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Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
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zu.
    Will jemand das Gesicht mit den Händen schützen, bekommt er einen Kniestoß in den Unterleib und so lange eine Serie von Schlägen auf den kahl geschorenen Schädel, bis er zusammenbricht.
    Liegt er, wird er mit den Stiefeln, deren Spitzen von innen mit Eisen beschlagen sind, weiter misshandelt.
    Sommer grinst und keucht, lacht und keucht, beginnt zu schwitzen. Ein Kribbeln steige ihm dabei oft aus den Lenden den Rücken hoch, und immer ekstatischer prügelt er.
    Zwölf Insassen liegen am Boden, die gesamte erste Reihe, als die Blockältesten Wabbel, Leonardt und Schuhbauer wie auf ein geheimes Zeichen hin einen Schritt nach vorne machen.
    Sie wissen, es könne ihr Todesurteil sein, und trotzdem wollen sie den Hauptscharführer zu einer Entscheidung zwingen, um die Gewalt für diese Nacht zu beenden. Doch hochzusehen, wagen sie nicht.
    ‚Ich will die Richtigen‘, schreit Sommer sie an und prügelt auf sie ein: ‚Verarscht man nicht, mich verarscht man nicht!‘
    Die Blockältesten liegen wimmernd am Boden, als die beiden Männer, die aus dem Fenster gesehen haben, sich von der Menge lösen.
    Mit gesenkten Köpfen stehen sie vor Sommer, der mit dem Stockende die Kinnspitzen nach oben drückt und in die Gesichter grinst.
    Er muss schnell eine Hand in die Hosentasche stecken und fest gegen die Eichel drücken.
    ‚Na endlich, ihr Pennbrüder‘, sagt Sommer und deutet mit dem Stock hinter sich: ‚Raus! Los! Raus, raus!‘
    Georg Liegert und Willi Baum gehen aus der Baracke, und Sommer schlägt die Tür von außen zu.
    Kurz darauf ist es wieder dunkel, und die ängstlich wütende Stille steigt aus den Köpfen und durchsetzt die Atmosphäre. Erschöpft schlafen die Eingesperrten ein.
    ‚Der Willi Baum kriegt auch nie genug, was?‘, sagt Sommer draußen: ‚Wie oft bist du Saubandit nun schon aufgefallen?‘
    ‚Zehnmal, Hauptscharführer‘, sagt Willi Baum.
    Er weiß, wenn Sommer zu flüstern beginne, wenn er den zärtlichen Ton anschlage, dann gehe die Tortur gleich los, und so schließt Willi Baum die Augen und zählt von tausend an rückwärts.
    Die ersten Schläge treffen ihn am Kopf, als er bei neunhundertsiebenundneunzig ist.
    Er zählt weiter, hält die Augen geschlossen, spürt die Hiebe am Bauch, auf der Brust, immer wieder am Kopf, sinkt auf die Knie, zählt, spürt sie auf dem Rücken, lässt sich auf die Seite fallen, zählt, Tritte im Unterleib, zählt, Schläge auf die Kniekehlen, auf die Schienbeine, Rippen, Hände, mit denen er den Hinterkopf schützt, zählt mühsam, auf Unterarme, mit denen er das Gesicht schützt, zählt, wiederholt nur die Zahl zweihundertdreiundzwanzig, behält sie auf den zitternden, blutenden, geschwollenen Lippen, fällt in die Bewusstlosigkeit. Zweihundertdreiundzwanzig.
    Sommer springt auf den wie leblos daliegenden Körper herum, bohrt die Stiefelabsätze in den Leib, während er sich den Penis ungeniert durch die Uniformhose reibt.
    Doch er wird ihm weich, trotz aller Tritte, noch bevor das Sperma heraus ist, weil Willi Baums Körper keine Reaktion mehr zeigt, keinen Schmerz, keinen Reflex.
    ‚Arschloch!,‘ schreit Sommer und lässt von Willi Baum ab.
    Er grinst Georg Liegert an, befiehlt ihm, die Fingerspitzen der rechten Hand auf die Steinstufe der Baracke zu legen.
    Voller Vorfreude spielt Sommer sich am Schwanz, und lustvoll tritt er mit dem Absatz auf jeden einzelnen Finger.
    Während Georg Liegert schreit, spritzt sich Sommer in die Unterhose und tätschelt kurz Georg Liegerts Kopf.
    ‚Braver Junge‘, flüstert Sommer.
    Er geht ein paar Schritte und raucht. Am Himmel suche er dann oft den Großen Wagen, aber gefunden habe er ihn noch nie, hatte er geprotzt.
    Georg Liegert wimmert. Er hockt im Schneidersitz, die Hand mit den gebrochenen Fingern auf dem Oberschenkel, und bewegt den Oberkörper rhythmisch. Dieses Schaukeln schützt ihn, vor Schmerzen in Ohnmacht zu fallen.
    Sommer wirft die Kippe weg und kommt zu seinen Opfern zurück.
    Georg Liegert summt, schreit auf, als er Sommer näher kommen sieht, doch Sommer bleibt vor dem immer noch bewusstlos liegenden Willi Baum stehen.
    ‚Gepennt wird später‘, sagt er, holt den verklebten Penis hervor und pinkelt Willi Baum ins Gesicht, der wach wird, den Kopf schüttelt und sich instinktiv wegdreht.
    ‚Schmeckt wohl nicht?‘, lacht Sommer.
    Willi Baum igelt sich ein. Ihm wäre es lieb, müsste er nicht mehr weiterleben.
    Meine Herren, soweit die Aussage von Ernst Wabbelt, die von Willi Baum und Georg

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