Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi
martialisch aussehende Endurojacke. »Sie haben uns Informationen vorenthalten. Informationen, die für unsere Ermittlungen wichtig gewesen wären.«
Kieffer musterte sie trotzig. »Und zwar?«
»Haer Kieffer, Sie sind aufgrund der Informationen, die sich auf Kats’ Keycard befanden, nach Bern gereist, zu Data Vault Security. Leugnen Sie es nicht, ich habe das überprüfen lassen. Was genau Sie dort getan haben, wissen wir nicht. Aber kurz darauf waren Sie im Besitz eines Computers, der offenbar Kats gehört hat.«
»Woher …«
»Solche Dinge herauszufinden, ist unser Job, Haer Kieffer. Meine Kollegen hatten ein längeres Gespräch mit ihrem Freund Per Sundergaard, der so freundlich war, uns über diesen Tabletcomputer aufzuklären.«
Kieffer ließ die Arme sinken. »Ich habe deswegen zweimal versucht, Ihre Kollegen von der Wirtschaftsabteilung zu kontaktieren.«
Lobatos Augen verengten sich kurz, dann rief sie nach dem Kollegen, der noch vor dem Haus wartete: »Rémy, kannst du mal kommen?«
Zu Kieffer gewandt sagte sie: »Commissaire divisionnaire Muller. Er bearbeitet die Wirtschaftssachen.« Der Neuankömmling war ein untersetzter Mann Mitte fünfzig, mit müden Augen und einem Schnauzer, der dringend gestutzt gehörte.
»Moien, Haer Kieffer. Wir benötigen dringend Ihre Aussage zu diesem Computer. Sie hätten uns nicht so lange im Unklaren lassen dürfen.« Muller zuckte mit den Schultern. »Jetzt müssen wir leider alles auf den Kopf stellen. Unsere Leute sind auch schon in Ihrem Restaurant, um Unterlagen und Rechner sicherzustellen.«
Der Koch ballte die Fäuste. »Nondikass! Seit ich aus der Schweiz zurück bin, versuche ich, einen Termin bei Ihnen zu machen! Sie sind doch diejenigen, die hier alles verschleppen!«
Lobato schaute ihren Kollegen an. »Haer Kieffer«, sagte Muller, »Wirtschaftsermittlungen sind komplex und kosten Zeit. Zumal, wenn es sich um ein großes, börsennotiertes Unternehmen wie Melivia handelt.«
»Pah!«, blaffte Kieffer. »Dir geet de Wapp! Ihr habt Schiss, euch mit denen anzulegen.«
Muller lief rot an. »Ich habe vor überhaupt niemandem Schiss und ich verwahre mich gegen diese Unterstellung! Es sah bisher schlicht nicht so aus, als ob besondere Dringlichkeit vorliegt. Wenn wir gewusst hätten, dass ein Ausländer von Luxemburg aus versucht, die US-Wertpapierbörsen zu beeinflussen …«
Lobato sprang ihrem Kollegen bei: »Ich weiß nicht, woher Sie diese Spontiidee haben, dass die Police Grand-Ducale vor großen Konzernen kuscht, Haer Kieffer. Fakt ist, dass Verdachtsmomente schlichtweg nicht ausreichen. Der Staatsanwalt will hieb- und stichfeste Beweise, zumal, wenn es um eine so namhafte Firma geht.«
Die Ermittlerin schaute Kieffer streng an. »Ich will von Ihnen jetzt die Zusicherung, dass Sie, wenn wir gleich im Verhör sitzen, alles, aber wirklich alles auf den Tisch legen, was sie uns bisher unterschlagen …«
Als sie sah, wie Kieffer wieder zornig wurde, korrigierte sie sich rasch, »… bisher nicht erzählt haben. Ansonsten, das schwöre ich Ihnen, zerlegen wir nicht nur Ihr Haus in seine Bestandteile, sondern montieren außerdem in Ihrem Restaurant jede Küchenarmatur ab und lassen das ›Deux Eglises‹ tagelang als Tatort absperren. Also?«
Kieffer seufzte. »Natürlich erzähle ich Ihnen und Kommissär Muller alles. Ich will doch auch, dass die Sache aufgeklärt wird.«
Lobato musterte den Koch. »Was Sie wollen, ist mir ehrlich gesagt seit Anfang an ein Rätsel. Und nun ziehen Sie sich bitte an.«
»Wie lange wird die Vernehmung dauern?«, fragte Kieffer.
»So lange, bis sie zu Ende ist«, antwortete Lobato.
Kieffer nickte matt und stieg die knarrende Holztreppe empor. Nach einer Katzenwäsche schlüpfte er hastig in seine Jeans und suchte nach einem gebügelten Oberhemd. Er fand keines. In seinem Schrank lagen lediglich noch zwei saubere T-Shirts – eines, das er zum fünfjährigen Jubiläum seines Restaurants hatte drucken lassen sowie ein verblichenes Shirt mit dem Logo der Rockband »The Police«. Er vermutete, dass Lobato und Muller Letzteres nicht komisch finden würden. Er streifte das »Deux Eglises«-Shirt über und ging wieder nach unten. Lobato und einer der Schupos liefen mit Kieffer zu einem weiß-orangenen Polizei-BMW. Muller blieb zurück, um, wie die Kommissarin sagte, »die Durchsuchung zu koordinieren«. Das war vermutlich Polizeijargon für »alle Schubladen ausleeren und ein riesiges Chaos anrichten.«
Es war nicht zu
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