Letzte Nacht in Twisted River
Carmella, dass Josie DiMattia älter als Danny war; wahrscheinlich hatte Josie die Initiative ergriffen. Und die ganze Zeit über hatte Dominic vermutet, dass
Teresa
DiMattia - oder ihre Freundin Elena Calogero, eine
sehr
zärtliche Cousine -Dannys Entjungferung übernehmen würde.
Warum machte sich Gamba deswegen solche Sorgen?, fragte sich Carmella. Wenn der Junge
mehr
Sex gehabt hätte - damit meinte sie während seiner Zeit als Schüler in Exeter -, hätte er sich später auf dem College vielleicht nicht so in die junge Callahan verknallt! Und wenn er ein paar Cousinen
mehr
gevögelt hätte - Calogeros
und
Saettas und auch jedes weibliche Mitglied der DiMattia-Familie -, hätte er womöglich eine geschwängert, die viel netter war als Katie!
Weil aber Dominic so auf Elena Calogero und Teresa DiMattia fixiert war, nahm Carmella, als sie die Wohnung betrat und Danny auf ihrem Bett mit jemandem zugange sah, automatisch an, dass
Teresa
den verängstigt dreinschauenden Fünfzehnjährigen entjungferte. Natürlich war Danny verängstigt, weil Carmella sie dabei erwischt hatte!
»Teresa, du Hure!«, rief Carmella. (Tatsächlich nannte sie das Mädchen
troia -
nach jener berüchtigten Trojanerin -, doch das Wort bedeutete Hure.)
»Ich bin Josie, Teresas Schwester«, erwiderte das Mädchen pikiert. Sie war wohl sauer, dass ihre Tante sie nicht erkannt hatte.
»Tja, da hast du recht«, antwortete Carmella. »Und wieso benutzt du
unser
Bett, Danny? Du hast doch dein eigenes Bett, du
disgraziato...«
»Meine Güte, eures ist größer«, sagte Josie zu ihrer Tante.
»Und hoffentlich benutzt du ein Kondom!«, sagte Carmella zu Danny.
Dominic benutzte Kondome; er hatte nichts dagegen, und Carmella war es so lieber. Vielleicht hatte der Junge die Kondome seines Vaters gefunden. In Sachen Kondome war die Welt völlig bescheuert, wie Carmella wusste. In Barones Apotheke versteckten sie die Kondome unter der Theke, wo man sie nicht sah. Wenn Jugendliche welche kaufen wollten, schiss der Apotheker sie zusammen. Doch alle verantwortungsvollen Eltern, die Jungs in dem Alter hatten, schärften ihnen ein, Kondome zu benutzen. Und wo bitte sollten die Jugendlichen welche herbekommen?
»War es ein Kondom von deinem Dad?«, fragte Carmella Danny, der ein Laken über sich gezogen hatte. Er schien tief beschämt, dass sie sie erwischt hatte. Die kleine DiMattia hingegen hatte nicht einmal ihre Brüste bedeckt. Sie saß einfach nur mürrisch und nackt da und schaute ihre Tante herausfordernd an. »Wirst du das beichten, Josie?«, fragte Carmella das Mädchen.
»Wie
wirst du das beichten?«
»Ich habe die Kondome mitgebracht - Teresa hat sie mir gegeben«, sagte Josie, ließ aber die wichtigere Frage nach der Beichte unbeantwortet.
Jetzt war Carmella richtig böse geworden. Was hatte sich diese
troia
Teresa nur dabei gedacht, ihrer kleinen Schwester Kondome zu geben? »Wie viele hat sie dir gegeben?«, wollte Carmella wissen. Doch ehe das Mädchen antworten konnte, fragte sie Danny: »Hast du eigentlich keine Hausaufgaben zu machen?« Dann wurde Carmella offenbar klar, dass sie sich einer gewissen Heuchelei schuldig gemacht hatte, als sie Teresa so übereilt verurteilt hatte. (Musste man Teresa nicht vielmehr
dankbar
sein, dass sie ihrer Schwester Kondome gegeben hatte? Aber hatten genau diese Kondome Josie nicht erst
in die Lage versetzt,
Secondo zu verführen?)
»O Mann, soll ich die jetzt zählen, oder was?«, fragte Josie ihre Tante. Sie meinte die Kondome. Der arme Danny sah aus, als wollte er einfach nur sterben vor Scham.
»Also, ihr beiden, passt bloß auf - ich muss zur Arbeit«, sagte Carmella. »Josie!«, hatte Carmella noch gerufen, als sie die Wohnung verließ, kurz bevor sie die Tür zuknallte. »Du wäschst meine Laken und machst mein Bett, sonst sag ich's deiner Mutter!«
Carmella fragte sich, ob die beiden den ganzen Nachmittag und Abend gefickt hatten und ob sie genug Kondome dabeigehabt hatten. (Weil sie deswegen so durcheinander war, hatte sie vergessen, dass sie in die Wohnung zurückgekommen war, weil sie etwas vergessen hatte.)
Ihr lieber Gamba hatte seinen Sohn vor Mädchen beschützen wollen - und wie hatte der Koch geweint, als Danny nach Exeter zog! Doch Carmella hatte es nie über sich gebracht, ihm zu erzählen, dass es nicht wirklich geholfen hatte, den Jungen fort auf ein Internat zu schicken. (Jedenfalls nicht so, wie Dominic gehofft hatte.) Auch war Dominic von der Liste von Colleges und
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