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Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi

Titel: Letzte Ernte. Ein kulinarischer Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Hillenbrand
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Fahrt seine volle Konzentration. Er krallte sich an den Griffen des Sozius fest – Lobatos Hüften zu umschlingen erschien ihm ungebührlich. Kieffer fiel auf, dass die Polizistin während der Fahrt redete. Wegen des Helms konnte er jedoch kaum etwas verstehen. Bald merkte er, dass sie nicht mit ihm sprach, sondern offenbar eine Freisprechanlage im Helm hatte.
    Als sie das Pétrusse-Viadukt überquerten, konnte Kieffer auf sein Wohnviertel hinunterschauen, das unten im Tal lag. Luftlinie war sein Wohnhaus wohl kaum mehr als zweihundert Meter entfernt. Er fragte sich, ob die Streifenwagen vor seiner Tür bereits verschwunden waren. In diesem Moment ging ein Ruck durch die Ducati. Kieffer spürte, wie sich sein Hintern vom Sozius hob. Er stemmte sich gegen die Haltegriffe, als das Motorrad einen Satz nach vorn machte und die Straße entlangschoss. Die Kommissarin lenkte die Maschine zwischen die beiden Spuren zähfließenden Verkehrs und raste, begleitet von etlichen Huptönen und Flüchen, den Boulevard Roosevelt entlang.
    »Was ist denn los?«, rief Kieffer ihr zu, doch er erhielt keine Antwort. Vermutlich hatte sie ihn gar nicht gehört. Das Röhren der Rennmaschine war ohrenbetäubend.
    Wohin fuhren sie? Es war offensichtlich, dass Lobato ihr Ziel geändert hatte. Sie hatten den Innenstadtring bereits verlassen und bewegten sich mit stark überhöhter Geschwindigkeit Richtung Norden. Am Kreisverkehr beim Glacis bog Lobato zum Kirchberg ab. Immer wieder vollführte sie gewagte Schlenker, um sich durch den Verkehr zu fädeln. Sie passierten das Bankenviertel. Kieffer hätte sich gerne bekreuzigt, stattdessen musste er sich festklammern. Erst als die Ducati vor einem in Kupfergold verspiegelten Bürogebäude zum Stehen kam, ließ er los und stieg ab. Seine Beine zitterten, unter seiner Lederjacke klebte das T-Shirt an seinem Rücken. Er nahm den Helm ab und schaute die Kommissarin an. »Was zum Teufel …«
    »Ein Notfall, ich musste sofort hierher fahren. Der Sicherheitsdienst«, sie zeigte auf das Gebäude vor ihnen, »hat einen Einbruch gemeldet.«
    Das Bürohaus gehörte zu einer aus mehreren Gebäuden bestehenden Anlage hinter dem eigentlichen Bankenviertel, beinahe schon am Flughafen. Es handelte sich um einen ziemlich hässlichen Zweckbau aus den Achtzigern. Man hatte anscheinend erst kürzlich versucht, ihm durch eine Fassadensanierung ein freundlicheres Aussehen zu geben. Der Versuch war gescheitert. In vier der fünf Stockwerke brannte Licht, das oberste war dunkel. Lobato lief auf das Gebäude zu, vor dem bereits ein Streifenwagen parkte. Kieffer folgte ihr. »Was haben Sie denn bitte mit einem Einbruch …«, seine Stimme erstarb, als sie am Eingang ankamen. Neben der Drehtür befand sich ein Firmenschild. Darauf stand: »Lityerses Investments.«

25
    In der Lobby sprach Lobato mit der Empfangsdame, den Streifenpolizisten sowie einem Mann vom Sicherheitsdienst. Offenbar war der Alarm ausgelöst worden, als jemand versucht hatte, sich im Gebäude zu schaffen zu machen. Während die Kommissarin die Angestellten vernahm, traf ein weiterer Polizeiwagen ein, dem Rémy Muller entstieg. Kieffers Anwesenheit schien ihn zu irritieren, doch er sagte nichts. Stattdessen ging er auf Lobato zu.
    »Wissen wir schon was, Joana?«
    »Der Einbrecher muss über die Tiefgarage gekommen sein. Anscheinend ist er gestern Abend rein, hat sich dort versteckt und gewartet, bis Nacht war.«
    Muller überlegte. »Und dann hat er den Aufzug zu den Büros genommen?«
    Sie nickte. »Sieht so aus. Wenn man einmal drin ist, kommt man in diesem alten Gebäude problemlos in alle Etagen. Den Alarm hat er, das glaubt zumindest der Mann vom Sicherheitsdienst, deshalb nicht ausgelöst, als er eingebrochen ist.«
    »Sondern?«, fragte Muller
    »Sondern als er sich eine Zigarette angesteckt hat.« Sie deutete auf ein sehr großes Rauchverbotsschild, das in der Lobby hing. Neben Lobato baute sich ein kugelförmiger kleiner Mann in einem schlecht sitzenden dunkelblauen Anzug auf und nickte in die Runde. »Rizzoli von Secuwatch, guten Morgen«, sagte er in stark akzentuiertem Französisch. »Wir bewachen den gesamten Gebäudekomplex. In diesem Haus herrscht striktestes Rauchverbot. Überall sind hochsensible Rauchmelder installiert, wegen des Serverparks von Lityerses.«
    »Vielleicht hat er daran nicht gedacht, oder er wusste es nicht«, sagte Lobato.
    Muller runzelte die Stirn. »Würde ein Profi derart stümperhaft vorgehen?«
    Die Inspektorin

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