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Letzte Instanz

Letzte Instanz

Titel: Letzte Instanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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intellektuell auf
sie wirkte, und natürlich hatte auch das Heimliche an unserer Affäre etwas
Prickelndes. Außerdem schadete es nicht, daß ich ein bißchen eigenes Geld hatte
und noch mehr erben würde, auch die Leitung des Instituts.«
    »Sie sagen, es war eine heimliche
Affäre. Ich dachte, Sie haben sie auf Institutspartys mitgenommen.«
    »Als Freund der Familie und vielleicht
als ihr älterer Bruderersatz.«
    »Also wußten nur wenige Leute von Ihrer
Beziehung?«
    »Nur ihre jungen Freundinnen — Louise
Wingfield zum Beispiel.«
    »Haben Sie sich in dem Apartment in
North Beach getroffen?«
    »Aha, davon wissen Sie also?«
    »Von Louise Wingfield. Haben Sie
Melissa Cardinal gekannt, das Mädchen, das ursprünglich die Wohnung gemietet
hatte?«
    »War das die kleine blonde Stewardeß?
Der bin ich hin und wieder begegnet.«
    »Und ihrem Stiefbruder Roger Woods?«
    Eyestone runzelte die Stirn. »An einen
Bruder kann ich mich nicht erinnern.«
    »Stiefbruder. Er hat mit Melissa
zusammengewohnt, bevor dann die anderen sich an der Miete beteiligten.«
    »Dann kann ich ihn doch nicht gekannt
haben, oder?«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber Sie können
Melissa wiedersehen, wenn Sie meine Einladung annehmen.«
    »Und was ist das für eine Einladung?«
    Ich erzählte ihm von dem Historischen
Tribunal und dem zum Wochenende angesetzten Termin: »Nachdem Richter Stameroff
daran teilnimmt, dachte ich, es könnte alle interessieren, die damals beim
eigentlichen Prozeß ausgesagt haben. Und auch Melissa Cardinal, auch wenn sie
damals keine Zeugin war.« Ich hatte meine Zweifel, ob Melissa die Einladung
annehmen würde, aber fragen konnte ich sie immerhin.
    Eyestone zerrte an seiner Manschette
und spielte am Manschettenknopf. Ihm war sichtlich unbehaglich. »Ich müßte aber
nicht aussagen, oder?«
    »Nur dabei sein. Ich würde Sie dabei um
den Gefallen bitten, es mich wissen zu lassen, wenn Ihnen etwas ungenau oder
verdreht vorkommt. Wir möchten, daß beide Seiten historisch so korrekt wie
möglich dargestellt werden.«
    Eyestone dachte einen Augenblick nach.
Ich wartete, ob mein allzu deutlicher Appell an seine Eitelkeit Wirkung zeigte.
Schließlich lächelte er: »Ich komme sehr gern, Miss McCone. Wir sehen uns
morgen im Rathaus.«
     
    »Ich nehme an«, sagte Louise Wingfield,
»daß Sie mich alle Zeiten des Mordes an Cordy verdächtigen, wenn ich nicht an
dem Scheinprozeß teilnehme.«
    »Würde Ihnen das etwas ausmachen?«
    »Seltsamerweise mag ich Sie, und darum
ist es mir nicht gleichgültig, was Sie von mir denken.« Sie zögerte und dachte
nach. »Joe und Leonard werden anwesend sein. Judy. Und Sie sagten, Sie wollen
Melissa überreden. Die alten Zeiten. Gott, was für eine kunterbunte Truppe!«
    »Werden Sie kommen?«
    »Ja. Ich finde die Idee zwar nicht gut,
aber es gehört wohl zum Reinigungsprozeß dazu. In der Morgenzeitung stand, die
Polizei hätte Indizien gefunden, die auf einen Selbstmord von Lis schließen
lassen.« Sie wies auf ein Exemplar des Chronicle, das auf der Ecke ihres
Schreibtischs lag.
    Ich hatte den Artikel gelesen. Er war
gerade noch für die Stadtausgabe fertig geworden. »Lis’ Tod war dennoch
gewissermaßen Mord. Wahrscheinlich hätte sie sich nicht umgebracht, wenn man
sie nicht so gequält hätte.« Dann wechselte ich das Thema. »Einen Punkt aus
Ihrer Aussage beim echten Benedict-Prozeß muß ich noch klären, und ich muß Sie
noch ein paar Dinge über Cordy fragen. Haben Sie noch ein wenig Zeit?«
    Louise Wingfield lehnte sich in ihrem
Stuhl zurück und griff nach einer Zigarette. »Bitte sehr. Ich komme heute
morgen ohnehin zu nichts Ordentlichem mehr.«
    »Erst einmal Ihre Aussage: Als Cordy
der Brief ins Apartment gebracht wurde, war da noch jemand da?«
    Sie dachte nach, die Augen
zusammengekniffen. »Melissa.«
    »Haben Sie das der Polizei gesagt?«
    »...das werde ich wohl.«
    »Hat die Polizei Melissa vernommen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Hat Stameroff Sie später gefragt, ob
Melissa anwesend war?«
    »Nein. Wie ich schon sagte, die
Existenz der Wohnung und die Leute, die sie sich teilten, wurden mit Rücksicht
auf Cordys Familie nicht zur Sprache gebracht.«
    Oder mit Rücksicht auf jemand anderen,
dachte ich. »Ist jemals eine Person wegen einer Aussage an Melissa herangetreten?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich habe
Melissa an dem Tag, als der Brief eintraf, das letztemal gesehen. Und dann erst
wieder letzte Woche, als ich sie aufsuchte.«
    »In Ordnung. Jetzt zu Cordy: Wo

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