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Letzte Nacht in Twisted River

Letzte Nacht in Twisted River

Titel: Letzte Nacht in Twisted River Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Irving
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verrückt, Gamba«, antwortete Carmella. »Danny hat sich Katie nicht ausgedacht. Und wäre es dir wirklich lieber gewesen, er wäre nach Vietnam gegangen?«
    »Ketchum hätte das verhindert«, sagte Dominic. »Ketchum hat das ernst gemeint, Carmella. Dann wäre Daniel ein Schriftsteller geworden, an dessen Schreibhand ein paar Finger fehlen.«
    Vielleicht wollte sie Mr. Ketchum lieber doch
nicht
kennenlernen, dachte Carmella im Stillen.
     
    Im Juni 1967 machte der Schriftsteller Daniel Baciagalupo seinen Master of Fine Arts am renommierten Autorenworkshop der University of Iowa. Mit seinem zweijährigen Sohn Joe brach der Autor beinahe sofort nach seinem Abschluss nach Vermont auf. Trotz seiner Probleme mit Katie hatte Danny Iowa City und den Autorenworkshop geliebt, doch im Sommer war es heiß in Iowa, und er wollte sich Zeit nehmen, um in Putney, Vermont, wo das Windham College lag, eine Unterkunft zu finden. Außerdem musste er für den kleinen Joe eine ordentliche Tagesbetreuung organisieren und eine verlässliche Babysitterin finden - vielleicht war ja auch die eine oder andere von Dannys Studentinnen bereit, gelegentlich einzuspringen.
    Einem seiner Lehrer in Iowa (und niemandem sonst) erzählte er von der Idee mit dem Pseudonym - dem Schriftsteller Kurt Vonnegut, einem liebenswürdigen Mann und guten Dozenten. Vonnegut wusste auch von Dannys Schwierigkeiten mit Katie. Danny sagte Mr. Vonnegut nicht, weshalb er über ein Pseudonym nachdachte, sondern nur, dass er noch kein gutes gefunden hatte.
    »Es ist völlig egal, welchen Namen man nimmt«, sagte ihm Vonnegut. Und im Übrigen sei
Familienleben im Coos County,
Dannys erstes Buch, einer der besten Romane, die er je gelesen habe.
»Darauf
kommt es an, nicht darauf, welchen Namen Sie benutzen«, sagte Mr. Vonnegut.
    Die einzige Kritik des Autors von
Schlachthof 5
an dem jungen Schriftsteller betraf, wie er es nannte, ein Problem der Zeichensetzung. Mr. Vonnegut mochte Dannys viele Semikolons nicht. »Vermutlich kommen die Leute auch so dahinter, dass Sie studiert haben, das müssen Sie ihnen nicht unter die Nase reiben«, sagte er.
    Aber die Semikolons hatte Danny aus den Romanen des 19. Jahrhunderts übernommen, die in ihm überhaupt erst den Wunsch geweckt hatten, Schriftsteller zu werden. Er kannte die Buchtitel und die Namen der Autoren von den Romanen, die seine Mutter hinterlassen hatte - den Büchern, die sein Vater Ketchum in Twisted River vermacht hatte. Gelesen hatte er sie allerdings erst in Exeter, und zwar besonders die Bücher von Nathaniel Hawthorne und Herman Melville. Diese beiden Autoren schrieben lange, komplizierte Sätze; und sie waren echte Semikolonfans gewesen. Außerdem kamen beide aus Neuengland - es waren Daniels Lieblingsautoren. Und naturgemäß sprach der englische Romancier Thomas Hardy Daniel Baciagalupo an, der schon mit 25 ein gerüttelt Maß an Schicksalsschlägen erlebt hatte.
    Von den Workshop-Studenten in Iowa war er der Einzige, dem diese alten Schriftsteller besser gefielen als die meisten zeitgenössischen. Allerdings mochte Danny Kurt Vonneguts Bücher, und als Mensch mochte er Vonnegut auch. Mit seinen Lehrern hatte Danny Glück, angefangen bei Michael Leary.
    »Sie werden jemanden finden«, sagte Vonnegut zu Danny beim Abschied in Iowa City. (Sein Dozent meinte wohl, dass Danny irgendwann die richtige Frau finden würde.) »Und«, fügte er hinzu, »vielleicht meint der Kapitalismus es gut mit Ihnen.«
    Mit diesem Satz im Kopf fuhr Danny zurück nach Osten. »Vielleicht meint der Kapitalismus es gut mit uns«, sagte er auf dem Weg nach Vermont mehrmals zu dem kleinen Joe.
    »Du suchst dir am besten eine Unterkunft mit einem Gästezimmer für deinen Dad«, hatte Ketchum bei ihrem letzten Telefonat gesagt. »Auch wenn Vermont meiner Ansicht nach nicht weit genug weg von New Hampshire ist. Konntest du dir nicht irgendwo im Westen eine Stelle als Dozent suchen?«
    »Herrgott noch mal«, hatte Danny erwidert. »Vom Coos County nach Südvermont braucht man mit dem Auto ungefähr genauso lange wie nach Boston, oder? Und in Boston waren wir dreizehn Jahre lang weit genug weg!«
    »Vermont ist zu nah - ich weiß es einfach«, sagte Ketchum, »doch zurzeit ist es für deinen Vater dort viel sicherer, als in Boston zu bleiben.«
    »Das sage ich ihm auch ständig.«
    »Ich ebenfalls, aber er hört überhaupt nicht auf mich«, sagte der Holzarbeiter.
    »Das liegt an Carmella«, meinte Danny. »Er hängt sehr an ihr. Er sollte

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