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Letzte Instanz

Letzte Instanz

Titel: Letzte Instanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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liegt.«
    »Und — kann ich hin?«
    »Ich bemühe mich darum.«
    »Wann weißt du Bescheid?«
    »Wie gesagt, ich bemühe mich.«
    »Ruf mich an, wenn du Genaueres weißt.
Wenn du es schaffst, verspreche ich dir, mein nächstes Haus über dich zu
kaufen.«
    Nachdem Cathy mit den seltsamen und
komplizierten Winkelzügen um den Erwerb meines jetzigen Hauses bestens vertraut
war, schnaubte sie nur und hängte ein.
    Auch ich hängte ein und widmete mich
den Mitteilungen, die ich aus meinem Fach mit nach oben genommen hatte. Zwei
Klienten mit weniger wichtigen Anfragen. Einer, der sich für meine geleistete
Arbeit bedankte. Meine Mutter: Mein Anrufbeantworter habe ihr bei ihrem
gestrigen Anruf ins Ohr gekreischt. Sie fürchte, er sei kaputt. Ob ich sie
zurückrufen würde, wenn ich Zeit hätte?
    Das würde ich gern. Seit meine Mutter
sich im letzten Herbst hatte scheiden lassen und zu ihrer neuen Liebe, einem
jüngeren Mann von siebenundfünfzig Jahren namens Melvin Hunt, gezogen war,
waren unsere Gespräche zunehmend munter und erfreulich geworden. Das gleiche
galt für den Umgang mit meinem Vater, der täglich weiter aus seiner Jahrzehnte
dauernden Depression und Isolation emportauchte. Zu beiden mußte ich eine neue
Beziehung aufbauen — eine, in der Kritik, Schuldzuweisungen und Verstimmungen
aufgrund elterlicher Autorität keinen Platz mehr hatten. Es war wunderbar, in
den eigenen Eltern zwei neue Freunde gefunden zu haben.
    Und die letzte Nachricht: »Linda wartet
auf einen Rückruf im Wig Wonderland.« Dahinter hatte Ted ein großes
Ausrufezeichen gemalt und ein Gesicht, das meinem auf bemerkenswerte Weise
ähnelte, gekrönt von karottenfarbenen Locken.
    Linda? Wig Wonderland? Ach ja — Tony
Nuevas Freundin, Linda Bautista. Sie hatte versprochen, mich anzurufen, wenn
sie etwas von ihm gehört hatte.
    Ich beschloß, lieber gleich
hinzufahren.
     
     
     

23
     
    Linda Bautista trug eine
kastanienbraune Perücke. Die unecht glänzenden Locken waren so hoch aufgetürmt,
daß es aussah, als balancierte sie eine blattlose Ananas auf dem Kopf. Als ich
den Laden betrat, setzte sie gerade einer jungen Asiatin einen Mop aus
platinblonden Locken auf. Es sah grauenhaft aus, aber die Frau drehte den Kopf
nach rechts und nach links und lächelte dazu. Als Linda mich sah, legte sie
einen Finger auf die Lippen und zeigte auf einen Durchgang mit einem Vorhang am
hinteren Ende des Ladens. Ich nickte und ging dorthin. Kurz darauf kam sie
nach.
    Der Durchgang führte in einen
Lagerraum. In den Regalen standen weitere körperlose Köpfe, und lockige
Perücken lagerten in ihren Plastikhüllen wie schlafende Tiere. Linda lehnte
sich gegen die Wand, zog einen ihrer leuchtendroten Pumps aus und rieb sich die
bestrumpften Zehen. »Tony ist wieder da«, sagte sie. »Er möchte sich mit Ihnen
treffen.«
    »Wo ist er — bei Ihnen zu Hause?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er versteckt
sich bei einem Freund draußen am Strand.«
    »Vor wem versteckt er sich? Vor dem,
der ihn verprügelt hat?«
    »Ja und nein. Es ist etwas...
kompliziert.«
    »Erzählen Sie.«
    »Also...« Ihr Blick wich mir aus, und
sie bückte sich nach dem Schuh. »Tony war in Chula Vista und ist von dort aus
mit seinen Cousins nach Tijuana gefahren. Auf der Rückfahrt gab es dann Ärger
mit dem Zoll, also hat er sich aus dem Staub gemacht.«
    »Was für einen Ärger? Drogen?«
    »Äh, das weiß ich nicht. Aber irgendwie
wollte er nicht im Süden bleiben.«
    Ich hatte schon lange darauf gewartet,
daß Nueva einmal einen gravierenden Fehler machen würde. Er war nicht schlau
genug, um auf die Dauer auf dem schmalen Grat am Rande der Legalität zu
balancieren. »Und da ist er hierher zurückgekommen, wo er doch weiß, daß ihn
hier jemand auf dem Kieker hat.«
    Linda fummelte an ihrem Schuh herum und
zog die zerknautschte, schmutzige Einlegesohle heraus. »Aber wohin soll er
sonst gehen? Hier hat er wenigstens noch Freunde. Wollen Sie sich mit ihm
treffen?«
    »Haben Sie seine Adresse?«
    Sie gab sie mir: Siebenundvierzigste
Avenue, in der Nähe der Santiago Street. Als sie ihren Schuh wieder anzog,
fragte ich: »Heißt das, Sie und Tony sind wieder zusammen?«
    Sie zuckte mit den Schultern und mied
immer noch meinen Blick. »Was soll ich machen? Er braucht mich.« Unausgesprochen
blieb die Ergänzung: Und ich brauche ihn.
    Zu gern hätte ich ihr gesagt, daß sie
noch andere Möglichkeiten hatte als diesen halbseidenen Burschen, der mit
seinen neunzehn Jahren schon mit einem

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