Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzte Haut - Roman

Letzte Haut - Roman

Titel: Letzte Haut - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthes und Seitz Verlag GmbH
Vom Netzwerk:
Reichsführers entgegensteht, Obergruppenführer?“
    Für einen Moment trat Stille ein. Auf dem ganzen Korridor herrschte Totenstille.
    „Geben Sie her!“, befahl der Erbprinz und überflog das Schreiben verärgert. Er schüttelte den Kopf und sagte: „Da kann man nichts machen, denke ich, vorerst kann man da nichts machen.“
    „Der Flieger jedenfalls geht in zwei Stunden vom Flugplatz Erfurt. Die Fahrt bis Erfurt dauert neunzig Minuten, falls kein Luftangriff kommt, also, wenn ich Sie wäre, Hauptsturmführer, ich würde keine einzige Minute mehr vergeuden“, sagte Schmitt Klevenow und fügte süffisant hinzu, er hoffe, der Flieger stürze nicht ab. Er hoffe, Schmelz überlebe den Krieg und werde ein alter Mann werden können.
    „Und Sie treten erst einmal weg hier!“, befahl der Obergruppenführer dem Gruppenführer, der lächelnd Haltung annahm, eine Kehrtwendung vollführte und die Gruppe der fünf Männer alleine ließ.
    „Verdammt“, sagte der Erbprinz: „Wenigstens kam uns der Zufall zu Hilfe! Nicht vorstellbar, wenn Sie gestern schon weggemusst hätten, Kurt! Wenigstens konnten Sie Ihre Aussage machen! – Sofort nach dem Prozess, Kurt, das verspreche ich Ihnen, klemme ich mich ans Telefon und hole Sie zurück nach Kassel. Ich mache Sie zu meinem Adjutanten, dann sind Sie erst einmal sicher. Und dann räumen wir die SS so richtig auf! – Sie haben mein Wort, Kurt! Ich weiß, Sie würden sowieso darauf bestehen, mein Wort haben zu dürfen, Sie Fuchs, also gebe ich es Ihnen gleich!“
    „Sowieso!“, sagte Schmelz und versuchte zu lächeln, was ihm aber vorerst misslang: „Ich muss dann wohl mal los.“
    „Ja! Ihre Aussage ist nicht mehr zu revidieren, soviel ist klar. Und Ihre Männer hier werden Sie gut vertreten können, da bin ich mir sicher“, sagte Breithaupt: „Eventuelle Fragen werden Liebig und Tarnat genauso gut beantworten können, da bin ich mir auch sicher. Sie aber bleiben der Mann der Stunde! Der Ruhm ist ganz Ihrer! Und die Akten bleiben hier, falls wir sie noch brauchen. Zum Glück gibt es Papier, denn Papier hat den klaren Vorteil, nicht versetzt werden zu können.“
    „Na dann!“, sagte Waldeck Pymont: „Ich telegrafiere Ihnen sofort den Ausgang des Prozesses zu! Und ich verspreche, ich hole Sie wieder zurück! Der Osten ist nichts für Sie! Sie müssen im Zentrum bleiben, Kurt, Sie gehören unmittelbar ins Zentrum des Orkans! Doch vorerst sind Sie erst einmal wieder auf sich gestellt. Ich hole Sie so schnell wie möglich in meinen Schutzbereich zurück, aber es kann ein oder zwei Wochen dauern. Diese Wochen müssen Sie dort durchhalten, Kurt, einfach überleben! Sie bleiben auf sich gestellt, und Sie müssen allein überleben, doch nur für ein paar Wochen. Gehen Sie jedem Ärger aus dem Weg, lassen Sie sich auf nichts ein, verschieben Sie, verschieben Sie, was immer es ist, und entscheiden Sie lieber nichts außerhalb meines Machtbereiches, Kurt. Merken Sie sich das! Nicht nur für jetzt! Wir brauchen Sie noch! Keiner kann besser Großreinemachen als Sie! Sie sind der Beste, Doktor Kurt Schmelz, Sturmbannführer Doktor Kurt Schmelz!“
    „Sturmbannführer?“, fragte Schmelz.
    „Mit sofortiger Wirkung sind Sie zum Sturmbannführer ernannt worden. Eigentlich wollte ich das erst nach dem Prozess bekanntgeben, aber jetzt ist es eben so. Die Ernennungsurkunde liegt bei mir im Hotelzimmer, ich werde Sie Ihnen ebenfalls zuschicken lassen“, sagte der Erbprinz von Waldeck Pymont: „Ein wenig Einfluss habe ich eben auch noch! Mein eindringlichster Wunsch: Geben Sie Ihren Kontrahenten keine Macht über sich, indem Sie da in Königsberg Fehler machen! Warten Sie ab! Warten Sie ab, und erfüllen Sie Ihre Pflicht! In der Kür werden wir dann wieder zusammen glänzen, Sturmbannführer! – Und jetzt: Wegtreten! Ich palaver ja schon!“
    Breithaupt, Tarnat und Liebig verabschiedeten sich ebenfalls von Schmelz, wobei Liebig nicht anders konnte, als den Vorgesetzten an sich heranzuziehen, ihn zu umarmen und zu sagen, er bewundere ihn, es sei ihm eine Freude gewesen, mit ihm arbeiten zu dürfen, und er habe hier so viel für sich und für seine Arbeit gelernt. Das habe er nur kurz sagen wollen, und nun entschuldige er sich in aller Form für diesen Gefühlsausbruch.
    „Keine Ursache! Auch wenn es wie eine Grabrede klang!“, sagte Schmelz zu Liebig: „Noch lebe ich ja! – Lassen Sie sich lieber wegen der Migräne behandeln! Wenn ich zurück bin, dann werden wir alle doppelt so

Weitere Kostenlose Bücher