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Letzte Nacht in Twisted River

Letzte Nacht in Twisted River

Titel: Letzte Nacht in Twisted River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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Sinn.
     
    Sinnbild
    Pranger
    Geschlecht
    Missetäterinnen
    Stich
    Busen
    Stickerei
    qualvoll
    schändlich
    matronenhaft
    erbebend
    Strafe
    Erlösung
    kläglich
    Wimmern
    besessen
    unehelich
    rein
    innerste
    Vergeltung
    Galan
    Gespielin
    besudelt
    abscheulich
     
    Und diese Wörter hatte Ketchum allein in den ersten vier Kapiteln umkringelt!
    »Was hat er sich dabei gedacht, was glaubst du?«, hatte Danny seinen Dad gefragt.
    Der Koch hatte den Mund gehalten, auch wenn ihm das schwerfiel. Klar, »Geschlecht« und »Busen« gingen Ketchum oft durch den Kopf; was »Missetäterinnen« anging, da hatte Ketchum einige gekannt (darunter Sixpack-Pam!). Was den »Galan« betraf, wusste Dominic Baciagalupo mehr, als ihm lieb war - zum Teufel mit dem, was Ketchum mit dem Wort verband! Und was »Pranger« und »qualvoll« anging - von »Wimmern«, »unehelich«, »besudelt« und »abscheulich« ganz zu schweigen -, so hatte der Koch keinerlei Wunsch, Ketchums lüsternes Interesse an diesen Wörtern zu ergründen.
    Das »matronenhaft«, »rein«, »innerste« und vor allem »Sinnbild« waren einigermaßen überraschend. Genauso wenig hätte Dominic vermutet, dass Ketchum viele Gedanken auf »Stickerei« verschwenden würde, auch nicht auf »schändlich«, »erbebend« oder »kläglich«. Der Koch glaubte, dass »Vergeltung« (besonders im Sinne von »Strafe«) seinen Freund ebenso betraf wie die Sache mit dem »Besessen«-Sein, denn Ketchum war zweifellos besessen - und zwar so sehr, dass »Erlösung« äußerst unwahrscheinlich war. (Und verspürte Ketchum regelmäßig einen »Stich«? Und falls ja, weswegen und wessentwegen, fragte sich Dominic.)
    »Vielleicht sind es ja nur Wörter«, hatte Danny laut überlegt. »Wie meinst du das, Daniel?«
    Wollte Ketchum seinen Wortschatz erweitern? Für einen ungebildeten Menschen konnte er sich sehr gut ausdrücken - und er lieh sich immerzu Bücher!
    »Auf der Liste stehen lauter
ausgefallene
Wörter, die meisten jedenfalls«, hatte Danny gemutmaßt.
    Stimmt, pflichtete ihm der Koch bei - von »Busen«, »Strafe« und vielleicht »Stich« abgesehen.
    »Ich weiß bloß, ich hab ihm vorgelesen, und dann hat er das Scheißbuch geschnappt, ist ins Bad gegangen und zusammengeklappt«, sagte Sixpack. »Er klemmt irgendwie in 'ner Ecke, hockt aber noch auf dem Klo«, fügte sie hinzu.
    Von dem Vorlesen wollte Dominic nichts wissen. Zu seinem Bild von Ketchums Tanzsaalbekanntschaften gehörten weder literarische Interessen noch literarische Neugier; der Koch war überzeugt, dass Ketchum kaum mit diesen Frauen sprach und ihnen selten zuhörte. Doch einmal hatte Dominic Ketchum im Scherz gefragt, wie er es so mit dem »Vorspiel« halte.
    Worauf Ketchum, zur nicht geringen Überraschung des Kochs, geantwortet hatte: »Ich bitte sie, mir etwas vorzulesen. Das bringt mich in Stimmung.«
    Oder in die Stimmung, das Buch mit ins Bad zu nehmen und damit aus den Latschen zu kippen, dachte Dominic. Auch hätte der Koch nicht gedacht, dass Ketchums weibliche Tanzsaalbekanntschaften besonders gebildet waren. Woher wusste Ketchum, welche von den Frauen überhaupt lesen konnte? Und welches Buch hatte ihm bei Sixpack-Pam die Stimmung verdorben? (Vielleicht hatte Ketchum einfach nur aufs Klo gemusst.)
    Indianer-Jane war in der Küche verschwunden und kam jetzt mit einer Taschenlampe wieder. »Damit du den Rückweg findest«, sagte sie zu Dominic und gab ihm die Lampe. »Ich bleib hier bei Danny und bring ihn ins Bett.«
    »Darf ich mitkommen?«, fragte der Junge seinen Dad. »Ich könnte dir mit Ketchum helfen.«
    »Meine Wohnung ist für Kinder nicht besonders geeignet, Danny«, sagte ihm Pam.
    Das schrie geradezu nach einer Reaktion, doch der Koch ging nicht darauf ein. »Bleib bei Jane, Daniel. Ich komme gleich wieder«, sagte er nur, eher zu Jane als zu seinem Sohn, doch die Tellerwäscherin war schon wieder in der Küche verschwunden.
     
    Aus den Schlafzimmern im ersten Stock des Kochhauses konnte man einen Teil des Flussbeckens und oberhalb davon fast die ganze Ortschaft überblicken. Allerdings war es nachts in Twisted River so dunkel, dass man in dem abgelegenen Kochhaus wenig von dem mitbekam, was in den diversen Saloons und Absteigen vor sich ging - und die Musik aus dem Tanzsaal, wo niemand mehr tanzte, konnten Danny und Indianer-Jane auch nicht hören.
    Eine Zeitlang hatten der Junge und die Tellerwäscherin die beiden Taschenlampen auf ihrem Weg in den Ort beobachtet. Durch das Hinken des Kochs

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