätte man meinen können, er habe gerade seine gesamte Familie bei einem Flugzeugabsturz verloren. Dabei war er vermutlich immer noch Millionär, lediglich sein Selbstwertgefühl hatte einen herben Dämpfer abbekommen. Andererseits, dachte Kieffer bei sich, war Leos Ego von so gigantischen Ausmaßen und seine Meinung von sich selbst so stratosphärisch hoch, dass der Rücksturz zur Erde vermutlich schmerzhaft war.
    »Du kannst ein neues Restaurant aufmachen, Leo. Du hast doch in den vergangenen Jahren verdammt viel Geld verdient.«
    Esteban schwieg schon wieder. Kieffer zündete sich noch eine Ducal an. Da kam noch mehr. »Und dein drittes Problem?«
    »Wie du weißt, kenne ich mich sehr gut mit Rindfleisch aus. Está claro, ich bin Argentinier, und mein Bruder arbeitet auf dem Mercado de Liniers.«
    Esteban meinte den Fleischmarkt in Buenos Aires, einen der wichtigsten Rinder-Umschlagplätze der ganzen Welt.
    »Und?«
    »Ich bekomme mein Fleisch direkt von dort, und ich habe eine eigene Internetseite namens Steakology. Da verkaufe ich spezielle argentinische Fleischzuschnitte: Vacío, Asado de tira oder

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