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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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denen musste die deutsche Polizei dann zunächst anfragen, wer das Fahrzeug zu jenem Zeitpunkt fuhr. Deshalb ist uns die Sache erst einmal nicht aufgefallen. Aber inzwischen wissen wir, dass Kats diesen Avis-Pkw mit seinem Führerschein am Bahnhof gemietet hatte, am Luxemburger Bahnhof.«
    Kieffer schüttelte den Kopf. »Es ergibt alles keinen Sinn. Kwaukas war der Meinung, Kats habe eine dunkle Seite besessen. Vielleicht so eine Art Persönlichkeitsspaltung? Gibt es so etwas bei Autisten?«
    »Wie Jekyll und Hyde? Das klingt unwahrscheinlich.«
    »Dass ein Antialkoholiker besoffen in einer Spielbank herumpöbelt, ebenfalls.«
    Sie schwiegen einen Moment, dann drehte Lobato den Computer herum, sodass Kieffer das Display sehen konnte. »Ich möchte, dass Sie sich noch eine Sache anschauen, dann können Sie gehen.«
    Auf dem Bildschirm war ein etwas unscharfes Farbfoto zu sehen. Es war auf einer Brücke aufgenommen, vermutlich auf der Rouder Bréck. Die Aufnahme zeigte einen Mann. Es war Kats.
    »Diese Aufnahme stammt aus einer der Überwachungskameras, die auf dem Pont Charlotte angebracht sind. Sie wurde am Sonntagmorgen um 0.26 Uhr gemacht, als Aron Kats die Brücke betrat.«
    Kieffer betrachtete den Mann auf dem Display. Obwohl er ihm schon einmal von Angesicht zu Angesicht gegenübergestanden hatte, wirkte der Russe wie ein Fremder auf ihn, wie ein Geist aus einer anderen Zeit. Dennoch handelte es sich ohne jeden Zweifel um Kats.
    »Ja, das ist er. Ist dies das Foto, das Sie bereits beim letzten Mal erwähnten?«
    Sie nickte. »Allerdings haben wir damals einen Fehler gemacht. Als wir die Aufnahmen aus der fraglichen Nacht anforderten, sind die Bilder durcheinandergeraten. Sehen Sie das hier?«
    Kieffer betrachtete erneut das Foto. Die Kamera war offenbar neben dem Fußgängerübergang angebracht und zeigte Kats von vorne. Außer dem Mathematiker konnte man noch ein Stück des dispositif anti-suicide erkennen, im Hintergrund leuchtete es violett. Lobato fuhr mit dem Mauszeiger über den Farbklecks.
    »Und?«, fragte Kieffer. »Wahrscheinlich sind das die Lichter der Fahrgeschäfte auf der Schueberfouer.«
    Die Kommissarin wählte einen Bildausschnitt und vergrößerte ihn. Das violette Leuchten füllte nun fast den gesamten Bildschirm aus. Rechts daneben, im Dunkel mehr zu erahnen als zu erkennen, war eine Reihe schmaler weißer Säulen zu sehen, über denen ein Dach thronte. Kieffer erkannte das Gebäude sofort; es war die Luxemburger Philharmonie. Er verstand nun, worauf Lobato hinauswollte: Wenn Kats, von der Fouer kommend, die Brücke überquert hatte, wären der Limpertsberg mit dem Glacis und den Fahrgeschäften der Kirmes in seinem Rücken gewesen. Sah man hinter ihm jedoch die Philharmonie, so musste er von der anderen Seite der Brücke gekommen sein – vom Kirchberg her.
    »Wieso ist das vorher keinem aufgefallen?«, fragte Kieffer.
    »Die Fotos waren falsch ausgezeichnet. Alle haben deshalb nur auf Kats geachtet, nicht auf den Hintergrund.«
    »Aber dann muss er ja zweimal über die Brücke gelaufen sein. Einmal hinüber, und dann wieder zurück.«
    »Richtig. Das wäre seltsam, falls er vor diesen beiden Männern floh. Warum sollte er denen in die Arme laufen? Vielleicht ist er auch auf einem anderen Weg auf den Kirchberg gelangt, um dann von dort nochmals die Brücke zu betreten. Aber das ist noch nicht alles.«
    »Was gibt es denn noch?«
    »Nachdem uns aufgefallen ist, dass bei den Brückenfotos geschlampt wurde, haben wir die gesamten Aufnahmen der Nacht nochmals durchgesehen. Dabei kam heraus, dass die Kameras, die von der Schueberfouerseite kommende Personen erfassen, zwischen halb zwölf und ein Uhr überhaupt keine Fotos gemacht haben.«
    »Sagten Sie nicht, die Kameras würden durch Bewegungssensoren ausgelöst? Ist vielleicht einfach niemand rübergegangen?«
    »Möglich, aber unwahrscheinlich. Die Fouer schließt samstags erst gegen zwei Uhr, da sind immer noch ein paar Nachzügler unterwegs.«
    Lobato hatte recht. Da auf dem der Stadt gegenüberliegenden Kirchberg kaum jemand wohnte, würden zwar für gewöhnlich nur wenige Menschen die Brücke zu Fuß überqueren, schon gar nicht mitten in der Nacht. Doch während der Kirmes lagen die Dinge anders. Nicht umsonst beschwerten sich die Pfaffenthaler jedes Jahr über besoffene Fouerbesucher, die nachts Bierflaschen von der Überführung schmissen. Dass eine Stunde lang niemand über die Brücke lief, war äußerst unwahrscheinlich.
    »Hat sich

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