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Letzte Instanz

Letzte Instanz

Titel: Letzte Instanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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hier. Das ist mir aufgefallen, als ich
Lis morgens besuchte.«
    »Hat die Untersuchung des Mageninhalts
Anhaltspunkte ergeben?« erkundigte sich Adah bei Wallace.
    »Nur, daß sie nichts gegessen hatte.«
    »Als ich bei ihr war«, sagte ich,
»sagte sie mir, im ganzen Haus gäbe es nichts zu essen. Sie wäre zu
niedergeschlagen gewesen, um einkaufen zu gehen.«
    »Etwas möchte ich noch einmal genau
wissen«, sagte Wallace zu mir. »Sie haben Lis Benedict morgens um zehn
verlassen?«
    »Spätestens.«
    »Haben Sie danach noch einmal mit ihr
telefoniert?«
    »Nein. Vielleicht Jack Stuart.«
    »Er sagt, nein. Ihre Tochter sagt
dasselbe.«
    »Sie haben natürlich das Alibi der
Tochter überprüft«, sagte Adah.
    »Ihr Flugticket für die Nachtmaschine
war benutzt. Die Stewardessen haben sich zwar nicht an sie erinnert, aber das
hat nicht viel zu bedeuten. Nach Lage der Dinge hielt ich es nicht für nötig,
noch weiter nachzuforschen.«
    Adah Joslyn nickte, aber ich sah ihr
an, daß sie nicht seiner Meinung war. Und natürlich mußte man auch die
Möglichkeit, daß Judy selbst mit Lis’ Tod etwas zu tun haben könnte, bedenken.
Sie hätte ja früher heimkommen können, als sie gesagt hatte, und ein zweites
Rückflug-Ticket am Flughafen in New York verkauft oder weitergegeben haben.
    Doch Wallace war mit seinen Gedanken
woanders. »Lis Benedict kann zwischen zehn Uhr morgens und Viertel nach sechs
abends gestorben sein, vorausgesetzt, daß Ihre Theorie mit der Glastür stimmt«,
sagte er. »Was ich noch von Ihnen wissen wollte: Hat sie je den Eindruck
gemacht, sie sei selbstmordgefährdet?«
    Ich hatte schon am Wochenende darüber
nachgedacht. »Eine gewisse Neigung war wohl vorhanden.« Ich berichtete von der
Szene am Rand der Klippe.
    »Wissen Sie«, sagte Adah Joslyn, »wenn
es Selbstmord war, könnte die fortgeschrittene Leichenstarre durch einen
Spasmus entstanden sein. Die extreme Spannung, unter der Selbstmörder zur Zeit
ihres Todes stehen, kann zu einer sofortigen Versteifung führen.«
    Wallace schüttelte den Kopf. »Das paßt
nicht. Hätte sie sich selbst erschossen und einen Spasmus bekommen, würde sie
noch die Pistole umklammert haben. Die lag aber neben ihr auf dem Boden.«
    »Das schließt aber einen Selbstmord
noch nicht aus«, sagte ich. »Nicht alle Selbstmörder bekommen einen Spasmus.«
    »Es wurden zwei Schüsse abgefeuert«,
erinnerte Wallace mich.
    »Dann war sie unerfahren in der
Handhabung von Waffen. Beim erstenmal hat sie danebengeschossen.«
    Er nickte. »Okay. Wenn wir Ihre Theorie
mit der Glastür akzeptieren — und ich finde sie gut —, dann haben wir es
entweder mit einem Selbstmord zu tun oder mit einem Mord, ausgeführt von
jemandem, den Lis Benedict kannte und zur vorderen Tür hereingelassen hat. Sie
hatte die Waffe in der Hand, weil sie der Person nicht traute. Sie gerieten in
Streit, sie fuchtelte mit der Waffe herum, feuerte einen Schuß ab, er nahm sie
ihr ab und tötete sie.« Wallace’ Blick begegnete meinem. Ich wußte, daß er
dachte, wie gut Joseph Stameroff in dieses Szenario paßte.
    »Adah«, fügte er hinzu, »könnten sie
wohl nach nebenan gehen und schauen, ob Mrs. Skillman da ist? Fragen Sie sie,
ob Sie vorher schon etwas gehört hat, das wie Schüsse klang, oder ob sie
bemerkt hat, daß Lis Benedict Besuch hatte. Und fragen Sie gleich auch die
Leute gegenüber und auf der anderen Seite des Hauses.«
    Joslyn nickte und eilte davon.
    »Okay«, sagte ich zu Wallace, »das
bringt uns zu Joe Stameroff. Wie stehen Ihre Vorgesetzten zu ihm?«
    »Das ist ziemlich frustrierend.
Offiziell sollen wir Joe mit Samthandschuhen anfassen, aber zugleich sollen wir
ihn uns genau ansehen. Wie soll man denn, zum Teufel, gegen jemanden ermitteln,
wenn der das nicht merken darf?« Er brach ab und meinte dann: »Mein Gott, ich
würde zu gern erleben, wie der arrogante Scheißkerl das abkriegt, was ihm
gebührt!«
    Ich hatte von Bart selten so heftige
Töne gehört. »Das hört sich an, als wäre zwischen euch beiden schon einmal
etwas gewesen?«
    Wallace schien zu überlegen, wieviel er
mir erzählen sollte. Nach einer kurzen Atempause antwortete er: »Sagen wir mal
nur, ich mochte ihn weder als Staatsanwalt noch als Richter, und ich mag ihn
noch weniger, seit er am Obersten Gericht sitzt.«
    Ich hätte ihn gern nach Einzelheiten
gefragt, aber für den Augenblick ließ ich das Thema besser fallen. »Sie
erwähnten den Laborbefund zu den Schmierereien an meinem Haus.«
    »Ja. Wir haben

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