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Letzte Nacht

Letzte Nacht

Titel: Letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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du?»
    «Keine Ahnung. Vier, halb fünf?» Er ist zum Schwertfisch rübergeschlendert, betrachtet das Glasauge und wischt dem Fisch mit dem Daumen den Staub vom Rü cken.
    «Du brauchst doch keine zwei Stunden, um herzukommen.»
    «Ich will mich noch umziehen.»
    «Das kannst du auch hier machen. Bring eine Tasche mit. Es gibt bloß Abendessen. Du kannst nicht über Nacht bleiben.»
    Das ist ein alter Streitpunkt, und Manny lässt es dabei bewenden. «Halb vier», sagt er, dann hat er noch eine halbe Stunde für sich.
    «Was ziehst du an? Du musst auf Mami einen guten Eindruck machen.»
    «Ich weiß nicht. Das, was ich immer anhab.»
    «Nein. Zieh dein blaues Hemd an.»
    «Das ist nicht gebügelt.»
    «Bring’s mit. Ich bügle es dir.»
    Deena will über ihre Pläne für Silvester sprechen – er dachte, es stünde schon alles fest. «Ich darf nichts trinken, also fahre ich», sagt sie. Er geht zum Aquarium und betrachtet die letzten Überlebenden: Ihre Scheren sind mit einem gelben Band zusammengebunden, und von den blinkenden Lichtern werden sie in Rummelplatzfarben getaucht. Er dachte, er hätte ganz gut gewirtschaftet, aber jetzt sieht er, dass er zu optimistisch war. Auch wenn es nicht geschneit hätte, hätte er sie nicht an einem einzigen Abend verkaufen können.
    «... und dann fahren wir zu mir», sagt Deena. «Hört sich das nicht gut an?»
    «Klar», sagt er, kehrt zum Eingang zurück, starrt hinaus auf den Parkplatz. Sie lacht wieder über Bill Murray, und Manny weiß nichts zu sagen. Er würde gern glauben, dass es an diesem Tag liegt, an seiner Müdigkeit.
    «Okay», sagt er, «also vier.»
    «Halb vier.»
    «Stimmt, bis morgen.»
    Während sie noch rumpalavern, gleitet lautlos ein Streifenwagen mit rotem Blinklicht den Highway entlang. In seinem Schlepptau fährt, als wäre er unter Geleitschutz, ein großer Bus, eine dieser Luxuskarossen, in denen die Leute zu den Kasinos fahren. Schließlich verabschiedet sich Manny von Deena, und der Streifenwagen bleibt an der Ampel am Einkaufszentrum stehen. Der Bus hält direkt dahinter und blinkt links. Manny behält alles im Auge, das aufgeklappte Handy noch in der Hand.
    Das Einkaufszentrum hat wegen der Feiertage lange geöffnet, aber in so einem Bus fährt man dort nicht hin, nicht zum Willow Brook‐Einkaufszentrum. Er macht das Handy aus und beobachtet, wie der Polizist abbiegt und die Zufahrtsstraße entlangkommt, direkt auf das Lobster zu. Er will schon nach den anderen brüllen, wartet aber noch, um sicherzugehen, während der Streifenwagen blinkt und, gefolgt von dem Bus, auf den Parkplatz biegt.
    Manny läuft los.

    Und rennt Jacquie fast über den Haufen, als er in den Pausenraum stürzt. «Ein Bus kommt.»
    Und dann in die Küche. «Ein Bus kommt.»
    «Du willst mich wohl auf den Arm nehmen», sagt Ty und bleibt auf seinem Hocker sitzen.
    «Nein, im Ernst. Auf geht’s.» Er klatscht in die Hände wie ein Trainer. «Sofort alles an die Arbeit.»
    Er läuft nach vorn, darauf gefasst, dass der Streifenwagen und der Bus wieder wegfahren, aber ein Staatspolizist kommt wie ein Kundschafter durch den Schnee gestapft.
    Manny öffnet die Tür des Foyers, um ihn zu begrüßen.
    «Haben Sie offen?», fragt der Polizist.
    Aus Gewohnheit – oder ist es Stolz? – sagt Manny:  «Bis elf» und deutet auf das Schild mit den Öffnungszeiten.
    «Haben Sie was dagegen, dass diese Leute Ihre Toiletten benutzen?»
    «Ganz und gar nicht.»
    «Danke.» Er geht nach draußen und gibt dem Busfahrer das Zeichen, alle reinzuschicken. «Die Reisegruppe hat in einem Restaurant in Waterbury verdorbene Muscheln gegessen. Viele sind schon älter, deshalb treffen wir alle Vorsichtsmaßnahmen. Haben Sie Wasser in Flaschen?»
    «Nur Perrier.»
    «Ist das mit Kohlensäure?»
    «Ja.»
    «Wie steht’ s mit normalem Wasser?»
    «Ich kann Ihnen Eiswasser in Gläsern geben.»
    «Das war prima. Wie groß sind Ihre Toiletten – wie viele Kabinen?»
    «Vier und zwei. Vier in der Damentoilette.»

    «Das reicht. Der Fahrer hat versucht, mit der einen Toilette im Bus hinzukommen. Keine angenehme Situation.»
    «Unsere sind sauber», sagt Manny, doch jetzt wünscht er, er hätte sich nach dem Mittagessen nochmal drum gekümmert.
    Die ersten Fahrgäste kommen vornüber gebeugt herein, die Arme wegen der Kälte vor dem Körper verschränkt. Manny ist überrascht zu sehen, dass es ausschließlich Chinesen sind. Er schickt sie den Flur entlang, geht dann nach hinten, erklärt seinen Leuten die

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