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Letzte Nacht in Twisted River

Letzte Nacht in Twisted River

Titel: Letzte Nacht in Twisted River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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(Jetzt fragte sich Danny, ob Mary nur vorgab zu missbilligen, dass ihr Mann Rooster zum Scharfrichter bestimmt hatte.)
    Im Nachhinein hätte Danny Angel (zu seiner Verteidigung) nur anführen können, dass er der Ermordung des Hundes - auch wenn der Hund ihn angegriffen hatte - nicht leichten Herzens zugestimmt hatte. Doch wenn Armando im Spiel war, vor allem in Fragen moralischer Autorität, stimmte Danny irgendwie
immer
zu.
    »Ach,
dieses
Arschloch meinst du«, sagte Armando, als Danny ihnen die Einfahrt mit den Schrottwagen zeigte. »Du kennst ihn?«, fragte Danny.
    »Du
kennst ihn. Er war mal ein Student bei dir, ganz bestimmt.«
    »In Windham?«
    »Natürlich
in Windham«, erwiderte Armando.
    »Ich hab ihn nicht erkannt. Ich glaube nicht, dass er je bei mir studiert hat«, sagte Danny zu seinem Freund.
    »Erinnerst du dich an alle deine mittelmäßigen Studenten, Danny?«, fragte ihn Mary.
    »Er ist einfach irgendein Hippietischler - oder Nichttischler, ganz wie man will«, sagte Danny, klang aber (selbst in seinen eigenen Ohren) nicht besonders überzeugt.
    »Vielleicht ist er ein
Scbriftstellertischler«,
schlug Armando vor. Danny war gar nicht auf die Idee gekommen, dass der junge Mann eventuell wusste, wer Danny Angel war. In Putney gab es fast genauso viele Möchtegernschriftsteller wie Hippies, die sich Tischler nannten. (Die Feindseligkeit und der Neid, denen man als Schriftsteller in Vermont ausgesetzt war, gingen oft mit einer Hinterwäldlermentalität einher.)
     
    Ein Husky-Schäferhund-Mischling ist einem reinrassigen Deutschen Schäferhund meist nicht gewachsen, aber es waren zwei. Andererseits waren vielleicht auch keine zwei Hunde Rooster gewachsen. Danny stieg aus und kippte die Rückenlehne nach vorn, damit Rooster hinten aus dem VW springen konnte. Kaum hatte der Schäferhund mit seinen Vorderpfoten den Boden berührt, griffen ihn die beiden Mischlingshunde an. Danny stieg einfach wieder in den Volkswagen und sah zu. Rooster tötete den einen Hund so rasch, dass weder Danny noch die DeSimones feststellen konnten, ob der zweite ein Rüde oder ein Weibchen war; er war unter den VW-Käfer gekrochen, wo Rooster nicht an ihn herankam. (Den ersten Hund hatte der Schäferhund am Hals gepackt und ihm mit ein paarmal Schütteln das Genick gebrochen.)
    Armando rief Rooster zu sich, und Danny ließ den Schäferhund wieder in den Käfer. Der Hippie- oder Schriftstellertischler war aus seinem Haus gekommen und betrachtete seinen toten Hund; er hatte noch nicht bemerkt, dass sich sein anderer Hund zitternd unter dem Kleinwagen befand. »Passen Sie auf Ihren Hund auf«, sagte Danny zu ihm, während Armando langsam zurücksetzte, über den verbliebenen Husky-Schäferhund-Mischling hinweg. Es ruckelte nur leicht, als eins der Vorderräder ihn überrollte, und dazu jaulte der Hund kurz auf. Das Tier erhob sich schwerfällig und schüttelte sich - er war auch ein Rüde, wie Danny nun auffiel. Er sah, wie der Hund zu seinem toten Kumpel ging und an dem Kadaver schnüffelte, während das Hippie-Arschloch dem rückwärts aus der Einfahrt fahrenden VW-Käfer nachsah. Aber war es das, was Mary (oder Armando) mit »Gerechtigkeit« meinte? Es wäre vielleicht doch besser gewesen, Jimmy anzurufen, dachte Danny, auch wenn der Polizist am Ende beide Hunde erschossen hätte. Jemand hätte den Hundebesitzer erschießen sollen, fand der Schriftsteller, das wäre eine bessere Geschichte gewesen.
     
    Mir würde manches an Vermont fehlen, falls ich je wegziehen müsste, dachte Danny Angel, doch am meisten würden mir Armando und Mary DeSimone fehlen. Er bewunderte ihre Bestimmtheit.
    Als die drei Freunde auf Dannys Anwesen in Putney im Pool schwammen, bewachte sie der Hundekiller von einem Deutschen Schäfer. Rooster schwamm nicht, trank aber kaltes Wasser aus einer großen Schüssel, die Danny ihm hingestellt hatte, während der Schriftsteller für Armando und Mary Gin Tonics mixte. Im Nachhinein war das Dannys deutlichste Erinnerung an Rooster - der augenscheinlich zufrieden hechelnde Hund am tiefen Ende des Schwimmbeckens. Der große Schäferhund mochte kleine Kinder, hasste aber andere Rüden; das musste an irgendetwas in seiner Lebensgeschichte liegen, doch weder Danny noch die DeSimones wußten, woran.
    Eines Tages würde Rooster auf einer Nebenstraße getötet werden - überfahren von einem Auto, während er unbekümmert einem Schulbus nachjagte. Gewalt erzeugt Gegengewalt, wie Ketchum und der Koch bereits wussten und

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