Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Letzte Rache: Thriller (German Edition)

Titel: Letzte Rache: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Craig
Vom Netzwerk:
ein Plakat starrte, das für Errazuriz Chardonnay warb. Die Anzeigetafel gab jetzt zwei Minuten bis zum nächsten Zug an. Über die Lautsprecheranlage kam ein Hinweis auf geplante Umbaumaßnahmen an der Circle Line. Gori ging an Hartson vorbei, ohne in ihr Blickfeld zu geraten, bis zum Ende des Bahnsteigs, wo er sich hinter zwei Frauen stellte, die hingebungsvoll eine Ausgabe der A-Z studierten.
    Der nächste Zug war fällig. Gori ging vorsichtig auf dem Bahnsteig zurück, bis er ungefähr einen halben Meter hinter Hartson und ein wenig links von ihr stand, also auf der Seite, die der des einfahrenden Zugs gegenüberlag. Er konnte inzwischen hören, wie er immer näher kam, bis es einen plötzlichen Luftzug und das raue Klappern von Metall auf Metall gab, als er aus dem Tunnel auftauchte. Als sie hochschaute, machte Gori einen Schritt nach vorn. Der Zug war jetzt zur Hälfte eingefahren, und er konnte den Fahrer in seiner Kabine gähnen sehen. Er beugte sich vor und gab ihr einen festen Schubs ins Kreuz, als er an ihr vorbeiging. Ohne einen Laut von sich zu geben, trat sie unwillkürlich über die gelbe Linie und vom Bahnsteig hinunter und verschwand mit einem ganz sachten dumpfen Laut unter den Vorderrädern.
    Es geschah alles so schnell. Niemand auf dem Bahnsteig schien es zu bemerken. Gori, der unbeirrt weiterging, glaubte, einen Hauch von brennendem Fleisch wahrgenommen zu haben, als käme man an einer Dönerbude vorbei, aber er verwarf die Vorstellung rasch wieder. Zweifellos war das nur seine Einbildung.
    Als der Zug zum Stehen kam, war er in seiner ganzen Länge in der Station. Die Türen öffneten sich wie sonst auch, und Gori hörte die übliche aufgezeichnete Durchsage: Lassen Sie bitte zuerst die Fahrgäste aussteigen! Mit einem gelangweilten, leicht ärgerlichen Gesichtsausdruck ließ er sich vom Strom der aussteigenden Fahrgäste mitreißen, die zum Ausgang strebten. Irgendwo hinter ihm ertönte ein Alarm. Da man sich allerdings in London befand, schenkte ihm niemand Beachtung. Alle schoben sich weiter vorwärts. Zwei U-Bahn-Arbeiter in leuchtenden orangefarbenen Jacken erschienen mit knisternden Walkie-Talkies auf dem Bahnsteig. Gori beobachtete, wie sie links an ihm vorbeigingen und Mühe hatten, sich einen Weg durch die Menge zur Fahrerkabine zu bahnen.
    Gori brauchte vielleicht noch eine Minute, um den Bahnsteig zu verlassen und einen Tunnel zu betreten, der die verschiedenen U-Bahn-Linien miteinander verband. Schließlich dünnte die Menge aus, und er konnte wieder ein normales Gehtempo einschlagen. Am Fuß einer Reihe von Rolltreppen schaute er auf einem Liniennetzplan nach und fasste den Entschluss, wo er als Nächstes hinfahren wollte. Wie das Glück es wollte, erreichte er die Bakerloo Line gerade rechtzeitig, um in einen Zug nach Willesden Junction zu steigen.
    Knapp zehn Minuten später verließ Matias die Station Edgware Road. Die Sonne schien immer noch kräftig, und er hatte Durst. Er ignorierte den Mann, der vor dem Stationseingang die Londoner Ausgabe der Big Issue verkaufte, und wandte sich nach rechts, Richtung Norden. Er betrat den ersten Pub, zu dem er kam, und bestellte eine Flasche Heineken Export. Als das Bier vor ihn hingestellt wurde, trank er mehr als die Hälfte davon in einem Zug. Es schmeckte gut.

Vierunddreißig
    Wer zum Teufel spielte denn heutzutage noch Darts? Dominic Silver stand an der Theke im Endurance und sah Michael Hagger dabei zu, wie er drei Pfeile auf verschiedene Stellen der Dartscheibe warf, bevor er den Schaum von seinem Pint mit imitiertem deutschem Lagerbier absaugte. Neben Haggers Dartpartner zählte Silver sieben weitere Männer in dem Pub, vom Barkeeper abgesehen. Es waren genau die Typen, die man mitten am Nachmittag eines Werktags in einer Kneipe erwarten würde: Nichtstuer und Außenseiter verschiedener Couleur. Jeder war damit beschäftigt, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern; niemand würde irgendwelchen Ärger machen.
    Nachdem er es geschafft hatte, länger von der Bildfläche zu verschwinden, als jeder für möglich gehalten hatte, war Michael Hagger schließlich wieder in seine alte Gewohnheit verfallen und in einem Lokal aufgetaucht, wo er sich wahrscheinlich innerhalb kürzester Zeit den meisten Ärger einhandeln würde. Das Endurance lag an der Berwick Street am oberen Ende des Obst- und Gemüsemarkts. Der Pub war beliebt bei einer ungewöhnlichen Mischung aus Medienprofis, Standinhabern und vereinzelten Nutten, die in einem der

Weitere Kostenlose Bücher